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Tanzende Skelette tauchen in Rades jüngeren Arbeiten sehr häufig auf.
Rades erstes Tattoo war übrigens ein
Chanel-Logo auf dem Arm.
dern, wenn man es korrekt nimmt, ein Kollege und wird auch
als solcher angesprochen.“
Erfolgreich ist Rade Petrašević mit seiner Arbeit trotzdem
geworden. Erst in diesem Jahr gestaltete er eine große Installation
an der Außenwand der Kunsthalle Wien am Karlsplatz.
Vertreten ist er in Wien von der Galerie Christine König, in London
und Venedig in der Galerie Alma Zevi. Zusätzlich ist er für
den Kardinal-König-Kunstpreis nominiert, der alle zwei Jahre
verliehen wird. Im November wird es dazu eine Ausstellung in
Salzburg geben. Aus vergangenen Interviews hängt ihm seine
Aussage „All Gallerists Are Bastards“ nach. Er beharrt immer
noch darauf. „Gerade in Wien trauen die sich gar nichts. Die
warten ab, bis ein Künstler im Ausland schon Erfolg hatte und
kommen erst dann auf dich zu, mit dem Argument, die hätten
dich länger schon beobachtet. Es ist zum Kotzen“, winkt er ab.
TANZENDE SKELETTE UND
„LEATHERBOYS“
Seinen charakteristischen Stil, zweidimensionale Filzstiftzeichnungen
in Ölfarben anzufertigen, kam auch aus dem Grund
zustande, dass er sich als ungeduldigen Maler sieht. Gewöhnlich
haben Ölfarben eine sehr lange Trockendauer, manchmal
bis zu mehreren Wochen. Er verdünnt deswegen die Farben
mit Terpentin. „Sonst hätte ich keine Nerven dafür. Verdünnt
wird die Farbe in Nullkommanix trocken.“ In Rades Atelier
finden sich etliche Stücke von Konstruktionsholz und Winkeln,
um die Leinwände selber auf Rahmen zu spannen. Während
dieses Prozesses kommen ihm häufig schon die ersten Ideen,
was das Motiv betrifft. „Irgendetwas kumuliert dabei, ich kann
es schwer erklären.“ Vom Vorzeichnen auf Papier nimmt er
Abstand, weil die Gemälde dann oftmals zu steif wirken. Er
bevorzugt es, mit einem schmutzigen Pinsel direkt auf den
Leinwänden zu skizzieren. Einige Arbeiten sind auch auf
Duschvorhängen oder Einweg-Tischtüchern gefertigt. In seinen
Gemälden interpretiert Rade klassische Darstellungen, wie
etwa Stillleben, neu. Gegenstände, die einfache Assoziationen
auslösen, Colaflaschen und Zimmerpflanzen zum Beispiel, kommen
in seinen Werken genauso vor, wie moderne Annäherungen
an expressive, tanzende Skelette aus dem Danse Macabre
des 14. Jahrhunderts, Elemente aus Internet- und Memekultur
oder Darstellungen von schwulen „Leatherboys“, die von den
Zeichnungen des berühmten Tom of Finland inspiriert sein
könnten. Offene Drogenreferenzen und Homosexualität sind
Rade Petraševićs Arbeiten imminent. In seiner Familie ist seine
Homosexualität kein Thema. Ein Coming-out hatte der Künstler
nicht. „Ich hatte einfach einen Freund, der ständig mit mir
zu Ausstellungen gegangen ist und irgendwann haben meine
Eltern wohl eins und eins zusammengezählt. Don’t ask, don’t
tell“, grinst er.
„SIE SIND WIE AMEISEN.“
Die Wiener Behäbigkeit schätzt Rade Petrašević sehr an seiner
Heimatstadt. Doch auch unten am Balkan ist er gerne. „Was ich
am Balkan mag, sind diese Grauzonen. Leute bleiben einfach
am Gehsteig oder auf einer zweispurigen Brücke mit dem Auto
stehen, springen kurz zum Bäcker rein, und alle schimpfen
zwar, aber warten einfach mal kurz. Die Bullen fahren vorbei,
aber whatever. Was irgendwie voll jugo ist, ist, dass Leute
so neugierig sind und immer alles wissen müssen. Sie sind
überall, wie Ameisen“, lacht er. Das Tratschen ist in seiner
Wahrnehmung der normale Informationsaustausch am Balkan.
„Meine Tante in Bosnien würde auf ein offenes Fenster zeigen
und mir was über die dort lebende Frau erzählen, obwohl ich
das gar nicht wissen will. Aber was ich cool finde, ist, dass man
mit Fremden ins Gespräch kommen kann. Im Supermarkt stehen
dann irgendwie fünf Leute zusammen rum und reden über
irgendeinen Scheiß, als ob sie sich kennen würden.“ In Wien
würde man dafür für einen „Weirdo“ gehalten werden, ist sich
Rade sicher. Momentan lernt er Hebräisch mit einem Onlinekurs.
Durch ein Auslandssemester in Israel hat er sich für die
Sprache begeistern können. Und auch in LA wohnte er schon
für einige Monate. „Und ich hab auch mal in Berlin gelebt, aber
mir war das irgendwann zu viel dort. Es geht nur ums Partymachen
und Ketamin nehmen und das nervte. Und die Gay-Szene
dort war so merkwürdig professionell und unentspannt. Typen
zeigen quasi auf die Uhr und sagen, in vier Tagen bin ich im
Darkroom und lasse was-weiß-ich dort mit mir machen. Wien
mag ich am liebsten, weil es einfach bequem hier ist.“ ●
Als ungeduldiger Maler arbeitet Rade manchmal an mehreren Bildern gleichzeitig.
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Photo: Hannah Müller mit Danu und Nani in Vijayawada-Indien.
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