Andrássy Nachrichten Nr. 23 (2022/2)
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Andrássy Nachrichten / Wintersemester 2022 / Seite 56
Die zentrale Jubiläumsveranstaltung
fand am 22. März
2022 statt. Bei der Veranstaltung
wurden der Andrássy Universität
zahlreiche gute Wünsche übermittelt.
Nach der Eröffnungsrede
des Rektors und den Grußworten
der VertreterInnen der Universitätsgremien
und Partnerländer sowie
der VertreterInnen der Studierenden,
DoktorandInnen und Alumni
hielt der ungarische Minister für
Innovation und Technologie, Prof.
Dr. László Palkovics, die Festrede.
Er gratulierte der AUB und skizzierte
die Perspektiven für die nächsten
Jahre. Dabei entwarf er eine Vision
für die Stärkung des Forschungsstandortes
Ungarn und zeigte auf, wie
die AUB ihre Position in der ungarischen
Hochschul- und Forschungslandschaft
weiter entwickeln kann.
Er sicherte der Universität die Unterstützung
der ungarischen Regierung
für ihre strategische Weiterentwicklung
zu.
Unter den weiteren Jubiläumsveranstaltungen
finden sich zwei Ringvorlesungsreihen.
Im Rahmen der
ersten zum Thema „Kunst der Diplomatie“
konnten die Zuhörenden
vom Erfahrungsschatz langgedienter
Diplomaten aus den Partnerländern,
der Schweiz und Belgien profitieren.
Diesen ist es gelungen, einen Blick
hinter die Kulissen der Diplomatie zu
werfen und weniger bekannte Aspekte
ihrer Tätigkeit zu vermitteln. Die
zweite Vorlesungsreihe beschäftige
sich mit dem Verhältnis von „Religion
und Politik“ in einem modernen
pluralistischen Staat. Dabei wurden
Ansätze und Konzepte vorgestellt,
wie die inhärente Spannung zwischen
Religionsfreiheit und Gemeinwohlorientierung
des Staates produktiv bearbeitet
werden können.
Entsprechend dem Anspruch der
AUB, Hintergrundwissen und Orientierung
zu den aktuellen Fragen der
Gegenwart zu liefern, bildeten Veranstaltungen
zu geopolitischen Fragen
– vor allem zu den Auswirkungen des
Kriegs in der Ukraine –, zu den Herausforderung
für die Demokratie in
Ungarn und Mittel- und Osteuropa
sowie zu der europäischen Integrationsperspektive
des Westbalkans einen
weiteren Schwerpunkt. Dabei ist
es der AUB erneut gelungen, sich als
Kompetenzzentrum für Ungarn und
die Region zu profilieren. Davon zeugen
neben den Veranstaltungen zahlreiche
prominente Beiträge von MitarbeiterInnen
der AUB in deutschen,
österreichischen, schweizerischen
und ungarischen Medien, insbesondere
rund um die ungarischen Parlamentswahlen.
Anlässlich der Wahlen
wurde auch der wissenschaftliche
Blog der AUB (AUB.LOG) erstmals
für die wissenschaftliche Begleitung
eines wichtigen Ereignisses intensiv
genutzt.
Die mehr als 20 Jubiläumsveranstaltungen
repräsentieren die Vielfalt
der an der AUB bearbeiteten
und diskutierten Fragen sowie das
gut ausgebaute Netzwerk an Partnerschaften.
Insgesamt ist es mit
den Jubiläumsveranstaltungen gelungen,
einen guten Überblick über
das breite interdisziplinäre Leistungsprofil
der AUB zu geben.
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine
Einige Reflexionen über die Rolle der Diplomatie im Krieg
Vielen dürfte der Satz von Carl von Clausewitz „Der
Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen
Mitteln“ aus seinem Werk „Vom Kriege“ aus dem
Jahre 1832 geläufig sein. Kaum bekannt dürfte hingegen
das folgende Clausewitz-Zitat aus dem selbigen
Werk sein: „Sobald der Kraftaufwand so groß wird,
dass der Wert des politischen Zwecks ihm nicht mehr
das Gleichgewicht halten kann: So muss dieser aufgegeben
werden und der Friede die Folge davon sein.“
Herrscht Krieg, so hat die Diplomatie versagt. Dieses
hört man/frau nicht nur an Stammtischen,
sondern auch in vielen Medien – einschließlich
Qualitätsmedien. So herrscht Krieg in der Ukraine,
weil es der Diplomatie nicht gelungen ist, den Angriff
Russlands auf die Ukraine zu verhindern.
Wer sich auch nur oberflächlich mit Diplomatie befasst,
wird schnell feststellen müssen, dass diplomatische
Bemühungen häufig scheitern. Auch können sich
diplomatische Bemühungen oft über einen sehr langen
Zeitraum erstrecken. So haben die USA jahrelang mal
mehr und mal weniger intensiv mit den Taliban verhandelt,
um die militärische Intervention in Afghanistan
zu beenden, ohne die jahrelangen Aufbauleistungen
zu gefährden. Wie wir wissen, sind die Gespräche
gescheitert. Die USA und mit ihnen ihre NATO- und
nicht-NATO-Verbündeten mussten im Sommer 2022
unter chaotischen Umständen das Land verlassen,
nachdem afghanische Armee und Regierung, die jahrelang
mit Milliardenbeträgen unterstützt wurden, wie
ein Kartenhaus zusammenbrachen und die Taliban nahezu
kampflos an die Macht zurückkehrten.
Erfolgreicher waren die diplomatischen Bemühungen,
die zum Atomabkommen (JCPOA) mit dem Iran
führten, doch auch diese dauerten über zehn Jahre
und das Abkommen wurde nur kurz nach Unterzeichnung
durch Präsident Trump wieder gekündigt. Diplomatie
ist häufig das Bohren dicker Bretter mit ungewissem
Ausgang.
Auch vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine am
24. Februar 2022 hat es vielfältige diplomatische Bemühungen
gegeben, um eine weitere Eskalation des Kon