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»Ich wollte immer ins Orchester, das war mein Traum.«<br />
Frie<strong>de</strong>mann Ludwig (rechts im Bild) Blin<strong>de</strong>s Verständnis<br />
Porträt <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n Solo-Cellisten, von Klemens Hippel<br />
Sie sind ein Schwergewicht in je<strong>de</strong>m Orchester, die Cellisten. So groß ist ihr Einfl uss auf<br />
<strong>de</strong>n Klang, dass sich stets die Frage stellt: Platziert man die Celli in <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Ensembles<br />
o<strong>de</strong>r am rechten Rand? Und so wechseln sie im Konzerthausorchester, je nach <strong>de</strong>m<br />
Repertoire, das gera<strong>de</strong> gespielt wird, immer wie<strong>de</strong>r die Position.<br />
Sich darauf einzustellen, ist nur eine von vielen Aufgaben, die die 12 Cellisten <strong>de</strong>s Konzerthausorchesters<br />
haben. Angeführt von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Solisten Frie<strong>de</strong>mann Ludwig, seit 1988 im<br />
Orchester, und Stefan Giglberger, seit 1997 dabei. »In <strong>de</strong>r Mitte«, so erklärt Frie<strong>de</strong>mann Ludwig,<br />
»fühlt man sich in <strong>de</strong>n Klang mehr eingebettet, hat das Ohr viel mehr an allen Stimmen.<br />
Wenn man außen sitzt, sind es schon 10 o<strong>de</strong>r 15 Meter zu <strong>de</strong>n Bläsern am an<strong>de</strong>ren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Orchesters. Dafür kann man gemeinsam mit <strong>de</strong>n Kontrabässen einen wun<strong>de</strong>rvollen Gruppenklang<br />
erzeugen. Und außen hört man sich selber besser, das lieben die Cellisten sehr.« Die allerdings<br />
nicht entschei<strong>de</strong>n, wer wo sitzt – meist wünschen sich die Dirigenten eine Sitzordnung.<br />
Ludwig selbst spielt am liebsten in <strong>de</strong>r Mitte – da hat er einen besseren Kontakt zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Musikern. Vor allem zum Konzertmeister, <strong>de</strong>r sein wichtigster Partner ist. Mit ihm sind<br />
alle organisatorischen und musikalischen Fragen abzustimmen. Fast genauso wichtig ist die<br />
Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n »großen Brü<strong>de</strong>rn« in <strong>de</strong>r Bassgruppe: <strong>de</strong>n Kontrabässen. Mit <strong>de</strong>nen<br />
verbin<strong>de</strong>t die Cellisten, wie Ludwig sagt, »glücklicherweise ein blin<strong>de</strong>s Verständnis. Das Verhältnis<br />
zwischen Celli und Kontrabässen kann schwierig sein, aber wir sind wie ein Körper.«<br />
Wichtigste Aufgabe <strong>de</strong>r Solo-Cellisten ist nicht nur das Spielen von Soli, son<strong>de</strong>rn auch<br />
die Führung <strong>de</strong>r Cello-Gruppe. Da es in <strong>de</strong>r Orchesterliteratur verglichen mit <strong>de</strong>n Bläsern<br />
weniger Gelegenheiten gibt, bei <strong>de</strong>nen ein Solo-Cello zu Wort kommt, musiziert man<br />
meist in <strong>de</strong>r Gruppe zusammen, muss gut zuhören, begleiten, mithören können. Umso<br />
gewichtiger sind dann die Soli, die man spielt: »Bei <strong>de</strong>n heikelsten Stellen möchte man<br />
glänzen, sitzt aber auch auf <strong>de</strong>m Präsentierteller. Das ist ja gera<strong>de</strong> die Herausfor<strong>de</strong>rung.<br />
Brahms’ Klavierkonzerte sind da sehr dankbar, o<strong>de</strong>r ›Wilhelm Tell‹.« Diese Mischung<br />
aus solistischer Tätigkeit und Orchesterspiel macht <strong>de</strong>n Reiz aus: »Ich wollte immer ins<br />
Orchester, das war mein Traum«, sagt Ludwig.<br />
Wer was bekommt, wird vor <strong>de</strong>r Saison einvernehmlich aufgeteilt. Wobei gera<strong>de</strong> die<br />
Solo-Cellisten auch häufi g zusammen spielen. Nicht nur auf Reisen, son<strong>de</strong>rn in normalen<br />
Konzerten. Denn es ist dieses Gemeinschaftsgefühl, das die Gruppe und ihre Solisten<br />
auszeichnet. Gemeinsam musizieren, Spaß haben. »Mit <strong>de</strong>m haben wir einen tollen Fang<br />
gemacht«, sagt Frie<strong>de</strong>mann Ludwig über seinen Kollegen Stefan Giglberger. »Er ist solistisch<br />
großartig und bringt auch <strong>de</strong>n richtigen Ensemblegeist mit.« Nicht, dass es da keine<br />
Konkurrenz zwischen zwei Solisten gäbe – aber eine positive: Sie verhin<strong>de</strong>rt, dass man sich<br />
<strong>de</strong>r Routine ergibt.<br />
236 Porträt Solo-Cellisten Mitten drin<br />
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