05.03.2024 Aufrufe

O+P Fluidtechnik 3/2024

O+P Fluidtechnik 3/2024

O+P Fluidtechnik 3/2024

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

INTERVIEW<br />

Diese Frage kann man aus ganz verschiedenen Blickwinkeln<br />

betrachten. Je nachdem wird die Antwort recht unterschiedlich<br />

ausfallen. Aus Sicht der beiden genannten Standorte Aachen<br />

und Dresden handelt es sich natürlich um eine vorteilhafte Situation,<br />

da durch die enge Kooperation mit dem Forschungsfonds<br />

<strong>Fluidtechnik</strong> ein kontinuierliches wissenschaftliches Arbeiten<br />

auf breiter Basis, am Puls der Zeit und mit direkter Rückkopplung<br />

aus der Industrie möglich wird.<br />

Aus Sicht der Firmen könnte eine „buntere“ Forschungslandschaft<br />

jedoch einen Mehrwert bieten, da hiervon die thematische<br />

Breite und auch die schiere Menge neuer Ideen und technischer<br />

Ansätze profitieren würde. Ein weiterer Aspekt ist die<br />

Strahlkraft der Forschung hinein in die akademische Lehre und<br />

Ausbildung des so dringend benötigten künftigen Fachpersonals.<br />

In Deutschland hat nach unseren Beobachtungen über die<br />

letzten Jahre und ganz allgemein über die verschiedensten<br />

Hochschulen und Bildungseinrichtungen hinweg eine Ausdünnung<br />

der Lehrangebote zur <strong>Fluidtechnik</strong> stattgefunden. Insgesamt<br />

mehr Forschungsaktivitäten unter Einbindung vieler<br />

Akteure könnten helfen, diesen Trend umzukehren und das<br />

DIE HYDRAULIK NUTZT AKTIV<br />

DIE CHANCEN, WELCHE DIE<br />

ELEKTRIFIZIERUNG ERÖFFNET<br />

sätzen – siehe z. B. das Motion Terminal der Firma Festo – spielt<br />

die Pneumatik ihre bisherigen Stärken wie Robustheit oder einfache<br />

Inbetriebnahme nun umso stärker aus.<br />

Die Notwendigkeit zur Effizienz hat die Branche zu Innovationen<br />

geführt, die erstaunliche und zukunftweisende Lösungen<br />

hervorgebracht haben. Ich denke, dass diese Dynamik die <strong>Fluidtechnik</strong>branche<br />

selbst etwas überrascht hat und sich in einer<br />

ständig ändernden Marktlandschaft neu positioniert.<br />

Nachwuchsprobleme sind auch und gerade in der <strong>Fluidtechnik</strong><br />

immer wieder ein großes Thema. Nachwuchs kann auch unter<br />

Nachhaltigkeit/Sustainability fallen. Wie geht das IFK an das<br />

Thema heran?<br />

Das IFK kann zum Thema Nachwuchsprobleme in der <strong>Fluidtechnik</strong><br />

durch verschiedene Initiativen beitragen. Der Fokus liegt<br />

dabei auf der Unterstützung von Lehre und Forschung an deutschen<br />

Hochschulen und Universitäten, um junge Talente für die<br />

<strong>Fluidtechnik</strong> zu begeistern. Die Konferenz bietet eine gute Plattform,<br />

um eine Verbindung zwischen der Industrie und jungen<br />

Forschern herzustellen. Dies geschieht durch die gemeinsame<br />

Bühne, die sowohl erfahrenen Industrieexperten als auch jungen<br />

Talenten zur Verfügung gestellt wird. Eine solche Plattform fördert<br />

nicht nur den Wissensaustausch, sondern baut auch eine<br />

Bindung zwischen den Generationen auf. Es ist entscheidend,<br />

Talente nicht nur akademisch auszubilden, sondern sie auch<br />

durch spannende Projekte und zukunftsweisende Konzepte für<br />

die <strong>Fluidtechnik</strong>branche zu begeistern und zu gewinnen.<br />

Eine enge Zusammenarbeit zwischen Universität und<br />

Unternehmen besteht auch im Forschungsfonds <strong>Fluidtechnik</strong>.<br />

Dort werden bestimmte Forschungsprojekte im Rahmen der<br />

vorwettbewerblichen Gemeinschaftsforschung gefördert.<br />

Projekte aus Dresden und Aachen sind dabei in der absoluten<br />

Überzahl. Ist die Konzentration auf wenige Standorte Fluch oder<br />

Segen für die Wissenschaft?<br />

Fachgebiet in der öffentlichen Wahrnehmung und insbesondere<br />

bei jungen Menschen bekannter und attraktiver machen. Ganz<br />

allgemein gilt es auch, die Interdisziplinarität der Forschungsthemen<br />

zu stärken und wichtige Trends in den Bereichen Digitalisierung<br />

und KI aufzugreifen und für die branchenspezifischen<br />

Belange zu adaptieren. Hier macht es Sinn, die entsprechenden<br />

Fachleute auf diesen Gebieten einzubeziehen. Dies<br />

fördert automatisch die Vernetzung innerhalb der Forschungslandschaft<br />

und wird sicherlich auch den einen oder anderen<br />

neuen Akteur in Erscheinung treten lassen, was aus meiner Sicht<br />

durchaus erstrebenswert ist.<br />

Wenn Sie sich einen wichtigen Durchbruch in der Forschung<br />

wünschen könnten – was würden Sie wählen?<br />

Ich würde mir ein umfassendes Maß an integrierter Intelligenz<br />

und Kommunikationsfähigkeit in unseren fluid-mechatronischen<br />

Systemen wünschen, sodass jedes Systemelement – sei es<br />

eine Pumpe, ein Ventil, ein Hydraulikspeicher oder sogar eine<br />

Dichtung – uns über seinen Betriebs-, Last- oder Gesundheitszustand<br />

berichten kann. In Verknüpfung mit intelligenten Algorithmen<br />

der Datennutzung auf verschiedenen Hierarchieebenen<br />

würde uns das weitere Potentiale im Bereich der Funktionalität,<br />

Automation bzw. Autonomie, Energieeffizienz, Sicherheit,<br />

Service und Prognostik usw. eröffnen. Ich weiß, es gibt bereits<br />

eine Vielzahl von Ansätzen, aber eine umfassende Nutzung aller<br />

Wechselwirkungen in fluidtechnischen Systemen ist nach wie<br />

vor nicht gegeben.<br />

Ich hätte noch einen zweiten Wunsch: Unsere heutigen Engineeringprozesse<br />

sind geprägt von enormer Komplexität und<br />

erfordern ein hohes Maß an ingenieurtechnischer Kompetenz.<br />

Oftmals empfinden wir moderne Technologien als etwas<br />

Selbstverständliches, ohne uns darüber Gedanken machen zu<br />

müssen, was sich dahinter verbirgt und mit welch ungeheurem<br />

Aufwand ihre Entwicklung verbunden war und ist.<br />

Ich würde mir ein höheres gesellschaftliches Bewusstsein dieser<br />

Wertigkeit wünschen, verbunden mit dem Anreiz für folgende<br />

Ingenieurgenerationen, sich den kommenden Herausforderungen<br />

zu stellen.<br />

Bilder: Juliane Weber, TU Dresden; Bild 01+02 André Wirsig für den DVF e.V.<br />

www.ifk-dresden.de<br />

www.oup-fluidtechnik.de <strong>O+P</strong> <strong>Fluidtechnik</strong> <strong>2024</strong>/03 33

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!