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Credit Suisse bulletin, 2004/01
Credit Suisse bulletin, 2004/01
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WEALTH MANAGEMENT TOPICS<br />
Einstieg gut, alles gut<br />
Der nächste Einbruch im Aktienmarkt ist so sicher wie das Amen in der Kirche, wenn auch weit<br />
weniger gut voraussehbar. Ein gestaffelter Einstieg hilft Anlegern, schmerzhafte Anfangsverluste<br />
zu vermeiden. Thomas H. Hauser, Economic & Policy Consulting<br />
Fotos: M. Hamilton/zefa, Martin Stollenwerk<br />
Wäre ein Anleger im September 1987 zum<br />
ungünstigsten Zeitpunkt in den Schweizer<br />
Aktienmarkt eingestiegen, so hätte er innerhalb<br />
von nur zwei Monaten rund einen Drittel<br />
seines Vermögens verloren. Die gängige<br />
Theorie sagt, dass ein Verlust gleichermassen<br />
schmerzt, ob er am Anfang, gegen Ende<br />
oder in der Mitte des Anlagehorizonts auftritt.<br />
Trotzdem ist der Ärger vieler Anleger besonders<br />
gross, wenn sie gleich in den ersten<br />
Monaten drastische Verluste auf ihr mühsam<br />
Erspartes hinnehmen müssen.<br />
Als Lösung bietet sich die zeitliche Diversifikation<br />
an. Ein gestaffelter Einstieg ist eine<br />
Art Versicherung gegen extrem grosse<br />
Anfangsverluste. Hätte beispielsweise ein<br />
Anleger Ende 1972 – kurz vor dem Ölschock –<br />
auf einen Schlag 10 000 Franken in ein weltweit<br />
diversifiziertes Portfolio mit 30 Prozent<br />
Schweizer Aktien investiert, wäre heute<br />
sein Vermögen knapp 109 000 Franken wert.<br />
Hätte er hingegen einen gestaffelten Einstieg<br />
über 48 Monate gewählt, würde er heute<br />
161000 Franken besitzen, beinahe die Hälfte<br />
3 Die Studie «Economic Briefing 35» können Sie<br />
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mehr! Ein weiterer Vorteil der Staffelung ist,<br />
dass sie auch Anlegern offen steht, die ihr<br />
Vermögen in Fonds investieren.<br />
Wie jede Versicherung verursacht auch<br />
eine Staffelung Kosten: Der Anleger kann<br />
durch Staffelung in der Anfangsphase nur<br />
teilweise an Kursavancen teilhaben. Daher<br />
sinkt das erwartete Endvermögen. Der Nutzen<br />
wird bei fallenden Kursen offensichtlich:<br />
Der Investor verliert weniger, weil er zu Beginn<br />
nicht alles auf einmal anlegt. Ein gestaffelter<br />
Einstieg reduziert demzufolge die Streuung<br />
des Endvermögens. Das heisst, extreme<br />
Vermögensverluste – aber auch Gewinne –<br />
werden unterbunden.<br />
«Ein gestaffelter Einstieg<br />
kann das Ausfallrisiko auf<br />
eindrückliche Art senken.»<br />
Thomas H. Hauser, Economic & Policy Consulting<br />
Wie stark soll der Anleger staffeln, wenn er<br />
einerseits das Risiko grosser Anfangsverluste<br />
reduzieren will, sich aber andererseits der<br />
Kosten bewusst ist? Dieser Entscheid hängt<br />
von seinem individuellen Risikoempfinden<br />
ab. Konkret muss er entscheiden, mit welcher<br />
Wahrscheinlichkeit er leben kann, dass sein<br />
Vermögen in der Einstiegsphase unter den<br />
Anfangswert fällt. Es kann beispielsweise<br />
das Ziel sein, mit einer Wahrscheinlichkeit<br />
von höchstens 20 Prozent später einmal<br />
weniger als das Startkapital zu besitzen – man<br />
spricht dann von einem Ausfallrisiko von<br />
20 Prozent. Das heisst, mit einer «Sicherheit»<br />
von 80 Prozent soll Kapitalerhaltung betrieben<br />
werden. Diese Kapitalerhaltungswahrscheinlichkeit<br />
von 80 Prozent ist – in Abhängigkeit<br />
vom Anlagehorizont – in der Abbildung (links)<br />
dargestellt, ebenso eine von 90 Prozent. Im<br />
ersten Fall ist eine Staffelung von rund<br />
anderthalb Jahren notwendig, während es<br />
im zweiten Fall knapp vier Jahre sind.<br />
Die Staffelung kann das Ausfallrisiko für<br />
kurze Horizonte auf eindrückliche Weise<br />
senken. Nach einem Jahr beträgt die Wahrscheinlichkeit,<br />
weniger als das Startkapital zu<br />
besitzen, ohne gestaffelten Einstieg 29 Prozent.<br />
Mit der 20-monatigen Staffelung kann<br />
sie auf 19 Prozent gesenkt werden, mit einer<br />
Staffelung über 47 Monate sogar auf 6 Prozent.<br />
Das maximale Risiko wird jeweils erreicht,<br />
wenn das ganze Kapital investiert ist. Der<br />
kuppenförmige Verlauf des Risikos ist auf<br />
die Existenz zweier gegenläufiger Effekte<br />
zurückzuführen: Einerseits nimmt das Ausfallrisiko<br />
mit länger werdendem Horizont ab,<br />
weil der Aktienmarkt – über die Zeit betrachtet<br />
– aufwärts tendiert. Andererseits nimmt am<br />
Anfang das Risiko mit steigendem Engagement<br />
im Aktienmarkt zu.<br />
Je nach Risikoempfinden dürfte beim<br />
Einstieg eine Staffelung zwischen anderthalb<br />
und vier Jahren sinnvoll sein. Ähnliche Überlegungen<br />
lassen sich auch für den Ausstieg<br />
anstellen. Allerdings ist dann eine Staffelung<br />
nicht gleich effektiv, weil der Anleger zu<br />
Beginn der Ausstiegsphase immer noch<br />
beinahe voll investiert ist und sich demzufolge<br />
auch das Ausfallrisiko kaum reduziert.<br />
Deshalb muss beim Ausstieg berücksichtigt<br />
werden, was für ein Ziel der Anleger verfolgt.<br />
Ist ihm beispielsweise die Erreichung eines<br />
bestimmten Betrages äusserst wichtig, kann<br />
es vor Erreichen des Anlagehorizontes auch<br />
sinnvoll sein, zügig aus dem Aktienmarkt<br />
auszusteigen, sobald das Ziel erreicht ist.<br />
Fazit: Aktien gehören für einen langfristigen<br />
Vermögensaufbau ins Portfolio. Um aber nicht<br />
im falschen Moment von einem unberechenbaren<br />
Umschwung des Börsenwetters getroffen<br />
zu werden, bietet sich als Schutz die<br />
Staffelung an.<br />
Thomas H. Hauser<br />
Tel. <strong>01</strong> 333 58 84, thomas.h.hauser@credit-suisse.com<br />
Credit Suisse Bulletin 1-<strong>04</strong> 49