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Das Magazin für Popkultur
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Jazz + Klassik<br />
LIVE<br />
8.3. Darmstadt<br />
9.3. Singen<br />
10.3. Mannheim<br />
11.3. Hameln<br />
12.3. Landsberg<br />
14.3. München<br />
11.10. Kiel<br />
12.10. Bremen<br />
13.10. Hamburg<br />
Die Tarantino-Regel<br />
Foto: Yvonne Schmedemann<br />
Um das erste Livealbum aufzunehmen, musste Omer Klein sein Jazztrio austricksen.<br />
Omer, an mehreren Stellen auf „Life & Fire“ hört man eine menschliche<br />
Stimme im Hintergrund. Wem gehört sie – und ist sie absichtlich auf<br />
dem Endprodukt gelandet?<br />
Omer Klein: Ich glaube, es ist manchmal meine und manchmal die von<br />
Haggai, unserem Kontrabassisten. Es war nie ein Problem für uns, weil<br />
es zum Konzept passt. Das Album ist ja gewissermaßen meine subversive<br />
Version eines Livealbums – subversiv, weil nicht draufsteht, dass es ein<br />
Livealbum ist, und weil kein Applaus zu hören ist. Wenn du es nicht besser<br />
weißt, kannst du es leicht für ein Studioalbum halten.<br />
Wie genau ist das Album entstanden?<br />
Klein: Wir haben die zweieinhalb Tage davor im Studio aufgenommen,<br />
ohne Publikum. Aber das war ein Trick von mir. Ich habe allen gesagt:<br />
Lasst uns die Aufnahmen machen, und am letzten<br />
Tag laden wir Freund:innen ein, um ihnen vorzuspielen.<br />
Ich wusste jedoch die ganze Zeit, dass daraus<br />
das Album werden würde. Am Abend selbst<br />
galt die Regel, die angeblich an jedem Set von<br />
Quentin Tarantino gilt: Lass dein Handy zu Hause,<br />
und wenn du es doch dabei hast und es klingelt,<br />
bring dich leise um. (lacht) Fast alle Tracks, die auf<br />
dem Album gelandet sind, stammen von diesem<br />
Abend.<br />
Was macht das Konzept Livealbum so anziehend<br />
für dich?<br />
Klein: Die Band ist jetzt zehn Jahre alt, und ich<br />
wollte das feiern, indem ich festhalte, wie sie wirklich<br />
klingt. Die Studiosituation ist für uns ja eigentlich<br />
die Ausnahme. Das ganze Jahr über spielen wir vor Publikum, und an<br />
drei Tagen sollen wir ein magisches Album aufnehmen – ausgerechnet<br />
dann, wenn wir für niemanden spielen. Aber ich wollte auch kein normales<br />
Livealbum machen, weil die manchmal grottenschlecht sind. Keine<br />
Ahnung, warum.<br />
Zehn Jahre als Trio – wie fühlt sich das an?<br />
Klein: Die einfache Antwort wäre: Wir wachsen, als Individuen und als<br />
Trio. Das hier ist unser fünftes Album in acht Jahren, und ich kann<br />
anhand der Platten nachzeichnen, wie wir besser, freier, flexibler geworden<br />
sind. Wir spielen auch immer organischer zusammen und sind reifer<br />
geworden, trauen uns, weniger Noten zu spielen. Für mich hat das Trio<br />
vier Mitglieder: Haggai Cohen-Milo am Bass, Amir Bresler am Schlag zeug,<br />
mich – und die Stille. Genauso ist das Schönste und<br />
Mysteriöseste das, was ich nicht weiß. Die Dinge,<br />
die zwischen den Aufnahmen passieren.<br />
Das Cover fängt die Gleichberechtigung gut ein:<br />
Da steht nichts vom Omer Klein Trio, es sind einfach<br />
eure drei Namen, und ihr seid alle gleich<br />
groß abgebildet.<br />
Klein: Ja, das ist definitiv Absicht. Es hat sich bei<br />
diesem Album richtig angefühlt. Wir alle drei entwickeln<br />
uns weiter, wenn wir nicht zusammen sind.<br />
Wir sind alle noch wir selbst, aber mehr als zuvor.<br />
Nur ein Beispiel: Als wir angefangen haben, hatte<br />
ich noch keine Kinder, mittlerweile habe ich drei.<br />
Life & Fire<br />
erscheint am 3. März<br />
Interview: Matthias Jordan<br />
24 | <strong>kulturnews</strong>