Flensburg Journal Ausgabe 256 - Januar 2024
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Handball-Länderspiele: Ein<br />
Rückblick bis in die 70er Jahre<br />
Wie immer im <strong>Januar</strong> ruht der Vereinshandball.<br />
Fast alle Spieler der<br />
SG <strong>Flensburg</strong>-Handewitt sind ausgeflogen<br />
und haben sich ihren Nationalmannschaften<br />
angeschlossen.<br />
In den nächsten Wochen<br />
konzentrieren sie sich auf die Ziele<br />
mit den Teams von Deutschland,<br />
Dänemark, Bosnien-Herzegowina,<br />
Slowenien oder den Niederlanden.<br />
Bevor die Europameisterschaft<br />
am 10. <strong>Januar</strong> mit einer Weltrekordkulisse<br />
von mehr als 50.000<br />
Zuschauern in Düsseldorf beginnen<br />
wird, bekommen die hiesigen<br />
Handball-Fans einen Handball-Leckerbissen<br />
vorgesetzt: Am 4. <strong>Januar</strong><br />
testet die DHB-Auswahl in der<br />
Campushalle gegen Portugal.<br />
Nach einem Kurzlehrgang zwischen<br />
den Feiertagen in Frankfurt<br />
wird Bundestrainer Alfred Gislason<br />
seine Auswahl bereits am<br />
Neujahrstag in Brunsbüttel zusammenziehen.<br />
Am 4. <strong>Januar</strong> spielen<br />
die deutschen Handballer ab<br />
16 Uhr in der Campushalle gegen<br />
Portugal. Zwei Tage später folgt<br />
ab 18 Uhr in der Landeshauptstadt<br />
das zweite Duell mit den Südeuropäern.<br />
„Portugal stellt eine<br />
der spannendsten europäischen<br />
Mannschaften“, findet Alfred Gislason.<br />
„Das werden in <strong>Flensburg</strong><br />
und Kiel harte Herausforderungen<br />
– kurz vor der Europameisterschaft<br />
genau richtig.“<br />
Schon vier DHB-Auftritte<br />
in der Campushalle<br />
Die DHB-Auswahl kommt damit<br />
zum ersten Mal seit November<br />
2015 nach <strong>Flensburg</strong>. Damals hatte<br />
sich der DHB eine bessere Resonanz<br />
an der Förde erhofft: Nur 3071<br />
Zuschauer sahen, wie die deutschen<br />
Ballwerfer dem Außenseiter<br />
Brasilien mit 29:20 keine Chance<br />
ließen und damit den Grundstein<br />
für den Gesamterfolg im Supercup<br />
legten. In einer zweiten Partie unterlagen<br />
die Serben den Slowenen<br />
mit 21:23. Dabei gab es auch eine<br />
„Beteiligung“ der Hausherren. Der<br />
Serbe Petar Djordjic war damals<br />
SG-Profi.<br />
Drei weitere Male war die Campushalle<br />
Schauplatz für Handball-Länderspiele.<br />
Im <strong>Januar</strong> 2002<br />
war die neue „Hölle Nord“ gerade<br />
frisch eröffnet und die DHB-Auswahl<br />
schlug Dänemark in einem<br />
letzten Test vor der EM mit 24:20.<br />
Zwei weitere Male gab es dieselbe<br />
Paarung. Ende März 2005 verlor<br />
Deutschland gegen Dänemark<br />
mit 24:25. Am Rande gab es ein<br />
kleines Politikum. Heide Simonis<br />
kam als scheidende Ministerpräsidentin<br />
– wenige Tage zuvor war<br />
sie in vier Landtagsabstimmungen<br />
überraschend gescheitert – nach<br />
<strong>Flensburg</strong>. Eigentlich hatte auch<br />
Bundeskanzler Gerhard Schröder<br />
zugesagt, verzichtete dann aber<br />
auf eine Stippvisite, um sich nicht<br />
mit der „Verliererin“ fotografieren<br />
zu lassen.<br />
Im April 2012 erlebte die Campushalle<br />
ein gewöhnliches Freundschaftsspiel,<br />
in dem sich die<br />
DHB-Auswahl klar mit 33:26 gegen<br />
die Dänen behauptete. Interessant:<br />
Das deutsche Trikot trug<br />
damals auch der heutige SG-Geschäftsführer<br />
Holger Glandorf,<br />
während der aktuelle SG-Spieler<br />
Mads Mensah damals eines seiner<br />
ersten Länderspiele für Dänemark<br />
bestritt.<br />
Länderspiele in<br />
Fördehalle, Idraetshalle<br />
und Handewitt<br />
Auch im letzten Jahrtausend gastierte<br />
der „Länderspiel-Zirkus“<br />
mehrmals im <strong>Flensburg</strong>er Raum.<br />
Die Premiere stieg im Februar<br />
1977. Die deutschen Handballer<br />
hatten sich gegen Dänemark auf<br />
ein Heimspiel gefreut. Aber Pustekuchen<br />
– in der <strong>Flensburg</strong>er<br />
Idraetshalle wurde der nördliche<br />
Nachbar mit mindestens ebenso<br />
vielen Sympathien begrüßt.<br />
Beim DHB-Team saß der „Schock“<br />
tief. Es hagelte eine deftige<br />
12:24-Klatsche.<br />
Der Ostseepokal gastierte im <strong>Januar</strong><br />
1980 in mehreren deutschen<br />
Städten – und in einem Dorf. Handewitt<br />
lieferte eine „Organisation<br />
mit Herz“ (O-Ton <strong>Flensburg</strong>er Tageblatt)<br />
und empfing im Sportzentrum<br />
die „Stars des Sozialismus“<br />
mit der sowjetrussischen und polnischen<br />
Nationalhymne – gespielt<br />
vom Handewitter Bläserchor. Einen<br />
Tag später war auch die <strong>Flensburg</strong>er<br />
Idraets halle ausverkauft.<br />
Die Polen kassierten die zweite<br />
Niederlage – diesmal gegen Dänemark.<br />
Die nächste offizielle internationale<br />
Begegnung ergab sich erst<br />
1991. Es war der 21. Dezember, ein<br />
historisches Datum im Zeichen von<br />
„Glasnost“ und „Perestroika“. Vor<br />
1800 Zuschauern in der Fördehalle<br />
trat zum allerletzten Mal eine<br />
Nationalmannschaft der UdSSR<br />
an. Genau genommen war es aber<br />
schon ein Team ohne Nationalität.<br />
Wenige Tage später zierte der<br />
Schriftzug „GUS“ (Gemeinschaft<br />
Unabhängiger Staaten) die Trikots.<br />
Eine besondere Situation,<br />
wie Coach Spartak Mironowitsch<br />
beschrieb: „Wir haben die Nationalhymne<br />
der Sowjetunion gehört,<br />
wir haben die Fahne gesehen, aber<br />
beides gibt es nicht mehr.“ Die<br />
DHB-Auswahl bezwang das „Auslaufmodell“<br />
mit 21:19.<br />
Im Mai 1994 wurde im Vorfeld der<br />
ersten Europameisterschaft ein<br />
Vier-Länderturnier mit Weißrussland,<br />
Frankreich und Dänemark<br />
in Hamburg und <strong>Flensburg</strong> ausgetragen.<br />
Das „heimliche Finale“<br />
gegen Frankreich gestaltete die<br />
DHB-Auswahl in der Fördehalle<br />
siegreich. Tags zuvor hatten die<br />
deutschen Handballer bereits<br />
gegen Dänemark gewonnen. Für<br />
Lokalkolorit sorgten damals Torwart<br />
Jan Holpert und der dänische<br />
Linkshänder Jan Eiberg Jörgensen.<br />
Knapp 30 Jahre später stellt die SG<br />
den Kapitän der deutschen Nationalmannschaft:<br />
Johannes Golla.<br />
Text und Fotos: Jan Kirschner<br />
Holger Glandorf im Gespräch<br />
mit Uwe Gensheimer<br />
Steffen Weinhold (ehemaliger<br />
SG-Akteur) gegen Brasilien<br />
Ministerpräsidentin<br />
Heide Simonis in der Campushalle<br />
Thomas Mogensen gegen<br />
Lars Kaufmann<br />
FLENSBURG JOURNAL • 01/<strong>2024</strong><br />
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