Melange No26

AUF DEM OLAVSWEG
Pilgern übt seit jeher
eine große Faszination
auf Menschen aus.
Die Gründe sind so
vielseitig wie
die Pilgerwege selbst.
Seien es Spiritualität, Selbstfindung oder der Ausbruch aus dem Alltag –
wer einmal als Pilger unterwegs war,
hat Erinnerungen für die Ewigkeit geschaffen.
Als Carola Teich vor vier Jahren eine Dokumentation über den St. Olavsweg in Norwegen sieht, wird ihr schnell klar, dass
sie diesen Weg eines Tages laufen möchte. „Ich war so fasziniert von den Landschaftsbildern und mochte den Norden schon immer – die
Gegend und das Klima“, erzählt Carola von den Anfängen ihrer Pläne. Sie ist gelernte Heilerziehungspfl egerin und arbeitet
seit zehn Jahren als solche in Murnau. „Vor vier Jahren habe ich eine berufsbegleitende Ausbildung zur Musiktherapeutin begonnen, diese
war sehr zeit- und kostenintensiv. Ich habe mir versprochen, dass ich mir nach dem erfolgreichen Abschluss eine Auszeit nehme und pilgere, um
Zeit mit mir allein zu verbringen. Dieser Wunsch hat sich fortlaufend mehr eingeprägt. Der Jakobsweg war für mich keine Option, ich wollte
Richtung Norden.“
Mit Zug und Bus nach Oslo
Den Bericht über den Olavsweg im Kopf, informiert sich Carola über die Website des Pilgerzentrums Oslo, beantragt ihren
Pilgerpass und sieht sich das Wegenetz an. „Ich habe mich für den längsten Weg entschieden, dieser führt von Oslo nach Trondheim. Vor
meinem Start gab es jedoch Hindernisse. Mein Umfeld hat mein Vorhaben bezweifelt. Besonders mein Lebensgefährte meinte, ich würde mich
übernehmen – umso mehr freute es mich, dass er mich im weiteren Verlauf sehr unterstützt hat – psychisch und materiell – und stolz war. Zwei
Tage vor Abfahrt habe ich mir eine schmerzhafte Rückenprellung zugezogen und war einen halben Tag im Krankenhaus. Ich hatte mein Ziel
aber stets so fest vor Augen, dass mich nichts davon abbringen konnte zu pilgern.“
Downsizing
Carola beginnt ihre Reise am 16. August 2022 und ist bis zum 16. September unterwegs. Mit dem Zug fährt sie von Murnau
bis Göteborg, von dort weiter mit dem Bus nach Oslo. „Mein Rucksack wog 15 Kilo und war gut gepackt, ich habe auf ein Zelt
verzichtet, weil ich in Herbergen schlafen wollte. Besonders wichtig war die Fußpfl ege, die ich dabeihatte. Man wird bescheidener und merkt, wie
lange man mit drei T-Shirts und vier Paar Socken auskommt. Nur meine Regenjacke hatte ich vergessen und habe mir in Oslo eine neue gekauft.“
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