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GESUNDHEITSPOLITIK<br />
GESUNDHEITSPOLITISCHE ÜBERLEGUNGEN<br />
ZUM FLÜCHTLINGSTHEMA<br />
VON GUSTAV MITTELBACH<br />
10<br />
<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2015</strong><br />
WESENTLICHE GESUNDHEITSRELEVANTE FRAGEN<br />
ERSCHEINEN UNS DERZEIT VÖLLIG UNGEKLÄRT:<br />
▪ Wer kümmert sich um wichtige sanitätspolizeiliche<br />
und präventive Maßnahmen im Umgang<br />
mit den Flüchtlingen? Werden von den<br />
Gesundheitsbehörden (Amtsärzte, Landes-Sanitätsdirektion,<br />
Gesundheitsämter) als Vertreter<br />
der „öffentlichen Gesundheit“ akute und chronische<br />
Erkrankungen und bestimmte wesentliche<br />
Infektionserkrankungen erfasst, wird der<br />
Impfstatus der Flüchtlinge überprüft, werden<br />
nötige Impfungen (für Kinder und Erwachsene)<br />
ergänzt, bestimmte Screening-Funktionen<br />
durchgeführt oder ist z.B. der Röntgenbus an<br />
der Grenze im Einsatz? Gibt es bereits koordinierte<br />
Einsätze und Krisenstäbe der Gesundheitsbehörden?<br />
Wenn ja, warum wird das in der<br />
Öffentlichkeit nicht kommuniziert?<br />
▪ Laut UN-Menschenrechtskonvention Art. 21<br />
besteht für Flüchtlinge das Recht auf ärztliche<br />
Versorgung und notwendige soziale Leistungen.<br />
▪ 1999 hat es eine vorbildliche steirische Aktion<br />
zur Erst-Versorgung von 900 bosnischen<br />
Flüchtlingen gegeben, an der alle vorhandenen<br />
staatlichen Organisationen, einschließlich Katastrophenschutz,<br />
Rotes Kreuz, Kinderklinik, Gesundheitsämter,<br />
etc. gemeinsam mit freiwilligen<br />
HelferInnen (u.a. geschulte bosnische Grazer<br />
StudentInnen als Dolmetscher von Omega) beteiligt<br />
waren.<br />
Zitat von Ex-Spitzendiplomat Wolfgang Petrisch<br />
im Standard vom 31.10.<strong>2015</strong>: …“aus Bosnien<br />
und Herzegowina kamen …in den Neunzigern<br />
binnen kurzer Zeit 160.000 Flüchtlinge nach Österreich,<br />
aber im Rückblick gibt es nur Positives<br />
über das Management zu sagen. Damals hat die<br />
Regierung Leadership bewiesen, heute tun das<br />
nur die Hilfsorganisationen. Die Zivilgesellschaft<br />
hat den Ruf Österreichs gerettet. Die Regierenden<br />
hingegen stehen ziemlich daneben – von den<br />
G e m e i n d e n b i s h i n a u f z u r B u n d e s r e g i e r u n g … “<br />
„ ... Statt Asylanträge zu ignorieren, bewusst langsam<br />
zu bearbeiten oder Lager zu schließen, tat<br />
Österreich damals genau das Gegenteil: Man<br />
rüstete sich für weitere 60.000 Flüchtlinge und<br />
machte kein Geheimnis daraus, dass man sie<br />
aufnehmen werde. Das Ergebnis war die „De<br />
Facto“ – Aktion zwischen 1992 und 98. „De Facto“<br />
bezog sich dabei auf die faktische Gleichstellung<br />
der Kriegs-Flüchtlinge mit Flüchtlingen<br />
gemäß der Genfer Konvention.<br />
Krieg macht keinen Unterschied<br />
zwischen einzelnen Personen und ist<br />
damit gemäß der Genfer Konvention<br />
kein Asylgrund im engeren Sinn.<br />
„Zu schützen sind Kriegsflüchtlinge aber trotzdem<br />
für jedes Land, das die Europäische Menschenrechtskonvention<br />
mitträgt. Österreich tat<br />
also, was zu tun war... Die Betreuung von Asylwerbern<br />
und Kriegsflüchtlingen sei vor 20 Jahren<br />
von Beamten gemacht worden, die keine Welle<br />
und keinen Ansturm vor sich sahen, sondern<br />
eine Aufgabe , die es zu lösen galt“<br />
(orf.at 10.8.<strong>2015</strong><br />
http://orf.at/stories/2292981/2292970/ )<br />
▪ Derzeit organisieren rund um Spielfeld niedergelassene<br />
AllgemeinmedizinerInnen – aus<br />
Eigeninitiative, neben ihrer normalen Arbeit, gemeinsam<br />
mit dem Roten Kreuz einen ärztlichen<br />
Bereitschaftsdienst an der Grenze, für den sich<br />
weitere freiwillige Ärzte zur Verfügung stellen.<br />
Wenigstens wird diese Arbeit von der öffentlichen<br />
Hand mit 50,00 €/Stunde unterstützt – das<br />
gilt aber nicht für die anderen psychosozialen<br />
Gesundheitsberufe! Werden diese Einsätze von<br />
öffentlichen Stellen koordiniert? Ist ein ähnlicher<br />
Einsatz in Graz, Leoben etc. geplant…? Dazu ist<br />
uns derzeit nichts bekannt.