vsao Journal Nr. 3 - Juni 2023
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Perspektiven<br />
Abbildung 4. Die Sehne des Musculus extensor pollicis longus läuft allein<br />
durch das vergleichsweise lang osteofibrös geführte 3. Strecksehnenfach<br />
ulnar des Tuberculum listeri.<br />
Abbildung 5. Im 4. Strecksehnenfach liegen die Sehnen des Musculus<br />
extensor digitorum und des Musculus extensor indices.<br />
minderter Bewegung führt [7]. Bestimmte<br />
anatomische Voraussetzungen können<br />
zudem die Entstehung einer Tendovaginitis<br />
de Quervain begünstigen. Bahm et al.<br />
beschrieben bei 60 % ihrer Patientinnen<br />
und Patienten eine Septierung des 1. SSF<br />
durch ein zusätzliches Septum [8]. Klinisch<br />
präsentiert sich die Tendovaginitis<br />
de Quervain üblicherweise mit Schmerzen<br />
über dem radialseitigen Handgelenk,<br />
verstärkt bei (belasteter) Exkursion des<br />
Daumens. Der Finkelstein-Test ist in der<br />
Regel positiv. Die Diagnose kann ergänzend<br />
durch eine Ultraschallbildgebung<br />
gesichert werden. Bei einer akuten Entzündung<br />
findet sich hier ein vermehrtes<br />
Dopplersignal, und proximal und distal<br />
des osteofibrösen Kanals können häufig<br />
Flüssigkeitskollektionen oder synovialitisches<br />
Gleitgewebe dargestellt werden [9].<br />
Die Behandlung erfolgt initial konservativ.<br />
Hier kommen Entlastung, Schienenruhigstellung,<br />
Handtherapie, nichtsteroidale<br />
Antirheumatika (NSAIDs) und /<br />
oder Kortikosteroidinjektionen in das<br />
1. Strecksehnenfach zum Einsatz [10]. Die<br />
Steroid injektionen erfolgen idealerweise<br />
Ultraschall-gestützt. Bei einem Scheitern<br />
der konservativen Massnahmen sollte eine<br />
Dekompression des 1. erfolgen, wobei<br />
je nach Präferenz der Operateurin / des<br />
Operateurs eine ein fache Eröffnung desselben<br />
oder aber eine Erweiterungsplastik<br />
durchgeführt werden kann. Diese schützt<br />
vor dem Risiko des postoperativen Luxierens<br />
der Sehnen aus dem 1. SSF bei Exkursion<br />
im Handgelenk. Bei beiden Operationsverfahren<br />
ist zwingend auf eine Schonung<br />
der Äste des Ramus super ficialis n.<br />
radialis zu achten sowie auf die vollständige<br />
Er öffnung eines möglicherweise<br />
separat angelegten EPB-Fachs. Auch im<br />
postoperativen Verlauf kann eine handtherapeutische<br />
Anbindung sinnvoll sein.<br />
Intersektionssyndrom<br />
Das Intersektionssyndrom ist gekennzeichnet<br />
durch radialseitige Handgelenksschmerzen,<br />
Schwellung, Druckempfindlichkeit<br />
und zum Teil ein Krepitieren<br />
ca. 4 cm proximal des Lister-Tuberkels<br />
(Abbildung 3). In diesem Bereich nämlich<br />
kreuzen die Sehnen des 1. SSF (APL und<br />
EPB) diejenigen des 2. SSF (Extensor carpi<br />
radialis longus et brevis) [11]. Das Syndrom<br />
ist typischerweise die Folge von repetitiven<br />
Tätigkeiten und kann so zum Beispiel<br />
bei Rudererinnen und Ruderern oder<br />
Tennisspielerinnen und Tennisspielern<br />
beobachtet werden [12]. Es handelt sich<br />
um eine klinische Diagnose. Neben den<br />
oben genannten Symptomen wird die<br />
Pronation gegen Widerstand typischerweise<br />
als schmerzhaft empfunden. Auch<br />
dieses Krankheitsbild kann durch eine<br />
fokussierte Ultraschalluntersuchung bestätigt<br />
werden. Hier findet sich klassisch<br />
ein peritendinöses Ödem und eine lokalisierte<br />
Synovialitis innerhalb der Sehnenscheiden<br />
am Kreuzungspunkt zwischen<br />
dem 1. und dem 2. SSF, mit Verlust der<br />
hyperechogenen Ebene zwischen den<br />
beiden Sehnengruppen [13]. Die Behandlung<br />
umfasst eine Kombination aus Aktivitätsmodifikation,<br />
vorüber gehender Ruhigstellung,<br />
Dehnungsübungen und entzündungshemmenden<br />
Medikamenten. In<br />
hartnäckigen Fällen können Steroidinjektionen<br />
in die Sehnenscheide des 2. SSF loco<br />
dolenti infiltriert werden [2].<br />
Extensor-pollicis-longus-<br />
Tenosynovitis<br />
Die Sehne des Musculus extensor pollicis<br />
longus läuft allein durch das vergleichsweise<br />
lang osteofibrös geführte 3. Strecksehnenfach<br />
ulnar des Tuberculum listeri<br />
(Abbildung 4). Eine Tendinitis oder Tendinose<br />
im 3. SSF ist selten und wird meist<br />
in Verbindung mit einer rheumatischen<br />
Erkrankung beobachtet [14]. Sehnenrupturen<br />
bei dieser Erkrankung sind vergleichsweise<br />
häufig, sodass die In dikation<br />
zur operativen Dekompression des 3. SSF<br />
und Vorverlagerung der Extensor-pollicis-longus(EPL)-Sehne<br />
grosszügig gestellt<br />
werden sollte. Bei Vorstellung klagen die<br />
Betroffenen über Schmerzen bei aktiver<br />
oder passiver Daumenexkursion und eine<br />
lokalisierte Schwellung sowie gegebenenfalls<br />
ein Krepitieren unmittelbar distal des<br />
Lister-Tuberkels. An dieser Lokalisation<br />
besteht nur eine eingeschränkte Durchblutung<br />
der EPL-Sehne; sie ist damit hier<br />
potenziell anfällig für ischämische Rupturen<br />
[15].<br />
Tenosynovitis des<br />
4. Streck sehnenfachs<br />
Die Tenosynovitis des 4. SSF ist häufig bei<br />
Personen mit rheumatoider Arthritis, sie<br />
kann allerdings auch ohne diese Grunderkrankung<br />
auftreten [16]. Die Betroffenen<br />
haben Schmerzen über dem 4. SSF sowie<br />
eine lokalisierte Druckdolenz und Schwellung<br />
(Abbildung 5). Die forcierte Extension<br />
des Handgelenks kann durch ein Im<br />
<strong>vsao</strong> /asmac <strong>Journal</strong> 3/23 55