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BIBER 09_21 OLAOLA

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Mohib hat in Afghanistan als Apotheker

gearbeitet. Seine große Leidenschaft ist

aber Musik.

Das Singen mit

Mohib ist mir besonders

in Erinnerung

geblieben.

MOHIBS TRAURIGE

MELODIE

Im zweiten Video wird Mohibs Geschichte

präsentiert. Nazari Mohibullah,

genannt Mohib, kommt 2016 aus

Afghanistan nach Österreich. Damals

ist er gerade einmal 17 Jahre alt. Fünf

Jahre wartet er auf seinen Asylbescheid,

darf nicht arbeiten oder eine Ausbildung

beginnen. In Afghanistan arbeitete er

als Apotheker, auch hier würde er gerne

eine Apotheker-Lehre machen oder

Musiker werden. Während seiner Zeit

in Österreich hat er nämlich begonnen,

Gitarre zu spielen. Gemeinsam mit den

Summer-School-Teilnehmer*innen diskutiert

er, beantwortet Fragen, spielt einige

Lieder auf seiner Gitarre vor und singt

gemeinsam mit ihnen. „Das Singen mit

Mohib ist mir besonders in Erinnerung

geblieben“, sagt eine Teilnehmerin. Viele

finden es mutig, dass Geflüchtete wie

Mohib so offen über ihre Erlebnisse sprechen:

„Respekt an die Menschen, dass

sie sich das getraut haben.“ Mittlerweile

macht Mohib ein zweimonatiges Praktikum

in der biber-Redaktion. Aufgrund

der sich überschlagenden Ereignisse in

Afghanistan wurde er vielen Menschen in

Österreich bekannt. Seine Blogs erfahren

große Beliebtheit und er gab Interviews

für heimische TV-Sender.

Soroosh flüchtete aus dem Iran und hat in

Österreich einen kleinen Sohn.

SOROOSH SCHREIBT EIN

BUCH

In der letzten Woche der Summer-School

kommt Soroosh zu den Jugendlichen.

Soroosh flüchtete vor der repressiven

islamischen Republik Iran und ihren

Todesschergen. Sein Wunsch ist es, in

einer Demokratie und in Sicherheit zu

leben. Inzwischen ist Soroosh verlobt

und hat einen Sohn, der in Österreich

geboren ist. Er möchte seine Familie

gerne selbst versorgen, darf aber

nicht arbeiten – so wie übrigens alle

Asylwerber*innen! Deswegen hat

Soroosh begonnen, ein Buch zu schreiben.

Auch er beantwortet die Fragen

der Jugendlichen und spricht offen

über seine Erfahrungen. „Ich habe

mich bisher nicht wirklich mit geflüchteten

Personen beschäftigt, weil ich

mich davor gesträubt habe. Die Videos

und das Gespräch mit Soroosh waren

kurze, aber richtig gute Einblicke in ihre

Realität“, erzählt eine Teilnehmerin. Viele

Die Videos und

das Gespräch mit

Soroosh waren richtig

gute Einblicke in

ihre Realität.

sind von den Geschichten berührt:

„Mich macht es traurig, dass viele

Flüchtlinge arbeiten möchten und

dass es ihnen nicht leicht gemacht

wird.“ Besonders in Erinnerung

blieben nicht nur die Gespräche mit

den Geflüchteten, sondern auch

die Videos selbst: „Man sieht den

Schmerz in den Augen der Interviewten.

Vor allem die Geschichte

von Soroosh, der seinem Sohn

aufgrund unserer Gesetze finanziell

nichts bieten kann, hat mich

berührt.“

Die Summer-School-Teilnehmer*

innen hoffen, dass die Videos noch

mehr Menschen gezeigt werden:

„Diese Videos brauchen unbedingt

mehr Zuseher*innen. Sie geben

einen unglaublichen Einblick in

ein sehr belastendes Thema. Das

Anschauen hat sehr geschmerzt.“

Andere Jugendliche stimmen zu:

„Ich finde es so wichtig, dass diesen

Personen Raum gegeben wird. Kein

Mensch ist illegal!“ Sie glauben, dass

es wichtig ist, die Fluchtgeschichten

nachempfindbar zu machen, die

Personen in diesen Geschichten

kennenzulernen. „Sobald man ein

Gesicht zu der Geschichte hat, sieht

man das Problem mit neuen und

offeneren Augen.“ ●

Die Teilnehmer*innen der biber Summer School hörten interessiert der

Geschichte der syrischen Kurdin Soza Jan, die in Wien als Kamerafrau und

Videoproduzentin arbeitet.

ZUM PROJEKT:

Im Rahmen des Video-Projekts „Erzähl‘ mir deine Geschichte“

kommen Schüler*innen aus Wiener Schulen in Kontakt mit der

medial ausgegrenzten Gruppe der Asylwerber*innen. Nach Sichtung

von mehreren Videos, die eigens im Rahmen des Projekts

gedreht wurden und die den Alltag von Asylwerber*nnen zeigen,

kommt es zu einem Gespräch auf Augenhöhe. Dadurch sollen die

Schüler*innen mehr über Asylwerber*nnen und ihr Leben in Österreich

erfahren. Das Projekt wurde mit der freundlichen Unterstützung

des „Fonds Soziales Wien“ durchgeführt. Alle Videos können

Sie auf www.dasbiber.at oder www.asyl.at nachschauen.

Aleks Jobicić

Job?

Fix!

DIE BERUFSLEBENSKOLUMNE

DES AMS WIEN

Ein Erlebnis von diesem Sommer lässt mich

nicht los. Im Mai lerne ich am Donaukanal

Marija kennen. Marija, 26 Jahre, Wuschelhaare,

Nostril-Piercing. Zufallsbekanntschaft. Wir

reden eine Weile, tauschen Handy-Nummer,

verlieren uns aus den Augen.

Szenenwechsel. Vor drei Wochen. Im Urlaubsdusel

steh ich mit meinem Rucksack am

Bahnsteig, der Zug schiebt sich heran, und als

sie GENAU vor mir ist, pfeift die Lok aus vollem

Rohr. Ich springe drei Meter in die Luft, Marija

grinst aus der Lok.

Marija ist Lokführerin. Marija brettert mit 200

über Weichen, dass man trocken schluckt.

Sie fährt im Blindflug durch Tunnel, in denen

man nur Schwärze sieht. Sie hat Signale im

Blick, Befehle der Verkehrsleitung im Ohr, ihre

Verantwortung im Kopf.

Marija liebt ihren Job. Kein Wunder. Sie verdient

auch ziemlich gut für ihr Alter, ihr Arbeitgeber

unterstützt sie. Als Frau, sagt Marija zu

mir im Führerstand, bist du in so einem Beruf

genau richtig. Warum? Weil du, sagt Marija,

in einem technischen Beruf verdienst wie ein

Mann, Karriere machst wie ein Mann.

Ich denke darüber nach. Dein Job, sage ich.

Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Aleks, sagt

Marija jetzt ein bisschen sauer. Kein Mann hat

das je zu mir gesagt. Was ich kann, können

andere Frauen auch.

Tipp: Es ist nun mal so: Typische „Männerberufe“

bieten oft bessere Chancen.

Das AMS unterstützt Frauen, die sich für

handwerkliche oder technische Berufe wie

Lokführerin interessieren, mit Infos, Praktika

und Ausbildungen. ams.at/fit

52 / / MIT KARRIERE SCHARF / /

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