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vsao Journal Nr. 3 - Juni 2023

Digital - Von Maschinen und Menschen Politik - Die Umfrage zeigt Bedenkliches Reisemedizin - Vor- und Nachsorge Tendinopathien - «Handfeste» Schmerzen

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Perspektiven<br />

die Sehne synovektomiert. Studien konnten<br />

zeigen, dass ein Wiederverschluss des<br />

Retinaculums über der ECU-Sehne nicht<br />

mit einem erhöhten Instabilitätsrisiko<br />

oder Subluxationen einhergeht [21]. Unserer<br />

Meinung nach sollte intraoperativ eine<br />

klinische Prüfung im Hinblick auf die<br />

Subluxationstendenz der ECU-Sehne erfolgen<br />

und im Zweifel eine Rekonstruktion<br />

des Dachs des 6. Strecksehnenfachs<br />

er folgen.<br />

Flexor-carpi-radialis-<br />

Tendinopathien<br />

Die distale Insertions-nahe Anatomie der<br />

Flexor-carpi-radialis(FCR)-Sehne begünstigt<br />

aus mechanischen Gegebenheiten die<br />

Ausbildung eines lokalen Reizzustands.<br />

Die Sehne tritt am proximalen Rand des<br />

Trapeziums in einen osteofibrösen Kanal<br />

ein und ist vom Karpaltunnel durch ein<br />

derbes Septum getrennt, das an seinem<br />

distalen Rand als Umlenkpunkt für den<br />

M. flexor pollicis longus fungiert. Innerhalb<br />

des Tunnels nimmt die FCR-Sehne<br />

90 % des verfügbaren Raums ein und steht<br />

in direktem Kontakt mit der leicht aufgerauten<br />

Oberfläche des Trapeziums [22].<br />

De generative Veränderungen in den angrenzenden<br />

Gelenken inklusive Carpometacarpal(CMC)-1-und<br />

Scapho-Trapezio­<br />

Trapezoidal(STT)-Gelenk können eine<br />

Affek tion der Sehne bedingen [23]. Die<br />

Betroffenen beklagen Schmerzen im<br />

radiopalmaren Handgelenk, oft verbunden<br />

mit einer lokalen Schwellung (Abbildung<br />

8). Die belastete Flexion im Handgelenk<br />

insbesondere in Radialduktion<br />

verstärkt die Schmerzen. Differenzialdiagnostisch<br />

muss bei diesem Krankheitsbild<br />

bei Fehlen eines auslösenden Traumas<br />

vor allem an Ganglien und degenerative<br />

Veränderungen im Daumensattelgelenk<br />

oder STT-Gelenk gedacht werden, wobei<br />

die beiden Letztgenannten gleichzeitig<br />

Auslöser der FCR-Tendinopathie sein<br />

können. Eine fokussierte Ultraschalluntersuchung<br />

gibt hier rasch diagnostische<br />

Sicherheit. Die konventionell-radiologische<br />

Bildgebung kann zudem das Ausmass<br />

von etwaigen degenerativen Veränderungen<br />

quantifizieren. Auch bei dieser<br />

Tendinopathie kommen therapeutisch<br />

primär die üblichen konservativen Massnahmen<br />

zum Einsatz. Steroid infil trationen<br />

sind möglich, es muss aber beachtet<br />

werden, dass diese eine Sehnenruptur<br />

auslösen können. Die Sehnenruptur geht<br />

typischerweise mit einer relevanten Beschwerdelinderung<br />

einher, das funktionelle<br />

Defizit ist meist gering [4].<br />

Abbildung 8. Der Musculus flexor carpi radialis<br />

verläuft in einer langen Sehne schräg über die<br />

Ulna zum radialseitigen Handgelenk. Die Sehne<br />

ist die radialste Sehne, die wir proximal des<br />

Handgelenks im Oberflächenrelief des Unterarms<br />

sehen. Die Sehne tritt am proximalen Rand<br />

des Trapeziums in einen fibrös-knöchernen<br />

Kanal ein und ist vom Karpaltunnel durch ein<br />

derbes Septum getrennt, das an seinem distalen<br />

Rand als Umlenkpunkt für den M. flexor pollicis<br />

longus fungiert. Sie setzt an der Basis des<br />

Metacarpale II an.<br />

Persistierende Beschwerden nach<br />

Ausschöpfung der konservativen Massnahmen<br />

können ein operatives Debridement<br />

rechtfertigen, insbesondere wenn<br />

die Röntgen bilder eine erhebliche ossäre<br />

Einengung des FCR-Kanals suggerieren.<br />

In diesen Fällen schützt die frühzeitige<br />

Dekompression vor einer Sehnenruptur<br />

[24].<br />

Tendovaginitis stenosans<br />

Die Tendovaginitis stenosans, der Triggerfinger,<br />

ist die häufigste Sehnenpathologie<br />

an der Hand. Sie betrifft etwa 2 % der Bevölkerung<br />

[25], wobei Frauen ein 2- bis<br />

6-fach höheres Erkrankungsrisiko haben<br />

[26]. Am häufigsten sind Daumen und<br />

Key messages<br />

– Tendinopathien sind häufig.<br />

– Die Diagnose kann in aller Regel<br />

klinisch gestellt werden.<br />

– Ultraschalluntersuchungen<br />

helfen, die Erkrankung zu<br />

objektivieren.<br />

– In der Regel sollte primär eine<br />

nicht-operative Behandlung<br />

erfolgen.<br />

– Falls eine operative Behandlung<br />

nötig wird, kann diese in der<br />

Regel ambulant in Lokalanästhesie<br />

erfolgen.<br />

Abbildung 9. Auf der Höhe des Ulnakopfes<br />

verläuft die ECU-Sehne durch einen fibro-ossären<br />

Tunnel, dem 6. Streckerkompartiment. Zum<br />

Schutz gegen Reibung ist sie hier in eine<br />

Synovialmembran gehüllt.<br />

Ringfinger betroffen [27]. Überlastung,<br />

Trauma, Diabetes und das gleichzeitige<br />

Vorhandensein eines Karpaltunnelsyndroms<br />

sind allesamt Risikofaktoren für<br />

die Entwicklung einer Tendovaginitis stenosans<br />

[28]. Verän derungen sowohl im<br />

A1-Ringband als auch an Flexor- digi torum-superficialis<br />

(FDS)- und Flexor-digitorum-profundus(FDP)-Sehnen<br />

führen zu<br />

dem relativen Engnis, die der Erkrankung<br />

zugrunde liegt. Die Betroffenen beklagen<br />

Schmerzen über dem A1-Ringband, zum<br />

Teil verbunden mit lokaler Schwellung<br />

und einem Krepitieren bei Exkursion des<br />

Fingers (Abbildung 9). Das sogenannte<br />

Triggern oder Schnappen des Fingers entsteht<br />

bei der Beugung des Fingers, wenn<br />

lokal Volumen-vergrösserte Beugesehnen<br />

an der spezifischen anatomischen Region<br />

der FDS-Bifurkation auf das verdickte<br />

A1-Ringband treffen und hier anstehen<br />

[29]. Der akute Triggerfinger kann mit lokaler<br />

Ruhigstellung, Kühlung und NSAIDs<br />

behandelt werden. Bei bleibenden Beschwerden<br />

sollte eine Steroidinfiltration<br />

im Bereich des A1-Ringbands erfolgen<br />

[30]. Innerhalb eines Nachbehandlungszeitraums<br />

von sechs Monaten sehen wir<br />

eine Erfolgsrate von 57 % nach einer einzi­<br />

<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 3/23 57

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