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urbanLab Magazin 2017 - Die Stadt der Zukunft

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angepasste „innovative, nachhaltige <strong>Stadt</strong>entwicklung“<br />

forciert werden sollte, um die lokalen Potenziale<br />

zu nutzen bzw. zu erhalten. <strong>Die</strong> Mittelstädte sind jedoch<br />

in ihrer Struktur zu unterschiedlich, als dass ein<br />

einheitlicher Weg aufgezeigt werden könnte.<br />

Um den Anschluss an die Großstädte nicht zu verlieren,<br />

dynamisch zu bleiben und somit zukunftsfähig zu<br />

sein sind die <strong>Zukunft</strong>strends zu analysieren (E-Government,<br />

E-Health, E-Mobility, E-Learning, E-Energy,<br />

E-Work, E-Business , Silver Society, Femal Shift,<br />

Individualisierung etc.) und je nach den konkreten<br />

Voraussetzungen <strong>der</strong> einzelnen Städte strategisch zu<br />

implementieren.<br />

Städte sind komplexe soziale, gesellschaftliche<br />

Netzwerke. Können technologische Lösungen<br />

tatsächlich die Probleme <strong>der</strong> Städte lösen?<br />

Es ist darauf zu achten, dass sich die <strong>Stadt</strong>planer und<br />

Politiker nicht auf technische Universallösungen verlassen.<br />

<strong>Die</strong> Bürger sollten aktiv an diesem Prozess<br />

beteiligt werden. Denn eine <strong>Stadt</strong> kann nur in dem<br />

Maße „smart“ sein, wie sie die Intelligenz Ihrer Bürger<br />

und Akteure erschließt. Das Engagement <strong>der</strong> Bürger<br />

und die Nutzung <strong>der</strong> spezifischen Voraussetzungen<br />

entscheiden letztendlich über die <strong>Zukunft</strong>sfähigkeit<br />

einer <strong>Stadt</strong>.<br />

In Ihrem Vortrag sprachen Sie davon, dass die<br />

Belebung und Weiterentwicklung <strong>der</strong> peripher<br />

liegenden Gebiete eine zentrale <strong>Zukunft</strong>saufgabe<br />

ist. Können Sie uns bildhaft beschreiben, wie<br />

die <strong>Zukunft</strong> in den peripher gelegenen Gebieten<br />

zum Beispiel im Jahr 2030 aussieht – und welchen<br />

Beitrag das Smart City-Konzept hierzu konkret<br />

geleistet hat?<br />

Ich stelle mir eine fahrradfreundliche, auf die menschlichen<br />

Dimensionen zugeschnittene Mittelstadt vor,<br />

wo viele Kin<strong>der</strong> auf den Straßen spielen und in einem<br />

lebendigen <strong>Stadt</strong>kern individuelle Läden und Cafés<br />

von einer generationsübergreifenden Bevölkerung<br />

besucht werden. Wo bezahlbarer Wohnraum vorhanden<br />

ist und familienfreundliche Konzerne in den Gewerbegebieten<br />

ansässig sind. Durch eine offene und<br />

gelebte Partizipation ist ein starkes Gemeinschaftsgefühl<br />

entstanden. <strong>Die</strong> Akteure identifizieren sich mit<br />

Ihrer <strong>Stadt</strong> und fühlen sich für sie verantwortlich. <strong>Die</strong><br />

Smart City-Ansätze haben dafür den Grundstein gelegt.<br />

Kommunikationsplattformen für den innerstädtischen<br />

Austausch <strong>der</strong> Akteure wurden aufgebaut. So<br />

entstandene Ideen wurden und werden umgesetzt.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Stadt</strong> ist ein kommunikativer, intelligenter Organismus.<br />

Das Online-Marketing <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> konnte die<br />

innovativen Ansätze herausstellen und somit Fachkräfte<br />

mit <strong>der</strong>en Familien in die <strong>Stadt</strong> holen. Auch<br />

junge Leute wurden durch zahlreiche Angebote wie<br />

z.B. Mitspracherecht, günstigen Wohnraum und flächendeckendes<br />

W-LAN davon angezogen. Mittelstädte<br />

können die Angebotsdichte einer Großstadt zwar<br />

nicht erreichen aber durch eine geschickte Nutzung<br />

Ihrer Potenziale eine attraktive Alternative schaffen.<br />

Vor welchen zentralen Herausfor<strong>der</strong>ungen stehen<br />

wir, wenn wir das von Ihnen skizzierte Bild in<br />

den Mittelstädten und peripheren Regionen voranbringen<br />

wollen?<br />

Als wichtigster Forschungsansatz gilt die Entwicklung<br />

von Operationalisierungsstrategien für die Akteure in<br />

Form von neuen Verfahren und Instrumenten für die<br />

urbane Teilhabe. In Anlehnung an die Kybernetik evolutionärer<br />

Systeme können Strategien des <strong>Stadt</strong>-und<br />

Regional-Managements aufgezeigt werden. Ziel ist es<br />

einen Weg zu skizzieren, Informationen weiterzugeben<br />

und eine finanzielle Unterstützung zu gewährleisten,<br />

um eine ortsangepasste IKT aufzubauen, die eine<br />

<strong>Zukunft</strong>sfähigkeit im Wettstreit mit den Ballungsräumen<br />

erst ermöglicht. Der Fokus <strong>der</strong> Forschung und<br />

<strong>der</strong> Politik ist auf die dezentralen Gebiete zu lenken,<br />

hier wohnen 55 Millionen Menschen auf 96% <strong>der</strong> Fläche<br />

Deutschlands. <strong>Die</strong> Gebäude- und Infrastruktur ist<br />

vorhanden. Warum werden in Randlagen von Großstädten<br />

neue <strong>Stadt</strong>gebiete erschlossen und eine Aufstockung<br />

vorhandener Gebäude angedacht, wo es in<br />

Mittelstädten Leerstände und Flächenpotenzial gibt?<br />

Durch die virtuelle Realität sind Standorte relativ geworden.<br />

<strong>Die</strong> peripheren Regionen müssen eine Chance<br />

bekommen ihre jeweiligen Vorzüge gegenüber den<br />

Metropolen herauszustellen und zu entwickeln.<br />

Architekten und <strong>Stadt</strong>planer sowohl in den Kommunen<br />

als auch in den freien Büros, Forscher aus<br />

Hochschulen und Forschungseinrichtungen und<br />

die IKT-Fachleute sind alle wichtige Spieler auf<br />

dem Weg zur „Smart City“. Vor welchen Aufgaben<br />

stehen diese einzelnen Gruppen, damit alle zusammen<br />

das Thema Smart City zu einem Erfolg<br />

bringen?<br />

Ideen entstehen in <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit einem<br />

Thema und dafür ist es einfach wichtig, dass <strong>der</strong> Fokus<br />

von Politik und Forschung auf die Mittelstädte gelegt<br />

wird, die zurzeit im Schatten <strong>der</strong> Großstädte stehen.<br />

Darüber hinaus ist eine <strong>Stadt</strong> in dem Maße lebendig<br />

und aktiv, wie Ihre Bürger sich dafür engagieren. <strong>Die</strong>sen<br />

Schatz gilt es zu heben. <strong>Die</strong> Schatzkarte muss<br />

aber jede <strong>Stadt</strong> mit Ihren Akteuren selber zeichnen.<br />

Frau Lauhoff, vielen Dank für Ihren Vortrag und das<br />

Gespräch! (Das Interview führte Benjamin Dally)<br />

MSc urban management Carolin Lauhoff<br />

Gesellschafterin Laufhoff Architekten Melle und Bünde<br />

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Digitale <strong>Stadt</strong> - AUS DER REGION

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