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SOZIALARBEIT<br />
SOZIALE ARBEIT IN SCHOTTLAND IM BEREICH<br />
KIND, JUGEND UND FAMILIE<br />
VON ANAHITA SHARIFGERAMI<br />
26<br />
<strong>SMZ</strong> INFO DEZEMBER <strong>2015</strong><br />
Lange Zeit schon hat mich Schottland fasziniert<br />
– die Landschaft, die Leute und die Kultur. Seit<br />
meinem 18. Lebensjahr war ich mindestens einmal<br />
im Jahr mehrere Wochen dort. Ich habe u.a.<br />
auch zwei Praktika absolviert: Das Erste bei einer<br />
„Nichtregierungsorganisation“ (NGO), welches<br />
ich mir aus Eigeninteresse organisiert habe und<br />
das Zweite beim schottischen Äquivalent zur<br />
Kinder- und Jugendhilfe als Teil meiner Ausbildung<br />
zur Sozialarbeiterin. Sie verschafften mir<br />
einen Einblick in die Arbeitsweisen im Bereich<br />
Kindheit, Jugend und Familie und mir wurde klar,<br />
wie wichtig interdisziplinäre und multiprofessionelle<br />
Zusammenarbeit im sozialen Bereich war.<br />
Nach meinem erfolgreichen Studienabschluss<br />
beschloss ich, für einige Jahre nach Schottland<br />
auszuwandern.<br />
EINBLICKE IN DIE FAMILIEN-UND JUGENDARBEIT<br />
Meine erste Arbeit fand ich in derselben NGO, in<br />
der ich einige Jahre zuvor mein Praktikum absolvierte.<br />
Es handelt sich dabei um eine stationäre<br />
Einrichtung für Eltern und Familien, die bereits<br />
Unterstützung von der Kinder- und Jugendhilfe<br />
erhält, wobei jedoch weiterhin Sorge um das Wohl<br />
und die Sicherheit der Kinder bzw. Jugendlichen<br />
zu Hause besteht. Für viele Familien ist diese<br />
Einrichtung die „letzte Chance“, eine Fremdunterbringung<br />
ihrer Kinder zu vermeiden. In anderen<br />
Fällen waren die Kinder bereits fremduntergebracht<br />
und ihr Aufenthalt in der NGO war Teil des<br />
Rehabilitationsplans. Bis zu 12 Wochen lebt die<br />
ganze Familie in der ländlichen Umgebung von<br />
Stirlingshire und arbeitet an Zielen, die vorher gemeinsam<br />
mit der Organisation, den zuständigen<br />
SozialarbeiterInnen und weiteren HelferInnen<br />
(z.B. LehrerInnen, KindergärtnerInnen, ÄrztInnen,<br />
PsychologInnen, etc.) definiert worden sind.<br />
Generell zählen regelmäßige Vernetzungstreffen<br />
in Großbritannien zum Alltag von SozialarbeiterInnen<br />
und Professionellen im sozialen Arbeitsfeld.<br />
Sie werden eingesetzt, um Hilfepläne für alle Kinder<br />
und Jugendliche, deren Wohl gefährdet ist,<br />
zu erstellen, zu evaluieren und um die nächsten<br />
möglichen Schritte zu besprechen.<br />
Fast alle Familien, die ich dort kennenlernen durfte,<br />
kamen aus sozial schwächeren Schichten.<br />
Die wenigsten Eltern haben (jemals) gearbeitet<br />
und sehr viele stammten selbst aus schwierigen<br />
Familien oder wurden bereits selbst als Kinder<br />
fremduntergebracht. Meine Aufgabe als „Family<br />
Support Worker“ war es, Zeit mit den Familien<br />
zu verbringen und sie in den unterschiedlichen<br />
Situationen des Alltags anzuleiten und zu unterstützen.<br />
Während ihres wochenlangen Aufenthaltes<br />
werden die Familien von 9 – 22 Uhr fast<br />
rund um die Uhr betreut, in besonders kritischen<br />
Fällen (z.B. bei gefährdeten Säuglingen) auch<br />
24-Stunden lang. Im Rahmen dieser intensiven<br />
Betreuung wird unter professioneller Anleitung<br />
vom Kochen eines gesunden Essens angefangen,<br />
altersgerechtem Spielen mit den Kindern,