Flensburg Journal - 241 Oktober 2022
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Flensburger Köpfe:
Alfred Mäder –
ein Gastronom
der alten Schule
Die spätsommerliche Sonne meldet
sich noch einmal. Die Blicke schweifen
über das Wasser, auf dem die
Strahlen des Zentralgestirns so herrliche
Glanzlichter zaubern. Alfred
Mäder steht am Ufer. Direkt vor dem
Restaurant, das an der Ostseite der
Flensburger Innenförde seinen Nachnamen
trägt. Er kann zufrieden ein
ereignisreiches Leben Revue passieren
lassen. Ziemlich genau die Hälfte davon
verbrachte er in der Grenzstadt im
hohen Norden. Es war allerdings keine
Liebeshochzeit, die beide zunächst
miteinander verband.
Alfreds Erinnerungen
Gut kann sich der 80-Jährige an einen
Ausflug mit seinen Eltern erinnern.
Es mag in den 50er Jahren gewesen
sein, als der Abstecher in den hohen
Norden der Republik eine ernüchternde
Stimmung auslöste. „Wir haben
Flensburg nicht als schön empfunden“,
erzählt Alfred Mäder. Ein Gefühl,
dass noch nachwirkte, als
seine berufliche Laufbahn 1982
in „Flensdorf“ einbog. Inzwischen
ist alles anders. „Die Stadt
hat sich in den letzten Jahrzehnten
wirklich sehr positiv entwickelt“,
sagt er. Die Blicke reichen
nun bis zur sanierten, farbenfrohen
Häuserzeile auf der anderen
Seite. Und direkt vor der Nase
liegen viele Segelschiffe, zum
Teil schwimmende Juwelen. „Wir
befinden uns am Sahneplatz von
Flensburg“, lächelt Alfred Mäder.
Der berufliche Weg war
vorgezeichnet
Geboren wurde er am 8. November
1941 in Rendsburg. Dort führten
die Eltern das Hotel „Schützenheim“.
Ihr Sohn schmunzelt: „Diesen
Geruch habe ich verinnerlicht.“
Schon früh war der Junge
im Familienbetrieb hilfreich, der
berufliche Weg war vorgezeichnet.
Er absolvierte von 1959 bis
1962 eine Lehre im „Parkhotel“
zu Kiel. „Es war ein Kombination
aus Kellner und Koch, heute würde
man wohl Hotelkaufmann dazu
sagen“, erklärt Alfred Mäder.
Mit der jungen
Bundeswehr hatte er
nichts am Hut
Der Rendsburger wollte nicht dienen
und fand einen sicheren Hort,
um nicht eingezogen zu werden:
West-Berlin. Er verdingte sich ein
Jahr als Koch im „Hotel Berlin“
am Lützowplatz. Damals ein neuer
Name in der Gastronomie-Branche,
der einem jungen Mann aus der
Provinz mit einer riesigen Küche
imponierte und 26 Köchen einen
Arbeitsplatz bot. Es war eine prägende
Zeit – auch wegen der politischen
Rahmenbedingungen in
der geteilten Millionen-Metropole.
„Der Bau der Berliner Mauer schritt
damals sichtbar voran“, erzählt das
Nordlicht. „Und immer wieder wurde
davon geredet, dass Menschen
aus Fenstern sprangen, um vom
Osten in den Westen zu gelangen.“
Auf den Rhein-Schiffen
zu Hause
Alfred Mäder behielt eine „Schlummer-Adresse“
in Berlin, studierte
dann aber zwei Jahre an der
Hotelfachschule in Heidelberg.
„Kleine Betriebswirtschaft“, erklärt
er heute. Nebenbei lernte er
Spanisch und Französisch. Danach
konnte er bei der „Köln-Düsseldorfer
Deutsche Rheinschifffahrt Aktiengesellschaft“
anheuern. Dabei
handelte es sich um den Marktführer
für Vergnügungs- und Linienfahrten
auf dem Rhein. Aber noch
wichtiger für den jungen Mann war
allerdings folgende Regelung: Das
Personal, das in der Binnenschifffahrt
tätig war, galt als „unabkömmlich“
und musste nicht zur
Bundeswehr.
In der zweiten Hälfte der 60er
Jahre wurde der große Fluss
28 FLENSBURG JOURNAL • 10/2022