Melange No26
Melange No26 - das Magazin im Süden Bayerns
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ÜBER WICHTIGMACHER<br />
JOSEF HADER<br />
'Ich will da keine Therapie machen,<br />
ich will eigentlich nur verhindern,<br />
dass die Leute aus dem Saal laufen.'<br />
Und dafür nehme ich alles her, was ich habe. Meinen Humor, aber<br />
auch meine Gefühle, je nachdem, welche Situation ich gerade besonders<br />
spannend oder lustig erzählen will. Das heißt, es ist eigentlich<br />
das Geschichtenerzählen, das alle diese netten und weniger netten<br />
Emotionen auf der Bühne zum Ursprung hat.<br />
Also auch ein wenig Schauspielerei?<br />
HADER: Bei Schauspielern ist das ja meistens so, dass das auf mehrere<br />
Personen verteilt wird. Wenn ich alleine auf die Bühne gehe, bin<br />
ich ja eigentlich ein Geschichtenerzähler und damit quasi bei der<br />
Urform des Theaters.<br />
Wie ist das, wenn Sie im Film eine Rolle spielen?<br />
HADER: Das ist wieder ein anderer Bewerb. Das ist so, wie wenn<br />
man umsteigt von einer Sportart, die man alleine macht, in einen<br />
Mannschaftsport. Das sind zwei sehr verschiedene Sachen.<br />
Wenn Sie ein Programm schreiben, funktionieren dann die Pointen<br />
immer so, wie Sie sie sich ausgedacht haben?<br />
HADER: Nicht immer. Es gibt Dinge, wo man sich grob verschätzt.<br />
Es gibt Pointen, die man sehr lustig fand beim Schreiben, und die<br />
findet niemand lustig. Es gibt Dinge, die unerwartet große Reaktionen<br />
hervorrufen. Im Großen und Ganzen allerdings ist es schon<br />
so, wie man es sich gedacht hat, weil man ja schon ein paar Jahre in<br />
dem Beruf ist. Dadurch kann man besser abschätzen, wie das eigene<br />
Publikum so drauf ist.<br />
Sie haben schon in der Schule angefangen mit dem Kabarett.<br />
HADER: Ja, wir haben in der Schule Kabarett über Lehrer gemacht.<br />
Das war sehr erfolgreich.<br />
'Schule ist ja so ein Mittelding zwischen<br />
Demokratie und Diktatur, und wir wissen alle,<br />
dass Kabarett in einer Diktatur<br />
eine besondere Wirkung hat ...'<br />
Dementsprechend hat Kabarett in der Schule auch eine sehr starke<br />
Wirkung. Mit unserem ersten abendfüllenden Programm haben wir<br />
uns auch die Abiturreise ein bisschen besser finanzieren können.<br />
Hatten Sie ein gutes Verhältnis zu Ihren Lehren?<br />
HADER: Nicht zu allen, aber zu einigen. Ich habe einige gute gehabt<br />
und ein paar mittlere und einen schlechten. Das ist ein guter Schnitt.<br />
War der eine dann der Anlass fürs Kabarett?<br />
HADER: Nein. Man kann grad über Lehrer und deren Schwächen,<br />
die man ja langsam sehr stark kennenlernt, wunderbar Dinge machen.<br />
Dafür müssen sie gar nicht so riesige Arschlöcher sein.<br />
Sie wollten selbst mal Lehrer werden?<br />
HADER: Ich dachte in einer bestimmten Phase meines Lebens, dass<br />
das ein guter Beruf wäre. Ein cooler Lehrer, der viel Theater spielt<br />
mit den Kindern. Ich wollte auch Geschichte unterrichten in einer<br />
Art und Weise, dass man dadurch die Gegenwart besser versteht und<br />
manches nicht so ernst nimmt.<br />
Könnte man sich Kabarett als Lehrberuf vorstellen?<br />
HADER: Ich kann mir vorstellen, dass ein Kabarettist oder eine<br />
Kabarettistin schon im Rahmen von Workshops etwas weitergeben<br />
kann, aber lernen kann man es nicht. Als Lehrer hätte ich die<br />
Schüler auch ermutigt, Kabarett zu machen, weil das so eine schöne<br />
Form ist, wo man ganz schnell in der Gruppe eine Szene entwickeln<br />
kann, die mit seinem Alltag zu tun hat, wo man Kritik äußern kann<br />
und wo man Dinge reflektieren kann, die einem passieren. Und man<br />
kann sie dann auf der Bühne auch anderen mitteilen.<br />
Ich finde nach wie vor, dass das eine sehr direkte und lohnende Form<br />
ist, auch wenn man sie nicht beruflich ausübt. Im Grund wäre es<br />
wünschenswert, dass das überall stattfindet. In den Schulen, in den<br />
Betrieben. Es würde allen Menschen guttun, wenn man sich szenisch<br />
und kritisch der eigenen Umgebung nähert. Ist natürlich eine utopische<br />
Idee, dass es Firmenkabaretts gibt, wo man dann bei Amazon<br />
in allen Filialen Kabarettprogramme macht über die Arbeitsbedingungen.<br />
Aber wünschenswert wäre es natürlich.<br />
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