Magazin von FRAGILE Suisse - Nummer 1, März 2011
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welche Strukturen es braucht, um den gründen zu wenig Weiterbildungseinhei-<br />
Bewohnern Halt zu geben und ihren Beten für die BewohnerInnen durchgeführt<br />
dürfnissen zu entsprechen. Mitarbeiten- werden, um eine nachhaltige Wirkung zu<br />
de nahmen sich nach der Weiterbildung<br />
mehr Zeit für die Arbeit mit hirnverletz-<br />
erreichen.<br />
ten Menschen und planten mehr Pausen Empfehlungen und Fazit<br />
ein. Als schwierig empfundene Reaktio- Mit dem Projekt konnten schwer betroffenen<br />
wie Aggression, Blockade oder Verne Menschen mit Hirnverletzung erreicht<br />
weigerung wurden besser verstanden und werden. Die Projektleiterin Marianne<br />
führten zur reflektierteren Handlungswei- Mani hält es für wichtig, dass die Bewohse<br />
bei den Teilnehmenden.<br />
nerInnen in einem Kontext ausserhalb des<br />
Neben dem fachlichen Lernen und Gruppenalltags und begleitet <strong>von</strong> einer<br />
den Inputs der Koreferenten war es wich- externen Person Gelegenheit haben, sich<br />
tig, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiten- mit der Bewältigung ihrer Lebenssituation<br />
den einzugehen und dabei Achtsamkeit, auseinanderzusetzen. Um mehr Nachhal-<br />
Stressmanagement und Entspannung <strong>von</strong> tigkeit zu erreichen, müssten die Weiter-<br />
Konfliktsituationen zu ermöglichen. Durch bildungen genauer auf die Möglichkeiten<br />
das Eingehen auf aktuelle Themen ergab der Institutionen abgestimmt werden und<br />
sich eine deutliche Zufriedenheit betref- kontinuierlich in kurzen Abständen stattfend<br />
Transfermöglichkeit des Erlernten in finden. Es zeigte sich, wie wichtig es ist,<br />
den Alltag. In der Nachevaluation zeigte dass Institutionen mit speziell ausgebilde-<br />
sich, dass der Stress im Alltag bei einem tem Personal für diese Menschen da sind.<br />
grossen Teil der Mitarbeitenden vermin- <strong>FRAGILE</strong> <strong>Suisse</strong> bietet für Fachpersonen<br />
dert werden konnte. Ein nicht erwarteter seit 2004 den Grundlagenkurs Hirnverlet-<br />
Nebeneffekt war die Förderung der Teamzung und fachspezifische Aufbaumodule<br />
bildung.<br />
an. Aufgrund der Erfahrungen im Projekt<br />
wird <strong>FRAGILE</strong> <strong>Suisse</strong> in Zukunft vermehrt<br />
Koreferentinnen und Koreferenten für Institutionen Einführungen, Vertiefun-<br />
Die hirnverletzten Koreferenten erleichtergen und situationsspezifische Supervisioten<br />
den Mitarbeitenden die Verknüpfung<br />
mit dem Arbeitsalltag. Die Bereitschaft der<br />
Koreferenten, ihre persönlichen, oft unangenehmen<br />
Erfahrungen zur Verfügung zu<br />
stellen, trug zu einer offenen Atmosphäre<br />
bei. Ihre Präsenz erleichterte auch den<br />
Zugang zu den Bewohnern, die sich durch<br />
deren Erfahrungen angesprochen und<br />
verstanden fühlten.<br />
nen anbieten.<br />
Positive Erfahrungen<br />
Die BewohnerInnen schätzten es gleichermassen<br />
wie die Mitarbeitenden an einer<br />
Weiterbildung teilzunehmen. Durch die<br />
Das Projekt in Kürze<br />
Förderung der Kompetenzen <strong>von</strong> Men- Das Projekt konnte dank der Unterschen<br />
mit und ohne Behinderung verstützung <strong>von</strong> Gesundheitsförderung<br />
besserte sich auch die Zusammenarbeit Schweiz durchgeführt werden.<br />
in den Institutionen. Sehr wirkungsvoll Das Angebot für die fünf beteiligten<br />
war, dass jeweils das gesamte Personal – Institutionen umfasste 18 Veranstaltun-<br />
neben Betreuung und Pflege auch Mitgen für MitarbeiterInnen und 10 für<br />
arbeitende aus Hauswirtschaft und Ver- BewohnerInnen. 47 BewohnerInnen<br />
waltung – in das Weiterbildungsprojekt konnten mit dem Projekt angesprochen<br />
einbezogen wurde.<br />
werden, da<strong>von</strong> 30 mit einer Hirnverletzung.<br />
Seitens MitarbeiterInnen waren<br />
Erschwerende Bedingungen<br />
an den Einführungshalbtagen 126, an<br />
Daneben gab es Faktoren, die im Pro- den Vertiefungshalbtagen 111 Personen<br />
jekt nicht optimal berücksichtigt werden<br />
konnten. So war für einzelne BewohnerInnen<br />
aufgrund ihrer kognitiven Beeinträchtigung<br />
weniger Beteiligung möglich<br />
als erwartet. Zudem konnten aus Kosten-<br />
präsent.<br />
<strong>FRAGILE</strong> <strong>Suisse</strong> 01 | <strong>2011</strong><br />
Marianne Mani, was waren aus Ihrer<br />
Sicht die Highlights im Projekt?<br />
– Die Mitarbeitenden mit ihrer<br />
Offenheit, ihrem Interesse und ihrem<br />
aufrichtigen Bemühen um gute<br />
Zusammenarbeit mit den Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern.<br />
– Die wunderbare Zusammenarbeit mit<br />
Koreferentinnen und Koreferenten.<br />
– Die BewohnerInnen machten<br />
mir das Geschenk, Einblick in ihre<br />
schwierige Lebenssituation zu<br />
gewähren und mich besser verstehen<br />
zu lassen, wo ihre Kräfte verborgen<br />
sind. Immer waren für mich auch<br />
As pekte <strong>von</strong> Gesundheit wahrnehmbar:<br />
Interesse, Neugier, Heiterkeit,<br />
aufrichtiger Ärger, Freundlichkeit und<br />
Präsenz.<br />
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