Melange No26
Melange No26 - das Magazin im Süden Bayerns
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JOSEF HADER<br />
Ein Gespräch mit<br />
JOSEF HADER<br />
über<br />
Wichtigmacher,<br />
Gleitmittel<br />
und den letzten Satz<br />
Vor seinem Auftritt bei den Murnauer Horváth-Tagen hat sich Österreichs<br />
bekanntester Kabarettist Josef Hader noch Zeit für ein Interview genommen.<br />
Im Büro der <strong>Melange</strong>, wo das Gespräch stattfand, fiel sein Blick<br />
sofort auf eine bestimmte <strong>Melange</strong>-Ausgabe: „Ah, da ist ja der Georg“,<br />
rief er erfreut. Gemeint war Georg Ringsgwandl, der das Heft Nummer 12<br />
ziert. Gerade habe er noch mit ihm gegessen, so Hader erfreut.<br />
Herr Hader, worüber können Sie lachen?<br />
HADER: Über ganz private Situationen. Ich habe das Glück, dass<br />
ich mit Menschen zusammen bin, über die ich lachen kann und die<br />
über mich lachen. Das ist gut. Da habe ich echt Glück gehabt.<br />
Gibt es denn auch Leute, die über Sie nicht lachen können?<br />
HADER: Doch, doch. Das sind dieselben, die privat über mich lachen<br />
können.<br />
Haben Sie schon mal eine Pointe geklaut?<br />
HADER: Ja, natürlich. Das passiert einem immer wieder, dass man<br />
sich denkt, da wäre jetzt diese Begebenheit oder dieser Witz und der<br />
würde gerade so schön reinpassen in das, was ich vorhabe. Und dann<br />
bin ich leider sehr charakterschwach und klaue manchmal.<br />
Wann haben Sie gemerkt, dass Sie andere Menschen zum Lachen<br />
bringen können?<br />
HADER: Ich habe als Kind gerne Witze erzählt für Erwachsene. Das<br />
fanden die gut. Aber die waren wahrscheinlich nur sehr höflich.<br />
Waren Ihre Witze denn nicht gut?<br />
HADER: Ich glaube nicht, dass sie so super waren. Die Sensation war<br />
eher, dass ein kleines Kind überhaupt Erwachsenen Witze erzählen will.<br />
Ich weiß auch nicht, warum ich das gemacht habe. Vielleicht wollte<br />
ich mithalten mit anderen Leuten. Es war eher eine interessante<br />
Weise, um sich wichtigzumachen. Gerade als Künstler kann man<br />
sich gut damit wichtigmachen. Das ist vielleicht der Grund für jede<br />
Art von Kunst. Dass es am Anfang mal darum geht, sich wichtigzumachen.<br />
Und dann überlegt man, in welcher Form man das machen<br />
kann, dass einem keiner draufkommt, welche niedrigen Motive dahinterstecken.<br />
Brauchen wir mehr Humor?<br />
HADER: Auf jeden Fall. Humor ist überall sinnvoll. Humor ist ja<br />
der Grund, warum sich nicht alle gegenseitig umbringen. Humor ist<br />
dieses Gleitmittel der Gesellschaft.<br />
Denken Sie auch über die Theorie nach?<br />
HADER: Nein, überhaupt nicht. Das ist etwas, was mich nicht interessiert,<br />
weil ich ja kein Wissenschaftler für Humor bin, sondern das<br />
mache. Ich glaube fest an diese Arbeitsteilung. Auch weil man dann<br />
die Angst hat, dass man den Humor dann nicht mehr so unbefangen<br />
verwenden kann. Momentan ist es so: Ich will ja nicht lustig sein. Ich<br />
will eine Geschichte erzählen, und so wie ich die Geschichte erzähle,<br />
ist sie dann halt lustig, aber ich kontrolliere das nicht. Ich mache<br />
nicht absichtlich Witze.<br />
Als Bühnenfigur sind Sie oft ziemlich ätzend und voller Wut.<br />
Sind Sie privat auch mal so?<br />
HADER: Sehr selten. Da sind dann alle ganz erstaunt. So einmal<br />
im Jahr. Auf der Bühne ist das etwas anderes. Es geht bei all diesen<br />
Emotionen, die da auf der Bühne sind, um die Geschichte.<br />
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