08.06.2023 Aufrufe

vsao Journal Nr. 3 - Juni 2023

Digital - Von Maschinen und Menschen Politik - Die Umfrage zeigt Bedenkliches Reisemedizin - Vor- und Nachsorge Tendinopathien - «Handfeste» Schmerzen

Digital - Von Maschinen und Menschen
Politik - Die Umfrage zeigt Bedenkliches
Reisemedizin - Vor- und Nachsorge
Tendinopathien - «Handfeste» Schmerzen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fokus: Digital<br />

Likes, die die Welt bedeuten. Für die Generation Z sind soziale Medien ein fester Bestandteil<br />

des Lebens. Begriffe wie Wahrheit oder Privatsphäre geraten dabei unter Druck.<br />

Bild: zvg (Liz Smith)<br />

Ausmass vereinbaren, in dem sie ihr Leben,<br />

ihre persönlichen Momente und ihre<br />

Verletzlichkeit in den sozialen Medien<br />

verbreiten? Das ist etwas, das ich eine Zeit<br />

lang nicht verstehen konnte, bis bei mir<br />

der Groschen fiel: Wir haben unterschiedliche<br />

Ideen, was Privatsphäre bedeutet.<br />

Nicht jeder Teenager postet in den sozialen<br />

Medien, manche schauen nur von<br />

der Seite zu, manche engagieren sich<br />

überhaupt nicht, aber ob es ihnen gefällt<br />

oder nicht, sie alle leben heute in einer Gesellschaft,<br />

in der das Recht auf Privatsphäre<br />

völlig ausgehöhlt wurde.<br />

Paradoxerweise haben uns die digitalen<br />

Medien unsere Privatsphäre genommen<br />

und uns im Gegenzug einen Mantel<br />

der Anonymität verschafft. Geschützt<br />

durch die Anonymität unserer Bildschirme<br />

sind wir eher bereit, anderen gegenüber<br />

grausam zu sein. Aber wenn die digitale<br />

Welt so vollständig in unser tägliches<br />

Leben integriert ist, wie es bei Teenagern<br />

der Fall ist, wirken die Worte, die im Schutz<br />

des Bildschirms des Täters gesagt werden,<br />

genauso hart, als wären sie einem ins Gesicht<br />

gesagt worden. Ich bin der festen<br />

Überzeugung, dass eine freie Presse unverzichtbar<br />

ist. Freie Meinungsäusserung<br />

und Mobbing sollten jedoch nicht zwei<br />

Seiten derselben Medaille sein. Es sollte<br />

möglich sein, in einer Welt mit freier Meinungsäusserung<br />

zu leben, in der Mobbing<br />

nicht akzeptiert wird.<br />

Wenn man sein Gerät alles fragen<br />

kann und sofort eine Antwort erhält, muss<br />

man sich nicht mehr selbst um den Wissenserwerb<br />

kümmern. In gewisser Hinsicht<br />

ist es wunderbar, eine unendliche<br />

Nachschlagewerksbibliothek zur Hand zu<br />

haben, aber wie beeinflusst das unsere Fähigkeit,<br />

selbst zu denken oder uns einfach<br />

nur zu konzentrieren? Unsere Telefone<br />

sind heute gleichzeitig ein unendlicher<br />

Wissensspeicher und das ultimative Ablenkungsinstrument.<br />

In dieser zwiespältigen<br />

Beziehung bedrohen Smartphones<br />

unser menschliches Handlungspotential.<br />

Die digitale Revolution und die Gesetzlosigkeit<br />

des Internets haben es bösartigen<br />

Akteuren ermöglicht, Desinformationen<br />

mit einer Geschwindigkeit und in<br />

einem Ausmass zu verbreiten, wie es noch<br />

nie zuvor der Fall war. Sie reissen dabei<br />

viele Menschen mit, die auf der Suche<br />

nach dem Sinn ihrer Welt sind und die<br />

wiederum die Erzählungen dieser bösartigen<br />

Akteure verstärken. Die Generation Z<br />

ist die erste Generation, die in einer Post-<br />

Wahrheits-Ära aufgewachsen ist – eine<br />

wirklich schwierige Aufgabe, durch die<br />

Welt zu navigieren. Die Generation Z ist<br />

sich der ruchlosen Auswirkungen der<br />

digitalen Medien jedoch bewusst: «Leute,<br />

ich habe eine Krise, denn ich bin mir völlig<br />

darüber im Klaren, dass TikTok für 95 Prozent<br />

meiner Geisteskrankheit verantwortlich<br />

ist, aber ich bin mir auch darüber im<br />

Klaren, dass TikTok für 95 Prozent meiner<br />

psychischen Stabilität verantwortlich ist,<br />

denn ihr seid alle manchmal lustig, ihr<br />

macht mir gute Laune ...» (Zitat aus dem<br />

Film «I Am Gen Z»).<br />

Literatur<br />

Orben, A., & Blakemore, S. J. (<strong>2023</strong>).<br />

How social media affects teen mental<br />

health: A missing link. Nature, 614 (7948),<br />

410–412.<br />

Primack, B. A., Shensa, A., Sidani, J.<br />

E., Whaite, E. O., Yi Lin, L., Rosen, D., &<br />

Miller, E. (2017). Social media use and<br />

perceived social isolation among young<br />

adults in the US. American journal of<br />

preventive medicine, 53 (1), 1–8.<br />

Odgers, C. L., & Jensen, M. R. (2020).<br />

Annual research review: Adolescent mental<br />

health in the digital age: Facts, fears,<br />

and future directions. <strong>Journal</strong> of Child<br />

Psychology and Psychiatry, 61 (3), 336–348.<br />

Howick, J., Kelly, P., & Kelly, M. (2019).<br />

Establishing a causal link between social<br />

relationships and health using the Bradford<br />

Hill Guidelines. SSM-population health, 8,<br />

100–402.<br />

Website: iamgenzfilm.com<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 3/23 35

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!