Ergotherapie bei depressiven Erkrankungen - Landschaftsverband ...
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Aktuelle Erkenntnisse zur Therapie der Depression<br />
gen Zwillingen betrug die Wahrscheinlichkeit<br />
nur 20 % (McGuffin et<br />
al. 1996). Die bisher durchgeführten<br />
Untersuchungen zur Identifizierung<br />
von so genannten Kanditatengenen,<br />
also Genen, die die Disposition zur<br />
Depression „codieren“, waren bisher<br />
ohne eindeutiges Ergebnis. Ferner<br />
spielen biochemische Faktoren eine<br />
große Rolle.<br />
3.3.1 Rolle der Neurotransmitter<br />
Neurotransmitter sind die chemischen<br />
Botenstoffe der Nervenzellen,<br />
mit deren Hilfe Impulse weitergeleitet<br />
werden. Verschiedene Neuronen<br />
speichern und schütten unterschiedliche<br />
Neurotransmitter aus. Niedrige<br />
Aktivität von Noradrenalin und Serotonin<br />
wurde mit unipolarer Depression<br />
in Verbindung gebracht.<br />
Bereits seit den 1950er-Jahren deuteten<br />
Indizien darauf hin, dass ein<br />
möglicher Faktor <strong>bei</strong> Depression<br />
niedrige Noradrenalinaktivität im<br />
Gehirn sein könnte. Zum einen entdeckte<br />
man, dass Reserpin, ein Medikament<br />
gegen Bluthochdruck, <strong>bei</strong><br />
manchen Menschen Depression auslöst<br />
(Ayd 1956). Als man die Wirkung<br />
von Reserpin auf das Gehirn<br />
untersuchte, stellte sich heraus, dass<br />
es den Noradrenalingehalt in den<br />
Nervenendigungen vieler Neuronen<br />
herabsetzt, woraus geschlossen wurde,<br />
dass Depression mit geringen<br />
Noradrenalinkonzentrationen zusammenhängen<br />
könnte. Ein zweiter<br />
Hinweis ergab sich aus der Entdeckung<br />
von Monoaminoxidase-(MAO-<br />
)Hemmern, einer Gruppe antidepressiver<br />
Medikamente. Sie steigern die<br />
Noradrenalinkonzentrationen im Gehirn.<br />
Ein drittes Indiz lieferte in den<br />
1950er-Jahren die Entdeckung einer<br />
weiteren Gruppe antidepressiver<br />
Wirkstoffe, der so genannten trizyklischen<br />
Antidepressiva. Zwar unterscheiden<br />
sich diese Pharmaka chemisch<br />
von den MAO-Hemmern, doch<br />
die Forscher merkten bald, dass auch<br />
ihr Wirkmechanismus letztlich auf einer<br />
Steigerung des Noradrenalinspiegels<br />
im Gehirn zusammenhängen<br />
musste.<br />
Diese Forschungsrichtungen führten<br />
zu der Schlussfolgerung, dass depressive<br />
Störungen auf einen niedrigen<br />
Noradrenalinspiegel zurückzuführen<br />
seien. Innerhalb weniger Jahre<br />
kam es zur Entdeckung, dass Serotonin<br />
ganz ähnlich wie Noradrenalin<br />
wirkt. Die pharmakologischen Effekte<br />
ließen sich auch in Bezug auf<br />
Serotonin nachvollziehen. Außerdem<br />
befinden sich die Neuronen, deren<br />
Neurotransmitter das Serotonin ist,<br />
in denselben Gehirnregionen wie diejenigen,<br />
die Noradrenalin als Transmitter<br />
nutzen. Aus diesen Befunden<br />
wurde geschlossen, dass auch ein<br />
Serotoninmangel depressive Störungen<br />
auslösen kann.<br />
Über Jahre war man der Ansicht,<br />
dass niedrige Aktivität einer der <strong>bei</strong>den<br />
Neurotransmittersysteme ausreiche,<br />
um eine Depression zu verursachen.<br />
Heute geht man eher von<br />
einer Störung im Gleichgewicht der<br />
Funktionsweisen der unterschiedlichen<br />
Transmittersysteme aus. So<br />
scheint die Interaktion von unterschiedlichen<br />
Transmittersystemen<br />
und deren Zusammenspiel, nicht nur<br />
ein einzelnes System, zur Depression<br />
zu führen. Die Untersuchungen legen<br />
nahe, dass <strong>bei</strong> Depressiven das<br />
Gleichgewicht der Aktivität von Serotonin,<br />
Noradrenalin, Dopamin und<br />
Azetylcholin gestört ist. Des Weiteren<br />
wird dem endokrinen (hormonellen)<br />
System <strong>bei</strong> Depression eine Rolle<br />
zugeschrieben. Bei unipolarer Depression<br />
wurde ein hoher Kortisolspiegel<br />
nachgewiesen. Kortisol ist<br />
ein Hormon, das von der Nebennierenrinde<br />
<strong>bei</strong> Belastungen abgegeben<br />
wird. Ein anderes mit Depression in<br />
Verbindung gebrachtes Hormon ist<br />
Melatonin.<br />
<strong>Ergotherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>depressiven</strong> <strong>Erkrankungen</strong> - 23 -