Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
BEZAHLTE ANZEIGE
Mohib hat in Afghanistan als Apotheker
gearbeitet. Seine große Leidenschaft ist
aber Musik.
„
Das Singen mit
Mohib ist mir besonders
in Erinnerung
geblieben.
“
MOHIBS TRAURIGE
MELODIE
Im zweiten Video wird Mohibs Geschichte
präsentiert. Nazari Mohibullah,
genannt Mohib, kommt 2016 aus
Afghanistan nach Österreich. Damals
ist er gerade einmal 17 Jahre alt. Fünf
Jahre wartet er auf seinen Asylbescheid,
darf nicht arbeiten oder eine Ausbildung
beginnen. In Afghanistan arbeitete er
als Apotheker, auch hier würde er gerne
eine Apotheker-Lehre machen oder
Musiker werden. Während seiner Zeit
in Österreich hat er nämlich begonnen,
Gitarre zu spielen. Gemeinsam mit den
Summer-School-Teilnehmer*innen diskutiert
er, beantwortet Fragen, spielt einige
Lieder auf seiner Gitarre vor und singt
gemeinsam mit ihnen. „Das Singen mit
Mohib ist mir besonders in Erinnerung
geblieben“, sagt eine Teilnehmerin. Viele
finden es mutig, dass Geflüchtete wie
Mohib so offen über ihre Erlebnisse sprechen:
„Respekt an die Menschen, dass
sie sich das getraut haben.“ Mittlerweile
macht Mohib ein zweimonatiges Praktikum
in der biber-Redaktion. Aufgrund
der sich überschlagenden Ereignisse in
Afghanistan wurde er vielen Menschen in
Österreich bekannt. Seine Blogs erfahren
große Beliebtheit und er gab Interviews
für heimische TV-Sender.
Soroosh flüchtete aus dem Iran und hat in
Österreich einen kleinen Sohn.
SOROOSH SCHREIBT EIN
BUCH
In der letzten Woche der Summer-School
kommt Soroosh zu den Jugendlichen.
Soroosh flüchtete vor der repressiven
islamischen Republik Iran und ihren
Todesschergen. Sein Wunsch ist es, in
einer Demokratie und in Sicherheit zu
leben. Inzwischen ist Soroosh verlobt
und hat einen Sohn, der in Österreich
geboren ist. Er möchte seine Familie
gerne selbst versorgen, darf aber
nicht arbeiten – so wie übrigens alle
Asylwerber*innen! Deswegen hat
Soroosh begonnen, ein Buch zu schreiben.
Auch er beantwortet die Fragen
der Jugendlichen und spricht offen
über seine Erfahrungen. „Ich habe
mich bisher nicht wirklich mit geflüchteten
Personen beschäftigt, weil ich
mich davor gesträubt habe. Die Videos
und das Gespräch mit Soroosh waren
kurze, aber richtig gute Einblicke in ihre
Realität“, erzählt eine Teilnehmerin. Viele
„
Die Videos und
das Gespräch mit
Soroosh waren richtig
gute Einblicke in
ihre Realität.
“
sind von den Geschichten berührt:
„Mich macht es traurig, dass viele
Flüchtlinge arbeiten möchten und
dass es ihnen nicht leicht gemacht
wird.“ Besonders in Erinnerung
blieben nicht nur die Gespräche mit
den Geflüchteten, sondern auch
die Videos selbst: „Man sieht den
Schmerz in den Augen der Interviewten.
Vor allem die Geschichte
von Soroosh, der seinem Sohn
aufgrund unserer Gesetze finanziell
nichts bieten kann, hat mich
berührt.“
Die Summer-School-Teilnehmer*
innen hoffen, dass die Videos noch
mehr Menschen gezeigt werden:
„Diese Videos brauchen unbedingt
mehr Zuseher*innen. Sie geben
einen unglaublichen Einblick in
ein sehr belastendes Thema. Das
Anschauen hat sehr geschmerzt.“
Andere Jugendliche stimmen zu:
„Ich finde es so wichtig, dass diesen
Personen Raum gegeben wird. Kein
Mensch ist illegal!“ Sie glauben, dass
es wichtig ist, die Fluchtgeschichten
nachempfindbar zu machen, die
Personen in diesen Geschichten
kennenzulernen. „Sobald man ein
Gesicht zu der Geschichte hat, sieht
man das Problem mit neuen und
offeneren Augen.“ ●
Die Teilnehmer*innen der biber Summer School hörten interessiert der
Geschichte der syrischen Kurdin Soza Jan, die in Wien als Kamerafrau und
Videoproduzentin arbeitet.
ZUM PROJEKT:
Im Rahmen des Video-Projekts „Erzähl‘ mir deine Geschichte“
kommen Schüler*innen aus Wiener Schulen in Kontakt mit der
medial ausgegrenzten Gruppe der Asylwerber*innen. Nach Sichtung
von mehreren Videos, die eigens im Rahmen des Projekts
gedreht wurden und die den Alltag von Asylwerber*nnen zeigen,
kommt es zu einem Gespräch auf Augenhöhe. Dadurch sollen die
Schüler*innen mehr über Asylwerber*nnen und ihr Leben in Österreich
erfahren. Das Projekt wurde mit der freundlichen Unterstützung
des „Fonds Soziales Wien“ durchgeführt. Alle Videos können
Sie auf www.dasbiber.at oder www.asyl.at nachschauen.
Aleks Jobicić
Job?
Fix!
DIE BERUFSLEBENSKOLUMNE
DES AMS WIEN
Ein Erlebnis von diesem Sommer lässt mich
nicht los. Im Mai lerne ich am Donaukanal
Marija kennen. Marija, 26 Jahre, Wuschelhaare,
Nostril-Piercing. Zufallsbekanntschaft. Wir
reden eine Weile, tauschen Handy-Nummer,
verlieren uns aus den Augen.
Szenenwechsel. Vor drei Wochen. Im Urlaubsdusel
steh ich mit meinem Rucksack am
Bahnsteig, der Zug schiebt sich heran, und als
sie GENAU vor mir ist, pfeift die Lok aus vollem
Rohr. Ich springe drei Meter in die Luft, Marija
grinst aus der Lok.
Marija ist Lokführerin. Marija brettert mit 200
über Weichen, dass man trocken schluckt.
Sie fährt im Blindflug durch Tunnel, in denen
man nur Schwärze sieht. Sie hat Signale im
Blick, Befehle der Verkehrsleitung im Ohr, ihre
Verantwortung im Kopf.
Marija liebt ihren Job. Kein Wunder. Sie verdient
auch ziemlich gut für ihr Alter, ihr Arbeitgeber
unterstützt sie. Als Frau, sagt Marija zu
mir im Führerstand, bist du in so einem Beruf
genau richtig. Warum? Weil du, sagt Marija,
in einem technischen Beruf verdienst wie ein
Mann, Karriere machst wie ein Mann.
Ich denke darüber nach. Dein Job, sage ich.
Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Aleks, sagt
Marija jetzt ein bisschen sauer. Kein Mann hat
das je zu mir gesagt. Was ich kann, können
andere Frauen auch.
Tipp: Es ist nun mal so: Typische „Männerberufe“
bieten oft bessere Chancen.
Das AMS unterstützt Frauen, die sich für
handwerkliche oder technische Berufe wie
Lokführerin interessieren, mit Infos, Praktika
und Ausbildungen. ams.at/fit
52 / / MIT KARRIERE SCHARF / /