GRÜNANGER 18 <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2015</strong>
GESUNDHEITSFÖRDERUNG DIE GESUNDHEITSFÖRDERNDEN POTENTIALE VON HEIMTIEREN AUF DEN MENSCHEN VON MARTINA FREI Seit meiner Kindheit werde ich von unterschiedlichen Haustieren begleitet. Aus eigener Erfahrung weiß ich, was es heißt, ein Tier an der Seite zu haben, und ich bin der festen Überzeugung, dass ich in Bezug auf meine Gesundheit und in meinem Wohlbefinden von seiner Anwesenheit profitieren konnte. Im Rahmen meines Public Health Studiums beschäftigte ich mich intensiv mit den so genannten „Tiergestützten Interventionen“ und stellte diese in meinem Lehrgang vor. Mein Lehrgangsleiter bestärkte mich, weiter an diesem Thema zu arbeiten, und so war das Thema meiner Masterarbeit gefunden: „Die gesundheitsfördernden Potentiale von Heimtieren auf den Menschen.“ Hauptaugenmerk dieser Masterarbeit liegt nicht auf den Tiergestützten Interventionen, sondern auf den gesundheitsfördernden Effekten von Heimtieren, unserem, wie Boris M. Levinson sie nannte, „therapeutischen Element im Alltag“ (Greiffenhagen und Buck-Werner 2011:45). Seit Beginn der Menschheit gibt es eine Beziehung zwischen Mensch und Tier. Zu allen Zeiten der Geschichte des Menschen waren Tiere ein wichtiger Bestandteil im menschlichen Leben. Diese Beziehung war stets ambivalent, kulturabhängig und von einem unterschiedlichen Werteund Bedeutungswandel geprägt, mit dem sich auch Respekt und Wertschätzung gegenüber Tieren immer wieder veränderten. Menschen sind seit jeher von Tieren abhängig: Sie dienten als Nahrungs- und Kleidungslieferanten, Nutz- und Lastentiere, Haus- und Hofhüter, waren teilweise sogar religiös und mythisch verehrte Wesen und stellten treue Begleiter dar. Heute ist die Beziehung Mensch und Tier kontrovers geprägt. Einerseits werden Tiere ausgenutzt wie noch nie zuvor, zum Beispiel in Form von Massentierhaltungen, andererseits werden sie vermehrt als wichtige Lebenspartner anerkannt und ihre positiven Effekte auch zur Förderung von Gesundheit eingesetzt. Trotz des technischen Fortschritts haben Tiere auf der Welt noch verschiedenste Funktionen für Menschen und tragen mit ihren Fähigkeiten zur Erhöhung der Lebensqualität und einer besseren Lebensgestaltung bei (vgl. Otterstedt 2003: 15ff.). In Österreich gibt es rund 1,5 Millionen Katzen und 580.000 Hunde. In 17% der österreichischen Haushalte leben Hunde, Hunde und Katzen gemeinsam in 6,4% und Katzen in 26% der Haushalte (vgl. Petcom <strong>2015</strong>). Die Anzahl an Heimtieren in unserer Gesellschaft steigt stetig, wodurch auch das Interesse an ihren gesundheitsfördernden Potentialen stark zunimmt. Erste Aufzeichnungen über die heilenden Effekte von Tieren stammen aus dem achten Jahrhundert und erscheinen im Laufe der Zeit immer wieder. Bereits im 18. Jahrhundert gab es in England eine Einrichtung für psychisch Kranke, die es PatientInnen erlaubte, Kleintiere zu halten und zu versorgen. Mönche des Klosters York wussten schon vor 200 Jahren, dass Gebete und Tiere dem Menschen helfen, auch ein Epileptikerzentrum in Deutschland setzte von Anfang an auf die heilenden Effekte von Tieren. Leider wurden solche Pionierprojekte immer wieder vergessen oder mangelhaft dokumentiert und waren somit für die moderne Naturwissenschaft wertlos (vgl. Greiffenhagen und Buck-Werner 2011: 13f.). TIERE ALS CO-THERAPEUTEN Ein Meilenstein in der Erforschung der Mensch-Tier-Beziehung war die Publikation des amerikanischen Kinderpsychiaters Boris M. Levinson über seine Erfahrungen mit Tieren als Co-Therapeuten im Jahr 1969. Er entdeckte die so genannte „Eisbrecherfunktion“ von Tieren und nutzte seine Erkenntnisse, um Tiere in seiner Arbeit einzusetzen. Gerade durch Levinsons Publikation wurde das Interesse am Forschungsfeld der Mensch-Tier-Beziehung geweckt. Heute werden Tiere in der „Tiergestützten Therapie“ ganz gezielt eingesetzt, um ein Dreieck aus TherapeutIn, Tier und PatientIn zu schaffen und um über das Tier eine gemeinsame Kommunikations- und Vertrauensbasis herzustellen. TIERISCHE EINFLÜSSE Haustiere haben Forschungen zufolge gesundheitsfördernden Einfluss auf uns Menschen. Die wichtigsten Punkte möchte ich kurz zusammenfassen, weil sie Körper, Seele, aber auch unser soziales Handeln, positiv beeinflussen. <strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2015</strong> 21