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SMZ Liebenau Info 01_2018

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ANERKENNUNGSKULTUR<br />

JACKY-COOL-CHECK<br />

Wenn Qualifikationen reisen –<br />

Schritte hin zu einer Anerkennungskultur<br />

VON EDITH ZITZ (INSPIRE – VEREIN FÜR BILDUNG UND MANAGEMENT, GRAZ)<br />

Sowohl bei (un)selbstständig Beschäftigten als auch<br />

bei Unternehmen stellen sich Fragen der Anerkennung<br />

von im Ausland erworbenen Qualifikationen:<br />

Nach wie vor sind etwa 25 % der Migrant*innen unter<br />

ihrem Ausbildungsniveau beruflich tätig. Zugleich<br />

steigt derzeit durch die verbesserte wirtschaftliche<br />

Konjunktur der Fachkräftebedarf. Vor diesem Hintergrund<br />

möchte das Projekt „Anerkannt!“ zu einer<br />

gelingenden Anerkennungskultur in Zeiten stetiger<br />

Migrations- und Fluchtbewegungen beitragen.<br />

Berufliche Situation von Migrant*innen<br />

Wie Daten der Statistik Austria aus 2<strong>01</strong>6 verdeutlichen,<br />

fühlte sich im Jahr 2<strong>01</strong>4 ein Viertel der<br />

migrantischen Beschäftigten in Österreich überqualifiziert;<br />

demgegenüber waren es nur 9 % der<br />

Personen ohne Migrationshintergrund. Frauen<br />

mit Migrationshintergrund betrifft dies sogar noch<br />

in stärkerem Maß. Die im Vergleich zur „einheimischen“<br />

Bevölkerung schlechtere Erwerbsarbeitsintegration<br />

von Migrant*innen, gekoppelt mit der<br />

hier erlebten Dequalifizierung, stellt eine Hürde für<br />

qualifizierte Beschäftigung dar. In der Folge wird die<br />

Abhängigkeit vom sozialen Sicherungssystem verstärkt,<br />

die persönliche Unabhängigkeit beeinträchtigt<br />

und es entsteht volkswirtschaftlicher Schaden,<br />

weil Potenziale nicht eingebracht werden können.<br />

Psychosozial stresst diese Lage zudem, da die Personen<br />

dies als Entwertung, Diskriminierung und Beschämung<br />

erleben. Auf Arbeitgeberseite sind teils<br />

Vorbehalte gegenüber ausländischen Abschlüssen<br />

feststellbar, da sie den Wert der Qualifikationen im<br />

Vergleich zu österreichischen Abschlüssen nicht<br />

richtig einschätzen können. Auch dies kann zur Benachteiligung<br />

von Migrant*innen führen.<br />

Verbesserung durch neue Rechtslage?<br />

Im Jahr 2<strong>01</strong>6 trat das österreichische Anerkennungs-<br />

und Bewertungsgesetz in Kraft. Dadurch<br />

wurden die Verfahren transparenter und teils schneller.<br />

Trotz dieser Verbesserungen erleben viele Beteiligte<br />

Anerkennungsverfahren nach wie vor als<br />

„Dschungel“. Durch die vielen rechtlichen Bestimmungen<br />

und daraus abzuleitenden Unterschiede je<br />

nach Beruf und Herkunftsland bleibt die Anerkennungslandschaft<br />

komplex.<br />

Zudem ist die Durchführung (Nostrifikationen,<br />

Gleichhaltungen, Nostrifizierungen, …) zum Teil<br />

mit erheblichen Kosten verbunden. Der hohe<br />

betriebliche Bedarf an Anerkennungs-Know-how<br />

leitet sich auch aus einer 2<strong>01</strong>6 im Bundesland<br />

Steiermark durchgeführten Online-Befragung bei<br />

Klein-und Mittelbetrieben (KMUs) ab, die der Soziologe<br />

Barış Koç durchführte. Auf die Frage „Warum<br />

glauben Sie, dass so viele Migrant*innen unter<br />

ihrem Ausbildungsniveau arbeiten?“ gaben fast die<br />

Hälfte der Befragten die fehlende Anerkennung<br />

von ausländischen Bildungsabschlüssen an. Bürokratische<br />

Hürden folgten mit 44 % (vgl. Abb.).<br />

Warum glauben Sie, dass so viele Migrantinnen und Migranten unter ihrem Ausbildungsniveau arbeiten?<br />

Schlechte Deutschkenntnisse der Migrant*innen<br />

Fehlende Anerkennung von ihren Bildungsabschlüssen<br />

Bürokratische Hürden<br />

Eingeschränkte Arbeitsbewilligung<br />

Schlechte Ausbildung der Migrant*innen<br />

Mangelnder Ehrgeiz der Migrant*innen<br />

Herkunft der Migrant*innen<br />

Keine geeignete Stelle<br />

Religion der Migrant*innen<br />

<strong>Info</strong>rmationsmangel unter den Migrant*innen<br />

Aus finanziellen Gründen<br />

Sonstiges<br />

Ähnliche Einschätzungen dokumentiert auch der Integrationsbericht 2<strong>01</strong>6<br />

des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres.<br />

N=159<br />

Weitere <strong>Info</strong>rmationen unter: www.inspire-thinking.at, www.anerkannt.at, www.berufsanerkennung.at,<br />

www.anlaufstelle-anerkennung.at/anlaufstellen<br />

<strong>SMZ</strong> INFO FRÜHJAHR 2<strong>01</strong>8<br />

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