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Ergotherapie bei depressiven Erkrankungen - Landschaftsverband ...

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5.5.1 Tricyclica<br />

Imipramin (Tofranil®) war der erste<br />

moderne Arzneistoff zur Behandlung<br />

von Depressionen überhaupt, es<br />

wurde zum Prototypen einer ganzen<br />

Klasse von Psychopharmaka, den tricyclischen<br />

Antidepressiva. Der Entwickler<br />

war Roland Kuhn, der das<br />

Medikament für den schweizerischen<br />

Konzern Geigy entwickelte. Die<br />

Markteinführung erfolgte 1958. Als<br />

Antidepressivum war es eine Zufallsentdeckung:<br />

Es sollte als Neuroleptikum<br />

<strong>bei</strong> Schizophreniekranken eingesetzt<br />

werden. Bei der klinischen<br />

Erprobung stellte man fest, dass es<br />

für diesen Zweck untauglich war, jedoch<br />

gegen die <strong>depressiven</strong> Symptome<br />

der Psychosekranken gut<br />

wirkte. Lange Zeit waren die Tricyclica<br />

die einzigen medikamentösen<br />

Therapieoptionen. Sie zeigen eine<br />

gute antidepressive Wirksamkeit,<br />

teilweise sind sie auch sehr gut <strong>bei</strong><br />

Zwangsstörungen (Clomipramin)<br />

wirksam. Es gibt sowohl antriebsteigernde,<br />

als auch eher sedierende<br />

Tricyclica, sodass hier therapeutische<br />

Wahlmöglichkeiten je nach Syndrom<br />

vorliegen. Im Gegensatz zu modernen<br />

Antidepressiva sind sie auch in<br />

intravenöser Form applizierbar und<br />

dazu noch sehr preiswert (Amitriptylin<br />

75mg, 20 Stk. 14,17 Euro). Die<br />

lange klinische Erfahrung, die mit<br />

diesen Substanzen vorliegt, ermöglicht<br />

eine gute Einschätzung über<br />

Nutzen und Risiken der Therapie.<br />

Aber die Tricyclica haben auch negative<br />

Eigenschaften. Sie wirken mitunter<br />

zu stark sedierend. Sie haben eine<br />

Reihe unangenehmer Nebenwirkungen.<br />

Sie führen zu Erektionsstörungen,<br />

fördern den Appetit zu stark,<br />

was zu erheblicher Gewichtszunahme<br />

führen kann, in hohen Dosen sind sie<br />

extrem toxisch (CAVE: Suizid!) und<br />

sie können zu Herzrhythmusstörungen<br />

führen. Mundtrockenheit und<br />

Obstipation sind sehr häufige Nebenwirkungen.<br />

Bei alten Menschen<br />

Dr. Christian Schmiegelt<br />

können sie ein Delir und Verwirrtheit<br />

hervorrufen. Es gab also viele Gründe<br />

neue Antidepressiva zu entwickeln.<br />

5.5.2 SSRI/SSNRI<br />

Fluoxetin (Fluctin® D, Prozac® USA)<br />

war das erste Antidepressivum der<br />

Klasse der Selektiven Serotonin-<br />

Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Es<br />

wurde 1975 vom Pharmakonzern E.<br />

Lilly entwickelt. Erster Arzneistoff der<br />

neuen Antidepressiva-Generation der<br />

SSRI. Es sorgte in den ersten Jahren<br />

nach seiner Markteinführung (USA<br />

1988 / Deutschland 1990) für Aufmerksamkeit.<br />

Seither gab es über 54<br />

Millionen Verschreibungen. Inzwischen<br />

wurden die Substanzen noch<br />

weiter entwickelt um ihre Wirksamkeit<br />

an verschiedenen Transmittersystemen<br />

im Nervensystem zu ermöglichen,<br />

so entstanden die Selektiven<br />

Noradrenalin- und Serotoninwiederaufnahmehemmer.<br />

Sie haben<br />

(zumindest in der Theorie) eine breitere<br />

Wirksamkeit. Sie sind auch <strong>bei</strong><br />

Angststörungen zur Behandlung zugelassen<br />

und auch besonders <strong>bei</strong><br />

Schmerzpatienten (somatoforme<br />

Störungen) gut wirksam. Aber die<br />

Medikamente sind sehr teuer. Z. B.<br />

kosten 28 Kps. Cymbalta60mg 63,17<br />

Euro. SSRI und SSNRI steigern den<br />

Appetit weniger und führen seltener<br />

zu Mundtrockenheit. Sie sind nicht<br />

oder weniger sedierend. Allerdings<br />

machen sie am Anfang der Behandlung<br />

oft innere Unruhe, was eine adjuvante<br />

Behandlung mit einem Beruhigungsmittel<br />

erfordern kann. Kopfschmerzen<br />

und Magen-Darm-<br />

Beschwerden gehören zu den häufigsten<br />

Nebenwirkungen. Sie sind<br />

aber kardial deutlich besser verträglich<br />

und weniger toxisch.<br />

5.5.3 MAO-Hemmer<br />

Die MAO-Hemmer hemmen die biologische<br />

Aktivität des Enzyms „Mo-<br />

- 32 - <strong>Ergotherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>depressiven</strong> <strong>Erkrankungen</strong>

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