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Das Magazin für Popkultur
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Musik<br />
LIVE<br />
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22.3. Berlin<br />
Chaos, Liebe, Hoffnung<br />
Foto: Jolianne L’Allier Matteau<br />
Kristina Koropecki<br />
Mark Bérubé<br />
Das in Berlin lebende Indiepop-Duo Kliffs orientiert sich<br />
mit seinen Songs am Briefformat: Ehrlich bleiben,<br />
auch wenn es schmerzhaft wird.<br />
Mark, auf eurem zweiten Album basiert<br />
jeder Song auf einem Brief. Also geht es um<br />
Dinge, die du schon immer sagen wolltest,<br />
aber es von Angesicht zu Angesicht nicht<br />
hinbekommen hast?<br />
Mark Bérubé: Die Songs sind natürlich nicht<br />
immer direkte Briefe, sondern oft einfach<br />
Stellungnahmen zu etwas und jemandem.<br />
Manche Dinge sind auf dem Papier einfacher.<br />
Kae Tempest hat mal geschrieben, dass wir<br />
am besten sind, wenn wir meinen, was wir<br />
sagen. Darum geht es: Die Songs versuchen,<br />
etwas sehr Bedeutsames und Ehrliches zu<br />
sagen, auch wenn es schmerzhaft ist.<br />
Ein zentraler Song ist „Believer“, in dem es<br />
darum geht, Hoffnung in einer Welt zu finden,<br />
in der schlimme Dinge geschehen.<br />
Bérubé: Meiner Meinung nach gibt es viele<br />
verschiedene Definitionen von Hoffnung. Für<br />
mich ist Hoffnung vor allem ein Werkzeug, das<br />
du zu deinem Vorteil nutzt. Wenn die Dinge<br />
am Boden sind, brauchst du Licht. Leonhard<br />
Cohen hat in „Anthem“ den Riss besungen,<br />
der das Licht durchlässt. Darum geht es auch<br />
in „Believer“. Die Strophen sind irgendwie<br />
düster und unsicher, aber immer wieder kehrt<br />
der Chorus mit einer starken Liebe und dieser<br />
Hoffnung zurück.<br />
„Helmets“ klingt dagegen nach einer Art<br />
Aufstand, der in Chaos mündet. Das Lied<br />
endet ja auch mit einem Schuss.<br />
Bérubé: Der Song ist inspiriert vom großen<br />
WTO-Protest im Jahr 1999, der auch „Battle of<br />
Seattle“ genannt wird. Wir waren etwa<br />
40 000 Demonstranten, als dort nachmittags<br />
das Chaos ausgebrochen ist. Ich erinnere<br />
mich noch ganz genau, wie ich auf der Straße<br />
gestanden habe – und plötzlich sehe ich einen<br />
Militärpanzer auf mich zufahren. Müll container<br />
haben gebrannt, Menschen haben Dinge ge -<br />
worfen, die Polizei hat Pfefferspray über unsere<br />
Köpfe geschossen – es war einfach die Hölle.<br />
Tausende haben diesen Wunsch geteilt, etwas<br />
Gutes zu tun. Doch dann gibt es ein paar<br />
Wenige, die gewalttätig werden, und alles ge -<br />
rät außer Kontrolle. Die guten Mo mente werden<br />
ge raubt. Ich möchte nicht sagen, dass das Stück<br />
auf der Makro ebene eine Botschaft hat, aber<br />
es steckt sehr viel in den Details.<br />
Interview: Julia Motschmann<br />
After the Flattery ist gerade erschienen.<br />
<strong>kulturnews</strong> | 13