Das Bau- und Dienstleistungsunternehmen Goldbeck wird in zweiter Generation von Jörg-Uwe Goldbeck (r.) und Jan-Hendrik Goldbeck familiengeführt. Vom Stahlbau Foto: Goldbeck zur Gigafactory Goldbeck treibt Digitalisierung und neue Technologien in der Baubranche voran Von Susanne Schaefer-Dieterle
Wirtschaft 31 „Wir bauen nichts, was wir nicht selbst geplant haben, und wir planen nichts, was wir nicht selbst bauen. Wir sind ein Generalübernehmer und machen nur das volle, integrierte Programm.“ Die Firmenchefs Jörg-Uwe Goldbeck und Jan-Hendrik Goldbeck begreifen Gebäude als Produkte, die schlüsselfertig und mit passenden Serviceleistungen an die Kunden übergeben werden. Im 52. Jahr seines Bestehens versteht sich das inhabergeführte Unternehmen mit Firmensitz in Bielefeld als Technologieunternehmen, das in der Baubranche sein Geld verdient. Vorbild für das elementierte Bauen mit System ist die Automobilindustrie mit verschiedenen Modellen auf einer Plattform. Da passt das neue Leuchtturmprojekt: Goldbeck ist Teil des Teams, das die Gigafactory von Tesla in Brandenburg baut. Goldbeck steht für eine Erfolgsgeschichte, die 1969 begann. Der damals 30 Jahre alte gelernte Schlosser und studierte Stahlbauingenieur Ortwin Goldbeck findet in Bielefeld eine Fläche, auf der er sich mit seinen Ideen vom Stahlbau selbstständig machen kann. Hier will er endlich ein eigenes Stahlbauunternehmen aufbauen, das mit einer modernen Fertigung die Stahlelemente für Gewerbehallen produziert. Am 1. September 1969 wird die neue Produktionshalle in Betrieb genommen. Mit sieben Mitarbeitern stellt Ortwin Goldbeck die ersten Stahlelemente der Goldbeck KG Hallenbau und Stahlbau her. Erster Auftrag ist die Dachkonstruktion für die Spedition Nagel – die heutige Nagel-Group. Und als kurz darauf die Handwerkskammer in Bielefeld Bauunternehmen sucht, die kleine Hallen für Handwerker bauen, kommt die Chance für Ortwin Goldbeck. Er baut Fertigteile für Hallenkonstruktionen aller Art – der Einstieg ins „Bauen mit System“. Heute arbeiten mehr als 7.800 Menschen bei Goldbeck. Es gibt 74 Standorte in Deutschland und im europäischen Ausland. Goldbeck produziert in zehn Werken: in Bielefeld, Hamm, Plauen, Ulm, Kutna Hora, Tovačov (CZ), Lodz, Torun und Rakowice Male (PL). Außerdem gibt es drei Systemzentren: in Hirschberg, Bielefeld und Leipzig. Im Geschäftsjahr 2019/20, das am 31. März 2020 endete, lag die Gesamtleistung bei 3,486 Milliarden Euro. Dabei wurden über 500 Bauprojekte in Deutschland und Europa realisiert: Parkhäuser, Logistik- und Produktionshallen wie die Elektroauto-Batteriezellenfabrik des chinesischen CATL-Konzerns in Erfurt sowie Büroimmobilien für Dax-Konzerne wie BMW, Vonovia oder Siemens, für weltweit agierende Unternehmen wie Schüco oder Haribo. Außerdem baut Goldbeck Schulen, Kindertagesstätten und Wohngebäude. Hinzu kommt Goldbeck Services mit Leistungen wie Property, Facility und Parking Services. Als zukunftsträchtig gilt seit den 2000er-Jahren die Modernisierung von Gewerbeimmobilien: Fast 70 Prozent aller Bürogebäude sind in Deutschland vor 1990 errichtet worden und sanierungsbedürftig. Schon 2006 richtete Goldbeck die Sparte „Bauen im Bestand“ für die Sanierung von Hallen, Büros und Schulen ein. Spannende Zukunftsthemen sind Smart Buildings, die den Komfort der Nutzer in den Vordergrund stellen, sowie der kostengünstige Wohnungsbau, denn das elementierte ▷ 1974: Richtfest für das erste Bürogebäude am Stammsitz in Bielefeld-Ummeln. Das sogenannte GOLDBECK-Haus wurde von dem Bielefelder Architekten Gregor Wannemacher entworfen. Vordere Reihe: Mit Papier in der Hand Ortwin Goldbeck, rechts daneben Vater Wilhelm Goldbeck. ▷ Foto: Goldbeck