21.01.2021 Aufrufe

procontra-Thema-Recht

Die Experten der Kanzlei Michaelis bringen auf den Punkt, was für Beratung und Vertrieb 2021 wichtig ist.

Die Experten der Kanzlei Michaelis bringen auf den Punkt, was für Beratung und Vertrieb 2021 wichtig ist.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Recht</strong><br />

Wie gerät ein Versicherungsmakler in das Lager<br />

des Versicherers? Wann haftet ein Versicherer<br />

für das Handeln eines Versicherungsmaklers?<br />

Urteil des Landgerichts Hamburg vom 20.05.2020 – 314 O 109/18 (rechtskräftig)<br />

– TEXT: RA LARS KROHN LL.M., FACHANWALT FÜR VERSICHERUNGSRECHT –<br />

Diese beiden gerade im Hinblick auf<br />

die Auseinandersetzungen in der<br />

Betriebsschließungsversicherung ganz aktuellen<br />

Fragen hat das Landgericht Hamburg<br />

mit Urteil vom 20.05.2020 (314 O<br />

109/18) in einer von uns herbeigeführten<br />

zwischenzeitlich rechtskräftigen Entscheidung<br />

behandelt, die überdies eine Klausel<br />

zur Umsatzsteuererstattung kippt.<br />

Das Urteil ist damit in der aktuellen<br />

Situation der Versicherungsmakler, die<br />

sich angesichts der aktuellen Leistungsverweigerungen<br />

und der Abfindungsangebote<br />

der Versicherer zwischen den Stühlen,<br />

aber auch unter Druck gesetzt fühlen, von<br />

erheblicher Bedeutung.<br />

dingungen war die Erhöhung der Entschädigungsgrenze<br />

lediglich daran geknüpft,<br />

dass die Wertgegenstände innerhalb eines<br />

mehrwandigen Stahlschranks mit einem<br />

Mindestgewicht von 200 Kilogramm<br />

aufbewahrt wurden, Voraussetzungen, die<br />

der streitgegenständliche Tresor erfüllte.<br />

Jedoch handelte es sich nicht um einen<br />

VDS-anerkannten Wertschrank, sodass<br />

fraglich war, ob die Begrenzung der<br />

Versicherungssumme für Wertgegenstände<br />

nach den zwischenzeitlich neu vereinbarten<br />

Axa-Bedingungen gemäß § 28 Nr. 3<br />

VHB 04/05 griff.<br />

Die Umstellung auf einen neuen Vertrag<br />

und damit auf die neuen Versicherungsbedingungen<br />

ging aber von der Axa<br />

aus. Deshalb war es Sache des Versicherers,<br />

den Versicherungsnehmer vor der<br />

Umstellung darauf hinzuweisen, dass die<br />

neuen Versicherungsbedingungen an die<br />

Erhöhung der Versicherungssummen für<br />

im Wertschrank befindliche Wertgegenstände<br />

bzw. an den Wertschrank selbst<br />

höhere Anforderungen stellte, namentlich<br />

eine VDS-Anerkennung.<br />

Grundsätzlich war es das Interesse der<br />

Axa gewesen, neue Versicherungsbedingungen<br />

gegenüber dem Versicherungsnehmer<br />

durchzusetzen, und die damit<br />

einhergehende Aufklärungs- und Informationspflicht<br />

des Versicherers galt, obwohl<br />

die Änderung durch einen Versicherungsmakler<br />

vermittelt wurde. Trotz § 6 Abs. 6<br />

VVG trifft die Versicherung eine eigene<br />

Hinweispflicht, wenn sie sich für die<br />

Erfüllung ihrer Interessen (hier Umstellung<br />

der Versicherungsbedingungen) und<br />

der damit einhergehenden Pflichten, auch<br />

über die Nachteile bzw. Verschlechterung<br />

zu informieren, der Hilfe eines Versicherungsmaklers<br />

bedient; insoweit agiert der<br />

Versicherungsmakler dann als Erfüllungsgehilfe<br />

der Versicherung und steht<br />

1. Anlässlich eines Einbruchdiebstahlereignisses<br />

war zu entscheiden, ob sich der<br />

beklagte führende Versicherer, die Axa<br />

Versicherung AG, auf eine Begrenzung<br />

der Versicherungssumme für Wertgegenstände<br />

außerhalb eines VDS-anerkannten<br />

Wertschutzschranks gemäß § 38 Nr. 3<br />

VHB 04/05 berufen konnte. Ursprünglich<br />

bestand beim Vorversicherer Albingia eine<br />

Hausratversicherung, die im Jahr 2000<br />

von der Axa übernommen worden war.<br />

Nach § 19 Nr. 2 VHB 84 der Albingia-Benicht<br />

im Lager des Versicherungsnehmers<br />

(vergleiche Prölss/Martin-Rudy, VVG,<br />

30. Auflage, § 6 Rz. 70). Der Versicherer<br />

hat hier den Versicherungsmakler<br />

zur Durchsetzung seiner Interessen und<br />

Bedingungen instrumentalisiert und mit<br />

Nachfragen unter Druck gesetzt.<br />

Überdies musste die Axa für eine Mitteilung<br />

des Versicherungsmaklers einstehen,<br />

der bisher vorhandene Wertschutzschrank<br />

genüge den besonderen Bedingungen, weil<br />

sich die Axa eben gerade des Versicherungsmaklers<br />

zur Bedingungsumstellung<br />

bediente.<br />

Über die neuen Anforderungen an den<br />

Tresor und die nachteilige Änderung der<br />

Bedingungslage wurde der Versicherungsnehmer<br />

schließlich weder vom Makler<br />

noch vom Versicherer aufgeklärt.<br />

Dem Versicherungsnehmer hätte sich<br />

die ihm nachteilige Bedingungsänderung<br />

nur bei Lektüre der Versicherungsbedingungen<br />

erschlossen, die Abänderung<br />

war aber für den Versicherungsnehmer<br />

überraschend und allein die Nennung in<br />

den Versicherungsbedingungen erfüllt die<br />

Hinweispflicht des Versicherers nicht.<br />

Der Versicherungsnehmer musste deshalb<br />

die ihm nachteilige Abänderung der Versicherungsbedingungen<br />

hier nicht gegen<br />

sich gelten lassen, sodass der erhöhte<br />

Versicherungswert für Wertgegenstände in<br />

Wertschutzschränken für ihn nicht daran<br />

geknüpft war, dass es sich um einen VDSgeprüften<br />

Wertschrank handelte.<br />

2. Darüber hinaus hat das Landgericht<br />

Hamburg entschieden, dass die Regelung<br />

zur Erstattung der Umsatzsteuer im Axa-<br />

Bedingungswerk, namentlich die Klausel<br />

des § 27 Nr. 3 der VHB 2002 (04/05),<br />

unwirksam ist.<br />

26<br />

Sonderausgabe

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!