19.04.2021 Aufrufe

OWL Magazin Ausgabe 27

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Ackerbau. Und Viehzucht setzte erst in<br />

kleinem Maßstab ab dem Hochmittelalter<br />

ein: Bauern trieben ihr Vieh zum Weiden<br />

in den Wald. Schweine, Rinder und vor<br />

allem Schafe hielten nach dem Holzeinschlag<br />

die Vegetation kurz, sodass sich<br />

die typischen Heideflächen entwickelten.<br />

Deren Blüte im August inspirierte Generationen<br />

von Künstlern und Dichtern und<br />

gilt bis heute als Inbegriff einer romantischen<br />

Landschaft.<br />

„In neuerer Zeit verhindert die militärische<br />

Nutzung großer Flächen die Urbarmachung<br />

und Besiedelung“, so Birgit<br />

Hübner. Bereits 1892 wurde ein erstes<br />

Übungsgelände abgesteckt, seit dem Ende<br />

des 2. Weltkriegs verwalten die britischen<br />

Streitkräfte das Areal. So bleibt knapp die<br />

Hälfte der Senne für Zivilisten verschlossen<br />

und ihre Natur von menschlichen<br />

Einflüssen weitgehend verschont.<br />

Am klaren Wasser<br />

des Furlbachs<br />

Das zeigt sich besonders schön am Beispiel<br />

des Furlbachs, der am Rande des Übungsgeländes<br />

entspringt und dessen Wasser so<br />

rein ist, dass es selbst den allerhöchsten<br />

Ansprüchen von Goppen und Bachneunaugen<br />

genügt. Gefahr droht den kleinen<br />

Fischen lediglich durch den ebenfalls<br />

sehr seltenen Eisvogel, dem der Furlbach<br />

nicht nur reichlich Nahrung bietet. In den<br />

steilen, sandigen Uferböschungen des<br />

Sennebachs kann der schillernd bunte<br />

Vogel zudem sehr leicht seine Nisthöhlen<br />

bauen. Auf dem sieben Kilometer langen<br />

Furlbach-Pfad lässt sich diese urwüchsige<br />

Landschaft mit ihren uralten Buchen, mit<br />

kleinen Heiden und Mooren genießen.<br />

Senner Pferde als<br />

Landschaftspfleger<br />

Zudem treffen Wanderer hier die Senner<br />

Pferde, die seit 1160 gezüchtet wurden<br />

und damit als älteste deutsche Pferderasse<br />

gelten. Nachdem die Zucht vor rund 100<br />

Jahren endete, drohten sie auszusterben.<br />

Erst 1999 kehrte eine kleine Herde in die<br />

Senne zurück und fand auf dem rund 20<br />

Hektar großen Areal im Naturschutzgebiet<br />

Moosheide eine neue Aufgabe: „Sie<br />

halten die Vegetation kurz und sorgen<br />

mit ihren Hufen und durch regelmäßiges<br />

Wälzen dafür, dass an einigen Stellen der<br />

Sand offen zutage tritt. Auf solche freien<br />

Stellen sind Zauneidechsen angewiesen,<br />

denn sie vergraben ihre Eier im Sand und<br />

lassen sie dort von der Sonne ausbrüten.“<br />

Dass Peter Rüther so oft über die kleinen<br />

Reptilien redet, hat einen guten Grund:<br />

„Sie sind Indikatoren für den Zustand eines<br />

Lebensraums. Wo es den Zauneidechsen<br />

gut geht, ist die Welt auch für viele andere<br />

Arten in Ordnung.“<br />

Zur Pferdekoppel führt auf der gegenüberliegenden<br />

Seite ein anderer, seit Langem<br />

sehr beliebter Rundweg: der Emsquellen-<br />

Wanderweg. Auf seinen ersten Kilometern<br />

ist der Fluss einer von vielen typischen<br />

Sennebächen mit tief eingeschnittenem,<br />

in weiten Kurven mäandrierendem Bett.<br />

Wie er sich auf seinem Weg zur Nordsee<br />

entwickelt, darauf gibt das Ems-Informationszentrum<br />

in Hövelhof einen spannenden<br />

Ausblick.<br />

© Tourismus NRW e.V. (A1)_Teutoburger Wald Tourismus<br />

International<br />

bekannte Waffeln<br />

Gleich nebenan serviert das Emsquellen-<br />

Café sonn- und feiertags seine international<br />

bekannten Waffeln. „Wir haben<br />

viele Gäste aus den Niederlanden“, erzählt<br />

Alfred Maciejewski, der seit 2011 Wirt<br />

des „Schönwetter-Gartencafés“ in seinem<br />

historischen Bauernhof ist. Gekauft hat er<br />

das Haus bereits 1976, nachdem er Leiter<br />

der Polizeihundeführerschule in Schloß<br />

Holte-Stukenbrock geworden war. Nach<br />

seiner Pensionierung und nachdem nebenan<br />

das Info-Zentrum eröffnet hatte,<br />

bereicherte er das neue Ausflugsziel mit<br />

seinem Gastro-Angebot: „Meine Frau<br />

backt Kuchen, meine fünf Töchter helfen<br />

im Service und ich mache frische Waffeln.“<br />

Ein Fluss ohne Quelle<br />

Noch ein weiterer Weg führt seit diesem<br />

Jahr zu den Emsquellen: der gut 70 Kilometer<br />

lange Rundwanderweg „Senne für<br />

alle Sinne“. Er verknüpft weitere bekannte<br />

Sehenswürdigkeiten und Naturerlebnis-<br />

Stationen. „Wir haben aber auch einige<br />

neue angelegt“, erzählt Peter Rüther. So<br />

wurde die Bifurkation in Hövelhof renaturiert,<br />

erhielt einen neuen Rastplatz<br />

und eine Info-Station. Hier entsteht ohne<br />

eigene Quelle der Schwarzwasserbach<br />

durch die Teilung des Krollbachs. Der eine<br />

mündet in die Ems, das Wasser des anderen<br />

fließt über Haustenbach und Lippe<br />

schließlich in entgegengesetzter Richtung<br />

in den Rhein. Eine solche Flussgabelung<br />

gibt es bundesweit nur drei Mal, sie ist<br />

auch weltweit ein sehr seltenes Phänomen<br />

– eben typisch für die Senne. ◀<br />

Informationen …<br />

Tourismus 61<br />

zum Naturschutz-Großprojekt:<br />

www.ngpsenne.de<br />

zur Arbeit der Biologischen Station:<br />

www.bs-paderborn-senne.de<br />

zu den neuen Wanderwegen:<br />

www.bs-paderborn-senne.de<br />

zu weiteren Wegen im Naturpark:<br />

www.naturpark-teutoburgerwald.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!