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SMZ Liebenau Info 02_2015

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GRÜNANGER<br />

HELLO AND GOODBYE, FIZIASTRASSE 13<br />

VON RAINER POSSERT<br />

18<br />

<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2015</strong><br />

Mit dem Abriss des ehemaligen „Schlecker“-Gebäudes<br />

in der Fiziastrasse 13 wollten das Wohnungsamt<br />

der Stadt Graz und „Wohnen Graz“<br />

(als Wirtschaftsbetrieb der Stadt Graz) ein klares<br />

Zeichen setzen. Obwohl die nutzbare Fläche von<br />

400m 2 im „Zentrum“ des Grünanger einen idealen<br />

Veranstaltungsort und Raum für Kommunikation<br />

abgegeben hätte, wurde diesem Bedürfnis der<br />

BewohnerInnen nicht Rechnung getragen.<br />

Jetzt ist eine mit Felsbrocken eingegrenzte Erdfläche<br />

sichtbar, die sich ab dem kommenden<br />

Frühjahr zu einer am Grünanger nicht unüblichen<br />

„Gstettn“ auswachsen wird. Unkraut statt<br />

Kommunikation.<br />

Womit das Amt in einer anderen Sache nicht<br />

gerechnet hatte: Das Gebäude wurde einst<br />

über einem, im April 1945, verfüllten Bombentrichter<br />

errichtet, dessen genaue Lage ich auf<br />

Grund zweier Fachgutachten genau lokalisieren<br />

konnte und im Rahmen einer Veranstaltung von<br />

LaStrada/Kunstlabor Graz sichtbar gemacht habe.<br />

Der ca. 7 Meter große und ca. 3-4 Meter tiefe<br />

Bombentrichter wurde bei Schalungsarbeiten für<br />

den Keller in den 1970er Jahren geöffnet. Ob damals<br />

Opfer geborgen wurden, ist nicht bekannt.<br />

Auf jeden Fall wurden 1992, in einer Entfernung<br />

von 100 Metern – am Gelände des Kindergartens,<br />

Skelette zweier mutmaßlicher NS-Opfer bei<br />

Bauarbeiten gefunden. In 50 Meter Entfernung<br />

befindet sich eine noch nicht geöffnete Grube, in<br />

der Opfer verscharrt sein könnten.<br />

Auf Grund der sehr öffentlichkeitswirksamen<br />

Gedenkarbeit des <strong>SMZ</strong> wurde das gesamte<br />

ehemalige Lagergebiet bereits im Frühjahr <strong>2015</strong><br />

als „archäologische Bodenfundstelle“ durch<br />

das Bundesdenkmalamt (BDA) im Flächenwidmungsplan<br />

ausgewiesen. Das bedeutet, dass<br />

ab diesem Zeitpunkt, Bauarbeiten am gesamten<br />

Grünanger dem BDA hätten gemeldet werden<br />

müssen, was beim Abriss der abgebrannten Baracke<br />

Andersengasse 38 im Mai <strong>2015</strong> nicht beachtet<br />

wurde.<br />

Durch die farbliche Kennzeichnung des Bombentrichters<br />

und die Errichtung einer temporären<br />

Gedenkstätte vor und im ehemaligen Schleckergebäude<br />

im Rahmen von La Strada/Kunstlabor<br />

Graz, (mehr als 150 Personen haben die Kunstinstallation<br />

gesehen) ist es mir gelungen, öffentlich<br />

eindringlich darauf hinzuweisen, dass<br />

beim Aufgraben „verdächtiger“ Strukturen am<br />

Grünanger sehr wohl auf die Geschichte des Ortes<br />

Rücksicht genommen werden muss.<br />

Obwohl ursprünglich von Seiten des Wohnungsamtes<br />

davon gesprochen wurde, beim Abriss<br />

des Schleckergebäudes dessen Keller ohne

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