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Das Magazin für Popkultur
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Musik<br />
LIVE<br />
10.3. Berlin<br />
Foto: Alex Meyer<br />
Akute<br />
Antihaltung<br />
Lasse, du kommst gerade aus Theater proben.<br />
Woran arbeitest du?<br />
Lasse Winkler: Zum ersten Mal produziere ich<br />
Theatermusik in Berlin. Krasser Stoff: Da geht’s<br />
um Euthanasie von Kranken und Behinderten<br />
im Nazireich. Für mich ist Theater aber kein<br />
ganz neuer Ort. Ich habe meine Kindheit quasi<br />
in der Theaterkantine verbracht, denn meine<br />
Mutter ist Schauspielerin.<br />
Du arbeitest auch noch als bildender Künstler,<br />
Labelbetreiber und veröffentlicht jetzt mit<br />
deinem Technoprojekt Acud das Debüt -<br />
album. Ist dir das alles manchmal zu viel?<br />
Winkler: Es gab diese Momente. Somit hab ich<br />
auch kurz vorm Diplom mein Kunst studium in<br />
Leipzig abgebrochen. Nichts desto trotz verschmelzen<br />
die verschiedenen Kuns t -<br />
ausrichtungen total bei mir – nichts ist<br />
umsonst! (lacht)<br />
Deine minimalistischen Texte entstehen<br />
immer intuitiv, und manchmal bleiben die<br />
Demo-Lyrics einfach drauf. Was spricht<br />
gegen das Schreiben?<br />
Winkler: Eigentlich schreibe ich sehr gerne.<br />
Unter meinem bürgerlichen Namen veröffentliche<br />
ich tatsächlich auch noch Poesie. Aber<br />
bei Acud nutze ich Worte eher als Materie.<br />
Klang schlägt Inhalt: eine bewusste Sinn -<br />
entleerung – und dennoch ist es nie beliebig.<br />
Ohne zu behaupten, dass ich mit den Acud-<br />
Beim Einkaufen<br />
im Supermarkt<br />
zweifelt Lasse<br />
Winkler alias<br />
Acud schon<br />
mal am Punk.<br />
Hilft dagegen<br />
bewusste<br />
Sinnentleerung?<br />
Texten auf irgendeinen Punkt kommen will.<br />
(lacht)<br />
Den Song „Kein Halten“ verstehe ich als eine<br />
Aufforderung zum Machen.<br />
Winkler: Die Zeile „Leben kann man nicht verwalten“<br />
ist auch ein Appell an mich selbst. Ich<br />
bin gerade Vater geworden, und dieses Ver -<br />
walten des Lebens bricht sich bei so vielen<br />
anderen Eltern in meinem Umfeld Bahn. Es<br />
wird eine Höhle gebaut und verwaltet, was<br />
man besitzt. Besitz im Allgemeinen wird immer<br />
wichtiger. Dem gegenüber habe ich einfach<br />
eine krasse Antihaltung. Das ist natürlich auch<br />
ein Kampf.<br />
Auf „Schnabelgaul“ skizziert du eine Elektro -<br />
szene als Gegenentwurf. Ist das denn überhaupt<br />
noch so? Ist nicht selbst das Raven zur<br />
Marke geworden?<br />
Winkler: Techno ist schon lange kein Gegen -<br />
entwurf mehr. Selbst beim Shoppen im<br />
Supermarkt wird dir irgendein Alle-Farben-<br />
Song reingespielt. Aber ich habe Techno als<br />
krasse Punkkultur kennengelernt: Wir sind<br />
überall eingestiegen. Dieser Drang nach Punk,<br />
nach dem Knarzen, nach der Sägezahnwelle,<br />
die einem in die Birne bügelt, ist nach wie<br />
vor da.<br />
Interview: Felix Eisenreich<br />
Verdammt nochmal erscheint am 3. März.<br />
<strong>kulturnews</strong> | 21<br />
Food For Worms<br />
LP/CD/MC/Dig<br />
(Dead Oceans)<br />
26.<strong>03</strong>. München, Technikum<br />
27.<strong>03</strong>. Berlin, Festsaal Kreuzberg<br />
28.<strong>03</strong>. Hamburg, Markthalle<br />
04.04. Köln, Gloria<br />
Oas<br />
LP/Dig<br />
(Playground Music)<br />
UNKNOWN<br />
MORTAL<br />
ORCHESTRA<br />
V<br />
LP/CD/MC/Dig<br />
(Jagjaguwar)<br />
DEBBY<br />
FRIDAY<br />
Good Luck<br />
LP/CD/Dig (Sub Pop)<br />
The New<br />
Pornographers<br />
Continue As A Guest<br />
LP/CD/Dig (Merge)<br />
cargo-records.de<br />
cargorecordsgermany<br />
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