Ergotherapie bei depressiven Erkrankungen - Landschaftsverband ...
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sind sie Bestandteil der Identität?<br />
Leidet der Betroffene darunter?<br />
So könnte z.B. das Streben nach Ordentlichkeit<br />
und der erhöhte Leistungsanspruch<br />
von einer depressiv<br />
erkrankten Person mit einer Persönlichkeit<br />
Typus Melancholicus in einer<br />
<strong>depressiven</strong> Phase stark behindert<br />
sein. Das Behandlungsziel der betroffenen<br />
Person ist dann in der Regel<br />
nicht die Entlastung von den Ansprüchen,<br />
sondern die Wiederherstellung<br />
des überdurchschnittlichen<br />
Leistungsniveaus. Ein Abweichen davon<br />
wird von den Betroffenen als<br />
ich-dyston erlebt und muss deshalb<br />
einer besonderen Betrachtung unterzogen<br />
werden, weil die Gründe dafür<br />
tiefer liegend sind.<br />
Neben angeborenen Persönlichkeitszügen<br />
werden im Laufe des Lebens<br />
soziale und gesellschaftlich-kulturelle<br />
Werte und Bewertungen verinnerlicht,<br />
die das Erleben und Handeln<br />
bestimmen. Wichtige Lebenserfahrungen<br />
spielen da<strong>bei</strong> eine prägende<br />
Rolle. Hierzu ist z.B. eine Panoramatechnik<br />
(„Aspekte von Ar<strong>bei</strong>t und<br />
Leistung in meiner Lebensentwicklung“<br />
nach Petzold und Orth) eine<br />
geeignete Möglichkeit diesem persönlichen<br />
Gewordensein auf die Spur<br />
zu kommen. Eine andere Perspektive<br />
ist der geringe Selbstwert, der ausgleichend<br />
ein mehr an Leistung zu<br />
verlangen scheint. Infolge dessen<br />
hat das Mehr an Leistung eine kompensatorische<br />
Wirkung und kann<br />
nicht einfach verändert werden.<br />
Die Selbstwahrnehmung und die eigenen<br />
Ansprüche können eine Reflexion<br />
in der Gruppentherapie erfahren,<br />
z.B. kann die Ar<strong>bei</strong>tsqualität<br />
durch ein Feedback eines anderen<br />
Teilnehmers eine Wertschätzung erfahren<br />
und dadurch eine Entlastung<br />
ermöglichen.<br />
Birgit Hirsekorn<br />
In der Fachliteratur gibt es heterogene<br />
Betrachtungsweisen der Zusammenhänge<br />
und Unterscheidungen<br />
von Depression und Persönlichkeit,<br />
die eine große Vielfalt widerspiegelt.<br />
Aus meiner Sicht sind wir<br />
dadurch dazu aufgefordert, auch so<br />
scheinbar eindeutige Kriterien, wie<br />
sie sich vordergründig in den Grundar<strong>bei</strong>tsfähigkeiten<br />
darstellen, in ihrer<br />
therapeutischen Relevanz und Vertiefungsmöglichkeiten<br />
genauer zu<br />
hinterfragen.<br />
Die nachstehenden Auflistungen sollen<br />
hierzu einen Einblick ermöglichen<br />
und das Interesse wecken, sich vertiefend<br />
mit dem Thema zu beschäftigen.<br />
Die Übersicht ist eine Zusammenfassung<br />
nach einem Artikel „Persönlichkeit,<br />
Persönlichkeitsstörungen und<br />
Depression“, von K.-T. Kronmüller<br />
und C. Mundt, erschienen in Der<br />
Nervenarzt, 7-2006, Seite 863-867.<br />
Depression und Persönlichkeit<br />
Die Diskussion des Zusammenhanges<br />
zwischen Depression, Persönlichkeit<br />
und Persönlichkeitsstörung<br />
ist eine sehr alte und kontinuierliche<br />
erforschte Thematik.<br />
Tellenbach beschreibt 1961 in seinem<br />
Werk über die Melancholie die<br />
Typus Melancholicus Persönlichkeit<br />
(TMP).<br />
Weitere Untersuchungen schlossen<br />
sich an (vergleiche hierzu Fiedler,<br />
Persönlichkeitsstörungen, Seite 337<br />
ff.)<br />
Methodische Probleme ergaben sich<br />
<strong>bei</strong> der Untersuchung/Forschung.<br />
Sinnvoll ist die Unterscheidung einer<br />
prä-, intra-, inter- bzw. postmorbiden<br />
Persönlichkeit.<br />
- 82 - <strong>Ergotherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>depressiven</strong> <strong>Erkrankungen</strong>