Magazin von FRAGILE Suisse - Nummer 1, März 2011
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Inkontinenz ist ein Tabuthema, obwohl es verbreiteter ist, als man denkt.<br />
So überwinden Sie eine Blasenstörung<br />
oder Inkontinenz<br />
Text: Dr. med. André Reitz<br />
Eine Harninkontinenz oder eine Störung der Blasenfunktion kann jeden treffen – ob<br />
jung oder alt, Frau oder Mann. Blasenprobleme und Inkontinenz beeinträchtigen<br />
empfindlich den Alltag und die Lebensqualität. Oft verschweigen Betroffene aus<br />
Scham ihre Beschwerden oder fühlen sich damit beim Arzt nicht ernst genommen.<br />
André Reitz ist Leitender Arzt des KontinenzZentrums Hirslanden in Zürich und<br />
schätzt, dass zirka jeder fünfte Erwachsene im Laufe des Lebens eine Blasenfunktionsstörung<br />
mit oder ohne begleitende Inkontinenz hat. «Dabei ist eine Blasenfunktionsstörung<br />
kein unausweichliches Schicksal. Auch nach einer Hirnverletzung oder<br />
einem Schlaganfall gibt es wirksame Behandlungen», erklärt der Facharzt für<br />
Urologie.<br />
Blasenstörungen und Inkontinenz nach<br />
Schädel-Hirn-Verletzung<br />
Eine Gewalteinwirkung auf den Kopf bei<br />
einem Unfall oder Sturz kann auch das<br />
Gehirn beschädigen. Insbesondere im<br />
vorderen Gehirnabschnitt, dem Frontalhirn,<br />
liegen jene Hirnareale, welche die<br />
willkürliche Kontrolle der Blase und des<br />
Schliessmuskels steuern. Sind diese Nervenzellen<br />
beschädigt, agiert die Blase<br />
ähnlich wie bei einem Kleinkind vor dem<br />
Erlernen der Blasenkontrolle: Die Blase<br />
füllt sich bis zu einem gewissen Volumen<br />
und entleert sich dann reflexartig,<br />
ohne dass es die oder der Betroffene kon-<br />
trollieren kann. Die Folgen sind häufiger<br />
und starker Harndrang, häufiges Wasserlassen<br />
sowie in vielen Fällen eine recht<br />
ausgeprägte Dranginkontinenz. Besonders<br />
bei jungen Betroffenen und einer<br />
leichten Schädigung erholt sich die Blasenkontrolle<br />
häufig nach einigen Wochen<br />
bis Monaten wieder. Bestehen die Beschwerden<br />
auch drei Monate nach dem<br />
Unfallereignis weiter, so ist an eine Abklärung<br />
und Behandlung in einem spezialisierten<br />
neuro-urologischen Zentrum<br />
zu denken. In der urodynamischen Untersuchung<br />
findet sich dann meist eine<br />
überaktive Blase, die – <strong>von</strong> der Kontrolle<br />
des Gehirns abgekoppelt – versucht, sich<br />
schon bei einer geringen Füllung selbstständig<br />
zu entleeren.<br />
Eine medikamentöse Behandlung mit<br />
anticholinergen Medikamenten kann<br />
die Kontrolle der Blase verbessern, die<br />
Häufigkeit des Wasserlassens reduzieren<br />
und auch die Harninkontinenz eindämmen.<br />
Sind die anticholinergen Medikamente<br />
nicht ausreichend wirksam<br />
oder unverträglich, kann die Injektion<br />
<strong>von</strong> Botulinumtoxin oder die Sakralnervenstimulation<br />
helfen. Ist die Kontrolle<br />
der Beckenbodenmuskulatur intakt, kann<br />
auch durch ein gezieltes Training dieser<br />
Muskeln die Blasenkontrolle verbessert<br />
werden. Ebenso hilfreich ist ein Blasentraining,<br />
bei dem die oder der Betroffene<br />
im Abstand <strong>von</strong> zwei bis drei Stunden<br />
nach der Uhr die Toilette aufsucht und<br />
die Blase entleert. Damit gelingt es vielen<br />
Betroffenen, der gefürchteten Harndrangattacke<br />
mit ungewolltem Harnverlust<br />
zuvorzukommen und damit eine<br />
Inkontinenz zu vermeiden.<br />
Blasenstörung und Inkontinenz nach<br />
Schlaganfall<br />
Ein Schlaganfall ist eine Störung der<br />
Blutversorgung eines bestimmten Bereichs<br />
im Gehirn. Zwei mögliche Ursachen<br />
kommen dafür in Frage: eine<br />
Durchblutungsstörung oder eine Hirn-<br />
8 <strong>FRAGILE</strong> <strong>Suisse</strong> 01 | <strong>2011</strong>