db-WEB 1-2022
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Mein geliebter Blumengarten<br />
Foto: Pixabay<br />
Wie schön, in unserem Garten leuchtet es rot. Dabei<br />
bin ich mir ziemlich sicher, oder eigentlich<br />
könnte ich schwören, dass es gelbe Tulpen waren,<br />
deren Zwiebel ich letzten Herbst in die Erde gesteckt<br />
habe. Also auf jeden Fall war das Foto auf der Packung<br />
gelb gewesen. Meine Nachbarin wusste von ähnlichen<br />
Erfahrungen zu berichten. „Ach wissen Sie, so was fällt<br />
ja meistens gar nicht auf“, meinte sie. „Wer erinnert sich<br />
im nächsten Frühjahr noch daran, was er im Herbst eingesteckt<br />
hat?“<br />
Ja auch mit dem Pflanzenkauf ist es schon mal so eine<br />
Sache. Da kann es einem passieren, dass man sich etwas<br />
ganz anderes einhandelt, als auf dem Etikett steht<br />
oder von der Verkäuferin gesagt wird. So hatte ich einmal<br />
erlebt, dass eine als weißblühend etikettierte Nelke<br />
blau blühte. Sie passte glücklicherweise zu den anderen<br />
Blaublütlern in meinem Garten. Leider aber nicht so gut<br />
in mein neues weißes Beet, wo ich sie hingedacht hatte.<br />
Einmal hatte ich auch eine angeblich 90 cm hochwachsende<br />
Glockenblume gepflanzt, aber mit dem Ergebnis,<br />
dass diese Pflanze auf halber Strecke nach oben aufgab.<br />
Zur Blütezeit merkte ich dann, dass es eine Knäuelglockenblume<br />
war. Na da konnte man wirklich nicht mehr<br />
Wachstum erwarten.<br />
Ich denke, die Dunkelziffer liegt noch viel höher. Denn<br />
im Garten liegen zwischen Versuch und Irrtum bekanntlich<br />
viele Monate. Wenn die Blüten endlich Farbe bekennen,<br />
ist das Schildchen längst verschwunden. Manchmal<br />
entdecke ich im Keller noch alte Etiketten oder Schilder,<br />
die im Herbst dort liegen geblieben sind. Doch keines<br />
erinnert an eine Pflanze, die so in meinen Beeten aufgetaucht<br />
ist. Doch es gibt auch erfreuliche Überraschungen.<br />
Eine Schar Schneeglöckchen unter dem Fliederbaum fällt<br />
immer durch besonders frühe Blüte und riesenhaftem<br />
Wuchs auf. Ein Blick ins Gartenbuch ergab, dass es sich<br />
um eine ganz seltene Sorte handelt, die nebenbei gesagt,<br />
ihre landläufigen Verwandten auch im Preis weit übertrifft.<br />
Die Zwiebeln hatte ich vor langer Zeit auf einem<br />
Pflanzenmarkt ahnungslos in einem falschen Körbchen<br />
erwischt!<br />
Doch am liebsten ist mir eine vor Jahren aus dem<br />
Supermarkt gerettete Pflanze. Ein halb vertrocknetes<br />
Restexemplar zum stark reduzierten Preis. Aber das Etikett<br />
versprühte Leben, das unter dem Titel „Strauchrose“<br />
ein Meer von roten Blüten versprach. Ich versorgte das<br />
Pflänzchen mit Nahrung und liebevoller Pflege – wenn<br />
auch zunächst ohne große Hoffnung auf Erfolg. In etwa<br />
so, wie man immer wieder Löwenzahn aussticht, obwohl<br />
er trotz aller Anstrengung auf der Wiese niemals weniger<br />
wird. Doch mit der Zeit ergrünte der „Kümmerling“<br />
zusehends und begann, seine Zweige nach oben zu strecken.<br />
Inzwischen ist die Strauchrose hoch in den Pflaumenbaum<br />
gewachsen und bedankt sich alljährlich mit<br />
Unmengen duftender weißer Blüten.<br />
Vor einigen Jahren wagte ich auch einen Versuch bezüglich<br />
der Tulpen. Ich setzte mehrere Beutel der gefüllten<br />
gelben Sorte „Monte Carlo“. Alljährlich erfreue ich<br />
mich an den prächtigen bunt gemischten Tulpen, in deren<br />
Mittelbereich zwei rot gestreifte einen besonderen Akzent<br />
setzen. An anderer Stelle blühen dafür Tulpen überraschenderweise<br />
ganz in Rosa. Auch damals hätte ich<br />
schwören können ...<br />
Ulla D’Amico<br />
16 durchblick 1/<strong>2022</strong>