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wd | Winter 2019

Ihr Magazin für Lifestyle und Business im Allgäu und dem angrenzenden Alpenraum.

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An Tagen wie diesen…<br />

Philipp Karch<br />

Bleib auf Augenhöhe, sach- und lösungsorientiert. Zwischen Busfahrer und<br />

dir ist Augenhöhe, auch wenn der Busfahrer es kurzzeitig vergessen hat.<br />

Er hat ein Machtspiel mit dir begonnen, ob bewusst oder unbewusst, und<br />

du reagierst reflexhaft mit einem inneren »Dafür stehe ich nicht zur Verfügung«.<br />

Gegen eine solch liebevoll-rücksichtslose Begegnung auf Augenhöhe<br />

kann er sich nicht wehren. Vorausgesetzt du gibst sie nicht auf.<br />

Kennst du diese Tage, an denen du denkst: »Das darf doch nicht wahr<br />

sein, jetzt auch das noch?!« Jeder scheint es mit seiner schlechten Laune<br />

oder seinem egoistischen Verhalten auf dich abgesehen zu haben. Für<br />

solche Tage habe ich Zehn Ideen dafür, wie du mit typischen Konfliktsituationen<br />

geschickter umgehen kannst.<br />

6:30 Uhr – Du mit dir<br />

Du hast kaum geschlafen und bist mächtig gerädert. Der Schuldige ist leicht<br />

gefunden: Die Matratze, der Straßenlärm, der viel zu lange Film, …, vielleicht<br />

auch du selbst. Du hast die freie Wahl, einen Schuldigen zu finden.<br />

Es ist schon ärgerlich genug, dass du schlecht geschlafen hast. Wenn du<br />

jetzt aber noch einen Schuldigen suchst, vergrößerst du dein Elend. Widerstehe<br />

der Versuchung, etwas anderes zu wollen. Atme in die Müdigkeit<br />

hinein und stelle fest: du bist müde. Mehr gibt es gerade nicht zu tun.<br />

7:45 Uhr – Du und dein Sohn<br />

Kaum geschlafen und jetzt noch dein Sohn, der rücksichtsvolle Selbstfürsorge<br />

mal wieder mit rücksichtslosem Egoismus verwechselt. Der Brotkorb leer, das<br />

Nutella auf dem Tisch und die offensichtliche Brotknappheit ist dem Spross<br />

herzlich egal …<br />

Du bist immer noch frustriert, aber du erkennst, dass es nicht um das gefühlte<br />

Fehlverhalten deines Sohnes geht. Es geht auch um dich und deine<br />

Bedürfnisse und deinen Umgang mit dir selbst. Erkenne im Ärger auf das<br />

Verhalten eines anderen, dass darunter Ärger auf dir selbst liegt. Dein Gegenüber<br />

ist ein Spiegel. Das ist leider immer so. Hinter dem Ärger auf jemand<br />

anderen schlummert Ärger über sich selbst.<br />

8:40 Uhr – Du beim Bäcker<br />

Brav in die Schlage eingereiht kommst du endlich dran. Da passiert es: Ein<br />

frecher Lümmel grätscht von der Seite dazwischen und fordert wie selbstverständlich<br />

eine Brezel und wird auch noch freundlich bedient. So schweigst du.<br />

Mal wieder.<br />

Bevor du das nächste Mal wieder schweigen solltest, sprich. Denn wer<br />

spricht, signalisiert: Ich bin da, ich wehre mich. Erwarte nicht zu viel von deinen<br />

Worten, sonst sprichst du nicht. Sprich, setz dich für dich und deinen Fall<br />

ein. Wer schweigt, stimmt dummerweise oft zu. Wer will, dass sich andere<br />

benehmen, muss sprechen. Also sprich: »Du bist gleich dran, ich bestelle nur<br />

noch schnell!« Es muss dir nur wichtig genug sein, und die Leute werden sich<br />

nicht mehr vordrängeln.<br />

9:10 Uhr – Du und der Busfahrer<br />

Deine Gedanken kreisen noch ein wenig um den Flegel aus der Bäckerei, da<br />

pöbelt dich der Busfahrer schon an: »Hey, Alter, zacki-zacki, wir können hier<br />

nicht ewig warten!« .<br />

10:15 Uhr – Du und der Pförtner<br />

Du erreichst die Firma. »Dort sollte es doch gemächlicher zugehen«, denkst du<br />

noch. Aber diese Rechnung hast du ohne den Pförtner gemacht. Entgegen seiner<br />

sonstigen Art lächelt er kaum bis gar nicht.<br />

Wann auch immer deine Mitmenschen sich reduzierter verhalten als sonst,<br />

beziehe es nicht auf dich geschweige denn auf mögliches Fehlverhalten von<br />

dir. Stelle fest, was ist und vermute einen Grund beim Gegenüber. Irgendetwas<br />

muss heute bei deinem Gegenüber ungünstiger verlaufen sein als sonst.<br />

11:45 Uhr – Du und dein Chef<br />

Normalerweise führt dein Boss kooperativ und respektvoll. Normalerweise.<br />

Heute leider nicht. Ein Kunde droht abzuspringen und der Chef hat ein Brainstorming-Meeting<br />

einberufen. Du kennst den Kunden gut und hast eine Idee.<br />

Doch als du sie vorstellst, rollt der Chef genervt die Augen, hält die Luft an und<br />

schüttelt den Kopf.<br />

Schweige nicht, sprich. Und wenn du sprichst, sprich sachlich, lösungsorientiert<br />

und fragend. Ermögliche deinem Gegenüber, dass es wieder wie ein reflektierter<br />

und befreiter Erwachsener über das spricht, was los ist, ohne von<br />

oben oder von unten den anderen beschämen zu wollen. Die Hinwendung<br />

zur gewaltfreien Sprache ist zwar durchaus einfach zu verstehen, sie ist aber<br />

in der Regel überhaupt nicht leicht zu verwenden. Allzuoft lassen wir uns<br />

dazu verleiten, verbal zurückzuschlagen. Doch der Verzicht auf Vergeltung<br />

lohnt sich enorm.<br />

13:15 Uhr – Du und deine Kollegin<br />

Das Meeting ist zu Ende und der Auftrag ist klar. Doch die Umsetzung gestaltet<br />

sich schwieriger als gedacht. Es bricht zwischen dir und deiner Kollegin ein<br />

Streit über die Ebene der Zuständigkeit aus. Ein sicher leicht zu lösender Konflikt,<br />

doch die Kollegin unterbricht dich ständig.<br />

Wenn dich jemand unterbricht, unterbrich ihn. Radikal. Zeige das unerwünschte<br />

Verhalten im unmittelbaren Spiegel. Falls das nicht hilft, sprich es<br />

mithilfe einer rhetorischen Frage an: »Unterbrichst du mich gerade?« Falls<br />

der andere einsichtig ist und dich wieder sprechen lässt, wunderbar, sprich<br />

und lass dich auf keinen Fall noch einmal unterbrechen. Falls der andere<br />

keine Einsicht zeigt, dann leg nach: »Wie, das soll kein Unterbrechen sein?<br />

Wie würdest du das denn nennen? «. So viel Klarheit sollte reichen.<br />

14:25 Uhr – Du und dein Mitarbeiter<br />

Dein Mitarbeiter, dem du das Vorgehen erläutern willst, ist nicht bei der Sache.<br />

Du schaltest vom scheuen Reh auf den brüllenden Gorilla um. Doch während<br />

du tobst, kommt schon Reue auf und Schuld und Scham auch noch.<br />

Warum dein Gegenüber nicht humorvoll attackieren statt gewalttätig? Was<br />

hältst du von diesem Ansatz? Während der Mitarbeiter seine eigenwilligen<br />

Verhaltensweisen zeigt, verstummst du. Du wirst ganz still und bewegst dich<br />

nicht mehr und wartest einfach, bis er es merkt und auch zur Ruhe kommt.<br />

Falls dies nicht geschieht: Hol auch dein Smartphone raus, erst nebenbei –<br />

und falls auch das nicht wirkt – übertreibe es. Sei nie rachesüchtig oder sar-<br />

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