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BIBER 09_21 OLAOLA

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Tanzende Skelette tauchen in Rades jüngeren Arbeiten sehr häufig auf.

Rades erstes Tattoo war übrigens ein

Chanel-Logo auf dem Arm.

dern, wenn man es korrekt nimmt, ein Kollege und wird auch

als solcher angesprochen.“

Erfolgreich ist Rade Petrašević mit seiner Arbeit trotzdem

geworden. Erst in diesem Jahr gestaltete er eine große Installation

an der Außenwand der Kunsthalle Wien am Karlsplatz.

Vertreten ist er in Wien von der Galerie Christine König, in London

und Venedig in der Galerie Alma Zevi. Zusätzlich ist er für

den Kardinal-König-Kunstpreis nominiert, der alle zwei Jahre

verliehen wird. Im November wird es dazu eine Ausstellung in

Salzburg geben. Aus vergangenen Interviews hängt ihm seine

Aussage „All Gallerists Are Bastards“ nach. Er beharrt immer

noch darauf. „Gerade in Wien trauen die sich gar nichts. Die

warten ab, bis ein Künstler im Ausland schon Erfolg hatte und

kommen erst dann auf dich zu, mit dem Argument, die hätten

dich länger schon beobachtet. Es ist zum Kotzen“, winkt er ab.

TANZENDE SKELETTE UND

„LEATHERBOYS“

Seinen charakteristischen Stil, zweidimensionale Filzstiftzeichnungen

in Ölfarben anzufertigen, kam auch aus dem Grund

zustande, dass er sich als ungeduldigen Maler sieht. Gewöhnlich

haben Ölfarben eine sehr lange Trockendauer, manchmal

bis zu mehreren Wochen. Er verdünnt deswegen die Farben

mit Terpentin. „Sonst hätte ich keine Nerven dafür. Verdünnt

wird die Farbe in Nullkommanix trocken.“ In Rades Atelier

finden sich etliche Stücke von Konstruktionsholz und Winkeln,

um die Leinwände selber auf Rahmen zu spannen. Während

dieses Prozesses kommen ihm häufig schon die ersten Ideen,

was das Motiv betrifft. „Irgendetwas kumuliert dabei, ich kann

es schwer erklären.“ Vom Vorzeichnen auf Papier nimmt er

Abstand, weil die Gemälde dann oftmals zu steif wirken. Er

bevorzugt es, mit einem schmutzigen Pinsel direkt auf den

Leinwänden zu skizzieren. Einige Arbeiten sind auch auf

Duschvorhängen oder Einweg-Tischtüchern gefertigt. In seinen

Gemälden interpretiert Rade klassische Darstellungen, wie

etwa Stillleben, neu. Gegenstände, die einfache Assoziationen

auslösen, Colaflaschen und Zimmerpflanzen zum Beispiel, kommen

in seinen Werken genauso vor, wie moderne Annäherungen

an expressive, tanzende Skelette aus dem Danse Macabre

des 14. Jahrhunderts, Elemente aus Internet- und Memekultur

oder Darstellungen von schwulen „Leatherboys“, die von den

Zeichnungen des berühmten Tom of Finland inspiriert sein

könnten. Offene Drogenreferenzen und Homosexualität sind

Rade Petraševićs Arbeiten imminent. In seiner Familie ist seine

Homosexualität kein Thema. Ein Coming-out hatte der Künstler

nicht. „Ich hatte einfach einen Freund, der ständig mit mir

zu Ausstellungen gegangen ist und irgendwann haben meine

Eltern wohl eins und eins zusammengezählt. Don’t ask, don’t

tell“, grinst er.

„SIE SIND WIE AMEISEN.“

Die Wiener Behäbigkeit schätzt Rade Petrašević sehr an seiner

Heimatstadt. Doch auch unten am Balkan ist er gerne. „Was ich

am Balkan mag, sind diese Grauzonen. Leute bleiben einfach

am Gehsteig oder auf einer zweispurigen Brücke mit dem Auto

stehen, springen kurz zum Bäcker rein, und alle schimpfen

zwar, aber warten einfach mal kurz. Die Bullen fahren vorbei,

aber whatever. Was irgendwie voll jugo ist, ist, dass Leute

so neugierig sind und immer alles wissen müssen. Sie sind

überall, wie Ameisen“, lacht er. Das Tratschen ist in seiner

Wahrnehmung der normale Informationsaustausch am Balkan.

„Meine Tante in Bosnien würde auf ein offenes Fenster zeigen

und mir was über die dort lebende Frau erzählen, obwohl ich

das gar nicht wissen will. Aber was ich cool finde, ist, dass man

mit Fremden ins Gespräch kommen kann. Im Supermarkt stehen

dann irgendwie fünf Leute zusammen rum und reden über

irgendeinen Scheiß, als ob sie sich kennen würden.“ In Wien

würde man dafür für einen „Weirdo“ gehalten werden, ist sich

Rade sicher. Momentan lernt er Hebräisch mit einem Onlinekurs.

Durch ein Auslandssemester in Israel hat er sich für die

Sprache begeistern können. Und auch in LA wohnte er schon

für einige Monate. „Und ich hab auch mal in Berlin gelebt, aber

mir war das irgendwann zu viel dort. Es geht nur ums Partymachen

und Ketamin nehmen und das nervte. Und die Gay-Szene

dort war so merkwürdig professionell und unentspannt. Typen

zeigen quasi auf die Uhr und sagen, in vier Tagen bin ich im

Darkroom und lasse was-weiß-ich dort mit mir machen. Wien

mag ich am liebsten, weil es einfach bequem hier ist.“ ●

Als ungeduldiger Maler arbeitet Rade manchmal an mehreren Bildern gleichzeitig.

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Photo: Hannah Müller mit Danu und Nani in Vijayawada-Indien.

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