OWL Magazin Ausgabe 27
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Ackerbau. Und Viehzucht setzte erst in<br />
kleinem Maßstab ab dem Hochmittelalter<br />
ein: Bauern trieben ihr Vieh zum Weiden<br />
in den Wald. Schweine, Rinder und vor<br />
allem Schafe hielten nach dem Holzeinschlag<br />
die Vegetation kurz, sodass sich<br />
die typischen Heideflächen entwickelten.<br />
Deren Blüte im August inspirierte Generationen<br />
von Künstlern und Dichtern und<br />
gilt bis heute als Inbegriff einer romantischen<br />
Landschaft.<br />
„In neuerer Zeit verhindert die militärische<br />
Nutzung großer Flächen die Urbarmachung<br />
und Besiedelung“, so Birgit<br />
Hübner. Bereits 1892 wurde ein erstes<br />
Übungsgelände abgesteckt, seit dem Ende<br />
des 2. Weltkriegs verwalten die britischen<br />
Streitkräfte das Areal. So bleibt knapp die<br />
Hälfte der Senne für Zivilisten verschlossen<br />
und ihre Natur von menschlichen<br />
Einflüssen weitgehend verschont.<br />
Am klaren Wasser<br />
des Furlbachs<br />
Das zeigt sich besonders schön am Beispiel<br />
des Furlbachs, der am Rande des Übungsgeländes<br />
entspringt und dessen Wasser so<br />
rein ist, dass es selbst den allerhöchsten<br />
Ansprüchen von Goppen und Bachneunaugen<br />
genügt. Gefahr droht den kleinen<br />
Fischen lediglich durch den ebenfalls<br />
sehr seltenen Eisvogel, dem der Furlbach<br />
nicht nur reichlich Nahrung bietet. In den<br />
steilen, sandigen Uferböschungen des<br />
Sennebachs kann der schillernd bunte<br />
Vogel zudem sehr leicht seine Nisthöhlen<br />
bauen. Auf dem sieben Kilometer langen<br />
Furlbach-Pfad lässt sich diese urwüchsige<br />
Landschaft mit ihren uralten Buchen, mit<br />
kleinen Heiden und Mooren genießen.<br />
Senner Pferde als<br />
Landschaftspfleger<br />
Zudem treffen Wanderer hier die Senner<br />
Pferde, die seit 1160 gezüchtet wurden<br />
und damit als älteste deutsche Pferderasse<br />
gelten. Nachdem die Zucht vor rund 100<br />
Jahren endete, drohten sie auszusterben.<br />
Erst 1999 kehrte eine kleine Herde in die<br />
Senne zurück und fand auf dem rund 20<br />
Hektar großen Areal im Naturschutzgebiet<br />
Moosheide eine neue Aufgabe: „Sie<br />
halten die Vegetation kurz und sorgen<br />
mit ihren Hufen und durch regelmäßiges<br />
Wälzen dafür, dass an einigen Stellen der<br />
Sand offen zutage tritt. Auf solche freien<br />
Stellen sind Zauneidechsen angewiesen,<br />
denn sie vergraben ihre Eier im Sand und<br />
lassen sie dort von der Sonne ausbrüten.“<br />
Dass Peter Rüther so oft über die kleinen<br />
Reptilien redet, hat einen guten Grund:<br />
„Sie sind Indikatoren für den Zustand eines<br />
Lebensraums. Wo es den Zauneidechsen<br />
gut geht, ist die Welt auch für viele andere<br />
Arten in Ordnung.“<br />
Zur Pferdekoppel führt auf der gegenüberliegenden<br />
Seite ein anderer, seit Langem<br />
sehr beliebter Rundweg: der Emsquellen-<br />
Wanderweg. Auf seinen ersten Kilometern<br />
ist der Fluss einer von vielen typischen<br />
Sennebächen mit tief eingeschnittenem,<br />
in weiten Kurven mäandrierendem Bett.<br />
Wie er sich auf seinem Weg zur Nordsee<br />
entwickelt, darauf gibt das Ems-Informationszentrum<br />
in Hövelhof einen spannenden<br />
Ausblick.<br />
© Tourismus NRW e.V. (A1)_Teutoburger Wald Tourismus<br />
International<br />
bekannte Waffeln<br />
Gleich nebenan serviert das Emsquellen-<br />
Café sonn- und feiertags seine international<br />
bekannten Waffeln. „Wir haben<br />
viele Gäste aus den Niederlanden“, erzählt<br />
Alfred Maciejewski, der seit 2011 Wirt<br />
des „Schönwetter-Gartencafés“ in seinem<br />
historischen Bauernhof ist. Gekauft hat er<br />
das Haus bereits 1976, nachdem er Leiter<br />
der Polizeihundeführerschule in Schloß<br />
Holte-Stukenbrock geworden war. Nach<br />
seiner Pensionierung und nachdem nebenan<br />
das Info-Zentrum eröffnet hatte,<br />
bereicherte er das neue Ausflugsziel mit<br />
seinem Gastro-Angebot: „Meine Frau<br />
backt Kuchen, meine fünf Töchter helfen<br />
im Service und ich mache frische Waffeln.“<br />
Ein Fluss ohne Quelle<br />
Noch ein weiterer Weg führt seit diesem<br />
Jahr zu den Emsquellen: der gut 70 Kilometer<br />
lange Rundwanderweg „Senne für<br />
alle Sinne“. Er verknüpft weitere bekannte<br />
Sehenswürdigkeiten und Naturerlebnis-<br />
Stationen. „Wir haben aber auch einige<br />
neue angelegt“, erzählt Peter Rüther. So<br />
wurde die Bifurkation in Hövelhof renaturiert,<br />
erhielt einen neuen Rastplatz<br />
und eine Info-Station. Hier entsteht ohne<br />
eigene Quelle der Schwarzwasserbach<br />
durch die Teilung des Krollbachs. Der eine<br />
mündet in die Ems, das Wasser des anderen<br />
fließt über Haustenbach und Lippe<br />
schließlich in entgegengesetzter Richtung<br />
in den Rhein. Eine solche Flussgabelung<br />
gibt es bundesweit nur drei Mal, sie ist<br />
auch weltweit ein sehr seltenes Phänomen<br />
– eben typisch für die Senne. ◀<br />
Informationen …<br />
Tourismus 61<br />
zum Naturschutz-Großprojekt:<br />
www.ngpsenne.de<br />
zur Arbeit der Biologischen Station:<br />
www.bs-paderborn-senne.de<br />
zu den neuen Wanderwegen:<br />
www.bs-paderborn-senne.de<br />
zu weiteren Wegen im Naturpark:<br />
www.naturpark-teutoburgerwald.de