PRAXIS FÜR MODERNE SCHNITTBILDDIAGNOSTIK Göttingen Heimat für Koryphäen Das Medizinische Experten Center Göttingen bietet eine Infrastruktur für erfahrene Ärzte, die <strong>–</strong> obwohl eigentlich im Ruhestand <strong>–</strong> noch weiter praktizieren wollen. So ist ein breit gefächertes Netzwerk an hochkarätigen Fachärzten für fast jedes menschliche Organ entstanden. 4 SPEZIAL
PRAXIS FÜR MODERNE SCHNITTBILDDIAGNOSTIK Göttingen „Herr Baum, Herr Fischer, das Medizinische Experten Center (MEC) Göttingen ist eine weitere Ihrer Gründungen aus dem Jahr <strong>20</strong>12. Was war die zugrunde liegende Idee? Friedemann Baum: Es gibt viele Kollegen in Göttingen, darunter echte Koryphä en ihres Fachgebiets, die nach ihrem altersbedingten Ausscheiden aus der Wissenschaft oder ihrer Praxis Lust haben, in einem überschaubaren Rahmen weiterhin zu praktizieren. Ihnen wollten wir die Möglich keit bieten, ohne dass sie Risiko oder Aufwand tragen. Einfach herkommen und gute Medizin machen, ist das Motto. Im Hintergrund stand aber auch, dass wir dadurch unser Expertennetzwerk ausbauen konnten, auf das wir <strong>–</strong> wenn wir einen schwierigen Befund haben <strong>–</strong> bei kurzen Wegen und schneller Kommunikation zurückgreifen können. Uwe Fischer: Die Idee ist aber eher zufällig entstanden. Wir hatten seinerzeit ein neues MRT-Gerät angeschafft, das wegen seines Gewichts aus statischen Gründen nicht auf unserer Etage installiert werden konnte. Aber direkt unter unserer Praxis wurde gleichzeitig eine Praxis frei, die wir dann angemietet und umgebaut haben. Allerdings war dort so viel Platz, dass wir uns gefragt haben, was wir damit noch anfangen können. So entstand die Überlegung, dass wir weitere Ärzte- und Funktionsräume einbauen könnten, die wir an Kollegen für Privatsprechstunden vermieten könnten. Wir stellen sozusagen die ganze Infrastruktur, Rezeption, bürokratische Abwicklung <strong>–</strong> und der nutzende Arzt bezahlt eine Tagesmietpauschale. Wie ist die Resonanz? Fischer: Wir haben für das MEC nie aktiv Werbung gemacht, weder im Kollegenkreis noch für Patienten. Aber man kennt uns, deswegen kommen durchaus auch schon Kollegen langfristig vor ihrem Ruhestand auf uns zu und fragen an. Uns ist dabei wichtig, dass es inhaltlich und menschlich passt, deswegen führen Friedemann Baum und ich mit den Kandidaten dann so etwas wie ein Vorstellungs gespräch. Wir haben aus diesen Gründen auch schon Ärzten abgesagt beziehungsweise uns nach einer Zeit von ihnen getrennt. Baum: Dass wir ein sehr breites Spektrum an Ärzten im MEC haben, ging recht schnell. Es hat sich gezeigt, dass die Idee mit dem MEC wirklich eine gute ist und genau das dabei herausgekommen ist, was wir uns gewünscht haben: Experten, die noch Lust haben, patientenzugewandte Medizin zu machen, und sich dafür Zeit nehmen können und die arbeiten, so viel wie sie selbst wollen. Sie müssen nur herkommen und sich um nichts kümmern. Das ist der Hammer. In einer Uni-Stadt bietet sich so etwas geradezu an. Inwiefern ergänzt das MEC die Arbeit des <strong>Brustzentrum</strong>s beziehungsweise der Praxis für Schnittbilddiagnostik? Fischer: Der Leitgedanke, der bei uns über allem steht, heißt Prävention, und der Dreh- und Angelpunkt dafür ist die Schnittbilddiagnostik. Auf diese Technik und die Kompetenz derjenigen, die sie bedienen, können auch die Ärzte des MEC zugreifen. Baum: Wir haben uns immer bemüht, die fachlichen Lücken, die wir nicht selbst bedienen können, mit anderen Fachärzten abzudecken. Deswegen sind Leute wie Michael Knauth zu uns gekommen. Als Neuroradiologe macht er nur den Kopf und die Wirbelsäule <strong>–</strong> das ist in Göttingen einmalig. Was daneben zunehmend mehr wird, ist die Früherkennung von Prostatakrebs. Genau dafür haben wir ein neues MR-Gerät bei uns stehen, auf das Nadia Meiser spezialisiert ist. Katharina Marten-Engelke hingegen macht zum Beispiel verstärkt CT und Lungendiagnostik <strong>–</strong> sie ist eine absolute Koryphäe auf diesem Gebiet. Für berufsbedingte Lungenerkrankungen gibt es nur wenige echte <strong>Spezial</strong>isten in Deutschland. Dafür haben wir sie geholt. Fischer: Wenn Sie Beschwerden haben, wollen Sie nicht zu einem Arzt gehen, der „mal schaut“. Sie wollen ein Ergebnis, das Ihnen sagt, ob Sie gesund sind oder nicht <strong>–</strong> und dann wollen Sie Therapiemöglichkeiten aufgezeigt bekommen. Dafür braucht es eine Menge Erfahrung. Wir haben zusammen mit dem MEC praktisch für jedes Organ den entsprechenden Facharzt im Haus, und wenn er uns fehlt, haben wir Kooperationspartner in der Stadt. Daraus hat sich der nächste Entwicklungsschritt ergeben: Wenn wir schon all diese Kapazitäten hier haben, warum bieten wir dann nicht so etwas wie einen Managercheck für Unternehmen an? Eine oder mehrere Führungskräfte kommen für zwei Tage nach Göttingen und lassen sich hier präventiv bei zwölf bis 16 Experten durchchecken <strong>–</strong> wobei das stark individualisiert wird. Baum: Inzwischen haben wir pro Woche etwa drei solche Managerchecks. Wenn jemand 16 Ärzte und dann noch die Bildgebung im MRT hinter sich hat, ist das natürlich auch ziemlich kostspielig. Aber uns wird kommuniziert, dass dies einerseits ein Ausdruck der Wertschätzung ist, aber auch wirtschaftlicher Selbstzweck <strong>–</strong> die Unternehmen sind sich schließlich bewusst, dass ihre Mitarbeiter nicht einfach so ersetzbar sind. Haben Sie noch Entwicklungsziele für das MEC oder ist der Status quo ideal? Baum: Wir sind schon länger auf der Suche nach einem Herzspezialisten. Daraus ergäben sich unheimlich gute Synergieeffekte, weil in der Cardio-Prävention immer mehr auf Schnittbildgebung gesetzt wird. Fischer: Man muss sich aber auch bewusst machen, dass die Ärzte im MEC durchaus 70 <strong>Jahre</strong> oder älter sind und es entsprechend ein Kommen und Gehen gibt. Das stellt das Ganze nicht infrage, macht es aber schwierig, langfristig zu planen. Und wenn eine Koryphäe ausfällt, dann ersetzen Sie die nicht einfach mal so. Deswegen muss man die Dinge auf sich zukommen lassen. Vielen Dank für das Gespräch. “ SPEZIAL 5