Brustzentrum Spezial – 20 Jahre
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PRAXIS FÜR MODERNE SCHNITTBILDDIAGNOSTIK Göttingen<br />
vorgefassten Meinung kommen, dass ihr Übergewicht hormonelle<br />
Ursachen hat. Das ist jedoch selten der Fall: In der Regel ist es umgekehrt<br />
und hormonelle Erkrankungen entstehen durch das Übergewicht.<br />
Nach ausführlichen Gesprächen über die Umstellung der<br />
Essgewohnheiten <strong>–</strong> aber nicht durch Hungern <strong>–</strong> habe ich dann oft<br />
Erfolge zu vermelden. Bei schon bestehenden, durch Übergewicht<br />
bedingten hormonellen Erkrankungen gibt es zahlreiche medikamentöse<br />
Möglichkeiten, ihr Fortschreiten zu verhindern oder sie zu<br />
beheben. Dazu werden fast täglich neue klinische Studien vorgelegt,<br />
die ich aufmerksam verfolge.<br />
Mit welchen Beschwerden kann man darüber hinaus<br />
zu Ihnen kommen?<br />
Meine Patientinnen sind Frauen jedes Alters: von 9 bis 90. Hauptsächlich<br />
kommen sie wegen einer Hormonberatung, einer unregelmäßigen<br />
oder fehlenden oder schmerzhaften Periode. Manche kommen<br />
mit einem Wunsch nach einer effizienten Kontrazeption, für<br />
eine Beratung im Klimakterium oder für eine Beratung zur Therapie<br />
der Osteoporose der Frau über 50. Andere führt der Wunsch nach<br />
einer endokrinen Therapie bei Brustkrebs zu mir. Auch ganz spezielle<br />
Beschwerden im intimen Bereich, die sich nach der Menopause<br />
entwickelt haben, führt Patientinnen zu mir. Gerade dies ist ein besonderes<br />
Thema, das mehr und mehr an die Oberfläche kommt, weil<br />
wir immer älter werden und mehr auf unser Körpergefühl achten<br />
und unsere Sexualität bis zum späteren Alter erleben möchten.<br />
Für diese Behandlung ist ein Gespräch und eine Hormontherapie zu<br />
wenig <strong>–</strong> deswegen habe ich eine Erbium-Laser-Behandlung etabliert<br />
und in den letzten drei <strong>Jahre</strong>n erfolgreich eingesetzt. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt ist die Impfberatung in der gesamten Gynäkologie. Dabei<br />
steht die Vermeidung von Muttermundkrebsen durch<br />
Impfungen gegen das Humane Papilloma Virus, kurz HPV, im Vordergrund.<br />
Auch die Diagnostik und Therapie bestehender Pathologien<br />
des Muttermundes sind ein sehr wichtiges Thema.<br />
Viele Leute fühlen sich beim klassischen Hausarzt oft nicht umfassend<br />
genug betreut, gerade auch, wenn es um die weiterführende Diagnostik<br />
und Interpretation von Blutwerten oder spezifische Detailfragen geht.<br />
Was machen Sie in diesem Bereich anders?<br />
... Hm, ich glaube, ich nehme mir viel Zeit. Ich spreche mit den<br />
Patienten über ihre Probleme, höre aufmerksam zu und frage dann<br />
gezielt nach anamnestischen Daten und der Familienanamnese und<br />
mache mir innerhalb einer Stunde <strong>–</strong> so lange dauert ein Erstgespräch<br />
<strong>–</strong> ein Bild, welche weiteren diagnostischen und therapeutischen<br />
Maßnahmen notwendig sein werden. Heute werden Hormone nicht<br />
mehr von dem behandelnden Arzt, sondern in spezialisierten Laboratorien<br />
bestimmt. Die Hormonwerte werden dann häufig von<br />
extra dafür angestelltem Laborpersonal interpretiert, das aber die<br />
Patientinnen und Patienten nicht untersucht hat. Häufig rechtfertigen<br />
schon das ausführliche Gespräch über die Lebensweise und<br />
Ernährung oder die körperliche Ansicht und Untersuchung <strong>–</strong> hier<br />
seien zum Beispiel Blutdruck, Fettverteilung, Damenbärtchen und<br />
Haarausfall genannt <strong>–</strong> eine gezielte Labordiagnostik. Denn eine auf<br />
Erfahrung und Labordiagnostik beruhende ganzheitliche Betrachtungsweise<br />
erlaubt schließlich eine erfolgreiche individuelle Therapie<br />
und deutlich verbesserte Lebensqualität.<br />
Das klingt nach einem großen Potenzial in diesem Bereich. Kümmern<br />
wir uns generell zu wenig um uns und unseren Körper?<br />
Das ist eine interessante Frage! Mein Mann hat vor paar <strong>Jahre</strong>n<br />
einen Artikel darüber geschrieben, dass Männer mehr über ihr Auto<br />
wissen als über ihren Körper. Da ist etwas Wahres dran. Männer gehen<br />
grundsätzlich ungern zum Arzt <strong>–</strong> bei den Frauen ist es hingegen<br />
ziemlich unterschiedlich. Erstens gibt es für uns mehr Vorsorgeuntersuchungen<br />
als bei Männern, wie etwa die jährliche gynäkologische<br />
Untersuchung ab 18. Zudem entbinden viele Frauen ein oder mehrere<br />
Kinder und sind deshalb regelmäßig in ärztlicher Betreuung<br />
<strong>–</strong> darüber hinaus gehen sie ab 49 alle zwei <strong>Jahre</strong> zur Brustskrebsfrüherkennung.<br />
Selbstverständlich gibt es auch Frauen, die nicht zu<br />
diesen Vorsorgeterminen gehen und auf ihr Glück hoffen. In diesem<br />
Zusammenhang sei noch bemerkt, dass die Corona-Pandemie dazu<br />
geführt hat, dass kaum mehr 50 Prozent der Frauen in Deutschland<br />
die präventiven Untersuchungen in der Gynäkologie wahrnehmen!<br />
Ich hoffe, dass sich das ändern wird.<br />
Was schätzen Ihre Patientinnen und Patienten besonders an Ihnen?<br />
Das ist schwierig zu sagen, letztlich können das nur die Patienten<br />
selbst beantworten. Aber grundsätzlich glaube ich, dass sich die<br />
Patienten wahrgenommen fühlen. Sie kommen wieder, weil ich ihre<br />
Fragen beantworte, ihre Beschwerden ausführlich untersuche und<br />
eine Therapie finde <strong>–</strong> ich denke, sie fühlen sich einfach wohl. Zu diesem<br />
Wohlbefinden trage jedoch nicht nur ich, sondern auch das gesamte<br />
Praxisteam bei: das Personal an der Leitstelle, die Kollegen des<br />
Diagnostischen <strong>Brustzentrum</strong>s und MEC, wo ich auf kompetente<br />
Kollegen zählen kann. Das ist auch der Grund, warum ich jeden<br />
Morgen immer wieder gern in meine Praxis gehe.<br />
Frau Seidlova-Wuttke, vielen Dank für die Einblicke<br />
und viel Erfolg für die nächsten <strong>Jahre</strong> mit der Sprechstunde.<br />
“<br />
SPEZIAL 19