urbanLab Magazin 2017 - Die Stadt der Zukunft
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Soziale <strong>Stadt</strong> - KEYNOTE<br />
Berlin, Foto: Daniel Ullrich, flickr.com, Lizenz: CC-BY 2.0, https://creativecommons.org/licenses/by/2.0<br />
wohnortbezogene soziale Netzwerke zu stärken und<br />
den <strong>Stadt</strong>teil bzw. das Quartier als Ressource gerade<br />
für benachteiligte Bevölkerungsgruppen (z.B. Arme,<br />
Alleinerziehende, Alte) zu begreifen, die beson<strong>der</strong>s<br />
in ihrer täglichen Lebensführung auf den Nahraum<br />
orientiert und angewiesen sind. Das Programm hat<br />
mit seinem gebietsbezogenen und integrierten Anspruch<br />
dazu beigetragen, dass Prinzipien <strong>der</strong> Sozialraumorientierung<br />
auch in an<strong>der</strong>en Fachpolitiken (z.B.<br />
Jugendhilfe, Gesundheit, Kriminalprävention) eingezogen<br />
sind bzw. dort eine Stärkung erfahren haben.<br />
Auch die Instrumente <strong>der</strong> integrierten Quartiersentwicklung,<br />
v.a. das Quartiersmanagement haben sich<br />
durch die positiven Erfahrungen längst auf an<strong>der</strong>e<br />
Bereiche (z.B. Wohnen im Alter, Integration) übertragen.<br />
Gleichwohl muss konstatiert werden, dass solche<br />
sozialraumbezogenen Ansätze im gesamten Bereich<br />
des Verwaltungshandelns und <strong>der</strong> Ausrichtung<br />
von För<strong>der</strong>programmen, die überwiegend keinen<br />
Gebietsbezug aufweisen und stärker zielgruppenorientiert<br />
ausgerichtet sind, noch in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heit sind.<br />
Es zeigt sich auch, dass die Wirkungen des Programms<br />
insbeson<strong>der</strong>e in sozialer und ökonomischer<br />
Hinsicht bislang eher begrenzt sind. Zwar konnten<br />
durch das Programm vielfach soziale Netzwerke gestärkt<br />
und auch Personen sozial stabilisiert werden,<br />
aber an <strong>der</strong> kritischen sozialen Lage <strong>der</strong> Mehrheit<br />
<strong>der</strong> benachteiligten Bevölkerung in den Gebieten<br />
konnte das Programm aufgrund seiner begrenzten<br />
Ressourcen und Reichweite bislang nur wenig än<strong>der</strong>n.<br />
Hier spielen negative gesamtgesellschaftliche<br />
Einflüsse auf die soziale Lage <strong>der</strong> betroffenen Bevölkerung<br />
eine größere Rolle (konjunkturelle ökonomische<br />
Entwicklungen, Zunahme von Armut und<br />
Arbeitslosigkeit, Sozial- und Arbeitsmarktgesetzgebung<br />
etc.). Das gilt auch für die ökonomische Lage<br />
in den Gebieten. Zwar existiert eine Vielzahl von<br />
sehr positiven Projekten und Ansätzen im Bereich<br />
<strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lokalen Ökonomie. <strong>Die</strong>se Ansätze<br />
können aber z.B. die Arbeitsplatzverluste durch<br />
den industriellen Strukturwandel nur sehr begrenzt<br />
kompensieren. <strong>Die</strong> Gebiete <strong>der</strong> „Sozialen <strong>Stadt</strong>“<br />
weisen noch überwiegend eine überdurchschnittliche<br />
Arbeitslosigkeit auf, so dass hier weiterhin<br />
deutlicher Handlungsbedarf besteht.<br />
Neue för<strong>der</strong>politische Schwerpunkte<br />
Im Grunde braucht es eine sozialraumbezogene<br />
Neuausrichtung <strong>der</strong> För<strong>der</strong>politiken. Es bedarf insbeson<strong>der</strong>e<br />
einer strukturpolitischen, bildungs- und<br />
integrationspolitischen sowie wohnungspolitischen<br />
Ergänzung des Ansatzes <strong>der</strong> „Sozialen <strong>Stadt</strong>“:<br />
Vor allem die Verknüpfung von Maßnahmen <strong>der</strong><br />
Struktur- und Wirtschaftspolitik mit Arbeitsmarktför<strong>der</strong>ung<br />
und Sozialpolitik auf die Belange benachteiligter<br />
<strong>Stadt</strong>teile und <strong>der</strong> dort lebenden Zielgruppen<br />
von Arbeitsmarkt- und Beschäftigungsför<strong>der</strong>ungsmaßnahmen<br />
ist beson<strong>der</strong>s erfolgversprechend. Hier<br />
sind gerade in <strong>der</strong> EU-Kohesionspolitik mit <strong>der</strong> Verknüpfung<br />
von EFFRE- und ESF-För<strong>der</strong>ung durchaus<br />
richtige Ansätze entstanden, die allerdings in<br />
den Kommunen häufig als konzeptionell zu aufwändig<br />
und in <strong>der</strong> Abwicklung als zu bürokratisch wahrgenommen<br />
werden.