Melange No26
Melange No26 - das Magazin im Süden Bayerns
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VERSUCHSANSTALT OBERNACH<br />
Im Rahmen des Projekts promoviert ein wissenschaftlicher<br />
Mitarbeiter. Am aktuellen Versuch im Freigelände wird auf dem<br />
Gebiet Umweltingenieurwesen eine Bachelorarbeit abgeschlossen.<br />
„Wir versuchen eine Optimierung der Trommelarme hinsichtlich Abdeckung<br />
des Flusses, Winkel und Abstand zwischen den Armen in Abhängigkeit<br />
der Fließgeschwindigkeit und Fließtiefe zu erreichen“, erklärt Luzia<br />
Strohschneider, die am Modell in der Halle arbeitet und über<br />
dieses Thema ihre Masterarbeit im Bereich Bauingenieurwesen<br />
schreibt. Hinter „River-Screener“ steht ein gemeinsames Forschungsprojekt<br />
mit der Firma Muhr in Brannenburg.<br />
Im Rahmen des Förderprogramms „Zentrales Innovationsprogramm<br />
Mittelstand“ (ZIM) wird es vom Bundeswirtschaftsministerium<br />
gefördert. Finanziell unterstützt werden dabei<br />
gemeinsame Projekte von Forschungseinrichtungen mit mittelständischen<br />
Unternehmen, die eine innovative und nachhaltige<br />
Idee verfolgen. Das übergeordnete Ziel ist es, in die Nähe der<br />
Vermarktungsreife zu kommen.<br />
„River-Screener“<br />
ist bei Weitem nicht das einzige Projekt<br />
Beispielsweise ist das Hochwasserrückhaltebecken am Rheintaler<br />
Binnenkanal in der Schweiz als Modell aufgebaut. Dabei<br />
wird der Prozess des Befüllens und Entleerens vollautomatisch<br />
simuliert, um festzustellen, wie sich die Regulation optimieren<br />
lässt. Das Modell ist zudem aufgrund der „optischen Finessen“<br />
als Vorzeigemodell für die Öffentlichkeitsarbeit ausgelegt. Auch<br />
ein Entwurf der Hochwasserentlastungsanlage Windachspeicher<br />
ist nachgebaut. Unter anderem sollte die Frage beantwortet werden,<br />
wie sich die Anlage bei künftig noch größeren Hochwasserabflüssen<br />
verhält und was beim neuen Einlaufwerk verbessert<br />
werden muss. Dieses Projekt wurde bereits erfolgreich abgeschlossen.<br />
Die Ergebnisse bewiesen eine enorme Leistungsfähigkeit,<br />
die sich weit besser als die Norm präsentierte. Das Modell<br />
wird weiterhin für studentische Zwecke zur Verfügung stehen<br />
und genutzt werden.<br />
Weitere drei Projekte wurden in 2022 geplant und die Untersuchungen<br />
dazu gestartet. Das stellt immer eine Herausforderung<br />
an die Planung und Vorbereitung dar, um die Übergänge von<br />
abgeschlossenen und künftigen Projekten effizient zu gestalten.<br />
1. Eisenbahnerwehr am Lech in Augsburg<br />
Flussbauliche Maßnahmen im Oberwasser, zur Umlenkung des<br />
Geschiebetransports vom Kraftwerk zum Wehr.<br />
2. Lechstufen zwischen Landsberg und Schongau<br />
Optimierung der Energieumwandlung durch Störkörper im Tosbecken.<br />
3. Donauwörth II<br />
Stabilisierung der Flusssohle; Berücksichtigung der Randbedingungen<br />
für den Hochwasserschutz sowie städtebaulicher Aspekte<br />
(Zusammenhang mit dem EULife-Projekt „CityRiver“).<br />
Wasserkraft in Großweil<br />
„Ein prominentes Beispiel in der Region ist die Errichtung des Schachtkraftwerks<br />
an der Loisach in Großweil, das im November 2020 in Betrieb<br />
gegangen ist“, ergänzt Prof. Hartlieb, „es war weltweit die erste Pilotanlage<br />
im Zweischachtdesign. Unterdessen ist ein weiterer Prototyp dieses<br />
Designs in Dietenheim an der Iller etabliert.“<br />
Diplom-Ingenieur Albert Sepp, ein gebürtiger Großweiler, hat<br />
als Mitarbeiter der Versuchsanstalt die Konzeptidee für eine<br />
naturverträgliche und kosteneffiziente Nutzung der Wasserkraft<br />
entwickelt. Das Konzept wurde in einem physikalischen Vollmodell<br />
an der Versuchsanstalt Obernach eingehend getestet und<br />
optimiert. Das Kraftwerk besitzt eine mittlere Jahresproduktion<br />
von 2,4 Millionen kWh, was einem Energiebedarf von 800<br />
Durchschnittshaushalten entspricht.<br />
Der Blick hinter die Kulissen dieser Versuchsanstalt offenbarte<br />
die Vielseitigkeit der Modellversuche zur Lösung regionaler<br />
wie auch globaler Probleme und Fragestellungen im Bereich des<br />
Wasserbaus. Dafür garantiert eine exzellente und auch notwendige<br />
Teamarbeit aller Beteiligten, die eine beachtliche Expertise<br />
sowohl im wissenschaftlichen wie auch im handwerklichen<br />
Bereich mitbringen. Der Betriebsleiter Prof. Hartlieb hat einen<br />
großen Anteil an einem guten Betriebsklima aufgrund seiner<br />
hohen wissenschaftlichen Kompetenz, seiner Kollegialität und<br />
Führungsqualität.<br />
Es war ein äußerst interessanter und anregender Einblick – und ich habe<br />
viel dazugelernt!<br />
Autor & Foto: Andreas Sauer<br />
www.cee.ed.tum.de/wb<br />
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