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wd | Winter 2019

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KULTUR<br />

Kobr: Wir hatten neulich noch so eine Diskussion im Bekanntenkreis. Da<br />

steht jemand kurz vor dem Abitur und ihm wurde geraten, Lehramt zu studieren,<br />

weil der Beruf sicher ist und gerade so viele Lehrer gesucht werden.<br />

Da geht mir mittlerweile die Hutschnur hoch. Ich habe damals auch mit<br />

dem Lehramtsstudium die Sicherheitsnummer gezogen. Aber eigentlich<br />

möchte ich jeden rütteln und sagen „Mach das, worauf du Bock hast! Das ist<br />

das Allerwichtigste.“ Ich hoffe natürlich, dass ich damals als Lehrer genauso<br />

reagiert hätte wie ich es heute tue, wenn es um die Berufswünsche von jungen<br />

Leuten geht. Heute kann ich das natürlich mit einer breiteren Brust tun.<br />

Kennen Sie den Gedanken, dass einem im Leben immer wieder die gleichen<br />

Charaktere begegnen, die man schon aus Schulzeiten kannte? So<br />

als würden einem die selben Personen immer wieder in neuer Gestalt<br />

über den Weg laufen? Schöpft man daraus auch die Ideen für Figuren<br />

und Charaktere in Büchern?<br />

Kobr: Ich habe das noch nie so reflektiert, aber ich glaube das ist tatsächlich<br />

so. Natürlich überlegt man sich oft bei Figuren, welche soziale Rolle der- oder<br />

diejenige im Buch hat. Und da ist das Klassenzimmer von damals oft sowas<br />

wie die Matrix. Es ist witzig, dass Sie das jetzt gerade fragen, denn vor zwei<br />

Tagen hatten wir genau so einen Fall.<br />

Kommissar Kluftinger gibt’s auch in der Schulbücherei.<br />

Volker Klüpfel will wissen, wie oft der Krimi schon ausgeliehen wurde.<br />

Sie haben beide inzwischen selbst Kinder – wie sieht man die Schule heute<br />

mit gewissem Abstand und als Vater?<br />

Klüpfel: Wir müssen es natürlich mit Elternaugen sehen. Daran führt kein<br />

Weg vorbei und ich kann nicht sagen „Komm, schreib die Hausaufgaben<br />

morgen im Bus ab“. Trotzdem glaube ich, dass ich meinen Schülerblick nicht<br />

ganz verloren habe. Was ich vor allem meinen Kindern mitgeben möchte,<br />

ist, dass sie wirklich das tun sollen, worauf sie Lust haben. Danach können<br />

sie sich immer noch in alle Richtungen orientieren. Ich will, dass sie begreifen,<br />

dass zu Schulzeiten keineswegs festgelegt wird, wie ihr späteres Leben<br />

ablaufen wird.<br />

Kobr: Ich finde es schön zu sehen, dass sich Schule gar nicht so stark verändert<br />

hat im Vergleich zu unserer Zeit. Es ist nach wie vor relativ behütet und<br />

ruhig, so wie wir das damals auch erlebt haben. Jetzt haben wir in Bayern<br />

noch die Situation, dass die Gymnasien wieder auf G9 umgestellt werden<br />

und somit gehört der Nachmittagsunterricht bald wieder der Vergangenheit<br />

an. Ich empfinde es als wahnsinniges Glück, dass man das eine Jahr<br />

wieder drangehängt hat. Wenn man das von Kindern von Freunden mitgekriegt<br />

hat, war das doch recht stressig.<br />

Glauben Sie, dass Sie beide lockerer den späteren Berufswünschen Ihrer<br />

Kinder entgegensehen, weil Sie selbst einen eher unkonventionellen Job haben<br />

und nicht hinter dem Bankschalter sitzen oder im Versicherungsbüro?<br />

Klüpfel: Ich habe damals als Zeitungsredakteur hin und wieder an Berufsmessen<br />

und ähnlichen Aktionen teilgenommen. Da haben mich oft interessierte<br />

Schüler gefragt, wie das denn so ist als Journalist und dass sie Interesse<br />

an dem Beruf hätten, es aber so wenige Stellen gibt. Schon damals habe<br />

ich immer gesagt „Gute Leute wird man immer brauchen. Also macht das,<br />

was ihr wirklich wollt und lasst euch nicht davon abbringen.“<br />

Klüpfel: Wir haben jetzt gerade einen Charakter erfunden, bei dem wir beide<br />

gesagt haben „Der ist eigentlich genau wie ein ehemaliger Schulkamerad<br />

von uns“. Das hilft natürlich, denn wir brauchen beide eine gemeinsame<br />

Vorstellung von den Personen in unseren Büchern. Da ist es leichter, wenn<br />

man ein konkretes Vorbild vor Augen hat, das beide kennen.<br />

Werden Sie der betreffenden Person irgendwann verraten, dass er Vorbild<br />

für den Charakter im Buch war?<br />

Klüpfel und Kobr (lachen): Nein, dem nicht!<br />

<br />

Text: Linda Hild<br />

Draußen<br />

Neuerscheinung im November:<br />

Neues Terrain und ganz neues Genre – mit „Draußen“ ist gerade der<br />

erste Thriller des Autorenduos Klüpfel und Kobr erschienen. Endlich<br />

mal nicht witzig sein zu müssen, das war einer der Antriebe der beiden<br />

Schriftsteller für das Buch, das sich um das archaische Leben<br />

von Preppern dreht – jenen Menschen, die sich im Verborgenen auf<br />

das Äußerste vorbereiten. Über allem steht die Frage: Was, wenn es<br />

wirklich zum großen Blackout kommt?<br />

Ullstein, 384 Seiten; € 19,99<br />

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