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urbanLab Magazin 2017 - Die Stadt der Zukunft

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Ralf Zimmer-Hegmann<br />

40<br />

Soziale <strong>Stadt</strong> - KEYNOTE<br />

Soziale Integration im Quartier:<br />

Eine vorläufige Bilanz <strong>der</strong> „Sozialen <strong>Stadt</strong>“<br />

Seit nunmehr fast 20 Jahren wird auf Bundesebene das Städtebauför<strong>der</strong>programm<br />

„Soziale <strong>Stadt</strong>“ umgesetzt. Seine Zielsetzung ist die Stabilisierung,<br />

aber auch Aufwertung von benachteiligten <strong>Stadt</strong>teilen und Quartieren. Damit<br />

wurde ein doppelter Integrationsanspruch in <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong>entwicklungspolitik<br />

eingeführt: die soziale Integration von benachteiligten Personengruppen in die<br />

lokalen Gemeinwesen von <strong>Stadt</strong>teilen und Quartieren sowie ein funktional integrierter<br />

Politikanspruch, <strong>der</strong> unterschiedliche Fachpolitiken und Ressourcen<br />

bündeln und eindimensionale sektorale Handlungsansätze überwinden soll.<br />

Berlin, Foto: Sascha Kohlmann, flickr.com, Lizenz: CC-BY 2.0, https://creativecommons.org/licenses/by/2..0<br />

Wir beobachten in den letzten Jahrzehnten einen<br />

deutlichen Bedeutungszuwachs in <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

des Lokalen. Der bekannte Soziologe Richard<br />

Sennett (1998: 189) beschreibt das als Wunsch<br />

vieler Menschen, den Anfor<strong>der</strong>ungen des neoliberalen<br />

Kapitalismus nach mehr Flexibilität und <strong>der</strong><br />

Entgrenzung von Zeit und Raum ein Stück weit zu<br />

entgehen: „Eine <strong>der</strong> unbeabsichtigten Folgen des<br />

mo<strong>der</strong>nen Kapitalismus ist die Stärkung des Ortes,<br />

die Sehnsucht <strong>der</strong> Menschen nach <strong>der</strong> Verwurzelung<br />

in einer Gemeinde.“ Neben einer neuen bürgerlichen<br />

Rückbesinnung auf den städtischen Nahraum,<br />

<strong>der</strong> sich in einem verstärkten ortsbezogenen bürgerschaftlichen<br />

Engagement ausdrückt (vgl. Rauterberg<br />

2013), wird das Quartier aber insbeson<strong>der</strong>e<br />

als eine wichtige Ressource für die Bewältigung von<br />

Armut und sozialer Benachteiligung gesehen. Dabei<br />

ist zu berücksichtigen, dass benachteiligte Bevölkerungsgruppen<br />

u.a. aufgrund ihrer eingeschränkten<br />

finanziellen Möglichkeiten eine geringere Mobilität<br />

als beispielsweise Mittelschichtangehörige aufweisen.<br />

Sie sind somit beson<strong>der</strong>s auf die Ressourcen<br />

ihres unmittelbaren Wohnumfeldes zur Bewältigung<br />

ihres Lebensalltages angewiesen. Herlyn et al.<br />

(1991) unterscheiden in ihrer Studie zur Bedeutung<br />

des Wohnmilieus für die Lebenslage und -bewältigung<br />

<strong>der</strong> Quartiersbewohner vier Teilressourcen;<br />

sie sehen den <strong>Stadt</strong>teil als Chance <strong>der</strong> Existenzsicherung<br />

durch Arbeit, als Ort des Wohnens, als Ort<br />

des sozialen Austauschs und als Ort <strong>der</strong> Teilhabe an<br />

gesellschaftlichen Einrichtungen. Das Wohnquartier<br />

bietet am ehesten Möglichkeiten für Gelegenheitsarbeit<br />

sowie für stundenweise, wohnungsnahe Tätigkeit,<br />

die eine Vereinbarkeit von Erwerbstätigkeit

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