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KANZLEI & PERSÖNLICHES Finanzen
Interview
„Relativ gut durch
die Krise gekommen“
Im Gespräch mit SteuerConsultant äußert sich
Dr. Reiner Will, Geschäftsführer der Rating-Agentur
Assekurata aus Köln, über die Zukunft der
Lebensversicherung als lohnende Anlageform. Dr. Reiner Will
SteuerConsultant: Lohnen sich Lebensversicherungen
aus Ihrer Sicht überhaupt
noch?
Dr. Reiner Will: Ein 30-jähriger Mann
bekommt bei einem langfristigen Rentenversicherungsvertrag
im Durchschnitt im
Markt eine Beitragsrendite von knapp vier
Prozent in Aussicht gestellt. Das ist attraktiv.
Auf welches festverzinsliche Wertpapier
mit einer vergleichsweise hohen
Bonität bekommen Sie das heute noch? Vor
allem Kunden mit bestehenden Verträgen
können ganz zufrieden sein, dass sie in
der Krise Lebensversicherungsverträge
hatten und keine Zertifikate. Als langfristige
Altersvorsorge hat dieses Produkt die
Krise gut überstanden.
SteuerConsultant: Doch ist die Lebensversicherung
wirklich eine gute Anlageform,
angesichts des niedrigen Garantiezinses
und der Tatsache, dass sich
Anleger primär in ein Rentenportfolio
einkaufen?
Dr. Reiner Will: Ich kann nur sagen, dass
die Lebensversicherungen im Vergleich
zu anderen Anlageformen gut durch die
Krise gekommen sind. Für viele Kunden
ist das im Moment keine schlechte Anlage
– immer in Relation, dass die Verzinsung
derzeit überall niedrig ist. Ob das auch für
die Zukunft gilt, ist eine Sache des Markts.
Sicher ist auch: Es macht keinen glücklich,
wenn er sieht, er bekommt am Kapitalmarkt
unter vier Prozent Rendite.
Richtig ist auch: Es gibt keinen stichhaltigen
Grund, warum es jetzt kurzfristig
wieder deutlich mit den Überschussbeteiligungen
bergauf gehen sollte. Selbst wenn
die Zinsen steigen würden, wirkt sich das
erst in ein paar Jahren aus, da die Versicherer
eher langfristig anlegen beziehungsweise
angelegt haben.
SteuerConsultant: Werden diese
Renditen Bestand haben oder drohen
weitere Rückgänge bei den Überschüssen?
Dr. Reiner Will: Das ist schwierig zu
beantworten und lässt sich für den
Kunden, immer nur bezogen auf seinen
individuellen Versicherer, stichhaltig
beantworten. Wir hatten jetzt zwei Jahre
lang einen leichten Abwärtstrend was die
Überschussbeteiligungen angeht. Davor
hatten wir einen leichten Anstieg. Von
daher könnte es nun eine Bodenbildung
geben. Das hängt aber von der weiteren
Entwicklung am Kapitalmarkt ab. Sollten
die Zinsen allerdings weiter zurückgehen,
ist auch mit einem weiteren Rückgang
der Überschussbeteiligung zu rechnen.
SteuerConsultant: Den Versicherungen
wird vorgeworfen, die Überschüsse
durch Zahlungen aus der Substanz
hoch zu halten. Wird das so weitergehen?
Dr. Reiner Will: Das haben sie nach
unserer Beobachtung im Vorjahr gemacht.
Für 2010 wäre meine Erwartung, dass das
zurückgegangen ist. Die Versicherer dürften
in 2009 wieder etwas bessere Kapitalmarktergebnisse
erwirtschaftet haben,
sodass das Verhältnis zwischen Zuführung
und Entnahme aus den Rückstellungen für
Beitragsrückerstattungen sich wieder ausgeglichener
gestalten dürfte. Die Entnahme
aus diesen Reserven wird sicherlich
wieder etwas weniger werden.
Allerdings muss alles, was ausgeschüttet
wird, zuvor verdient werden. Das gilt
auch für die Überschüsse, die aus den
Reserven bezahlt werden. Eigentlich
ist es ein Qualitätskriterium, dass noch
Puffer vorhanden sind, die eine Glättung
ermöglichen.
die größten Reserven halten nicht ewig. Selbst
Jochen Sanio, Präsident der Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), sieht
die Zukunft der Lebensversicherung skeptisch.
Die Gesellschaften würden ihren Kunden
schon in diesem Jahr nicht mehr so hohe
Renditen zusagen können, sagte er Mitte
Januar dieses Jahres in Frankfurt am Main.
Das Geschäftsmodell basiere darauf, dass mit
den Kapitalanlagen eine ausreichende Rendite
erwirtschaftet werden könne, um die
Zinsversprechen zu erfüllen. Daran habe er
angesichts des gegenwärtigen Zinsniveaus
Zweifel. Die Entwicklung der sinkenden
Überschussbeteiligungen werde sich in diesem
Jahr fortsetzen. „Unmittelbar gefährdet
ist aber noch kein Versicherer“, betonte der
oberste Finanzaufseher.
Doch die Überschussgutschriften werden
weiter sinken. In nicht einmal vier Jahren
rutschte die Durchschnittsverzinsung von
über sieben auf unter fünf Prozent – mit
erheblichen Folgen für die Versicherten.
Thors ten Rudnik, Geschäftsführer des Verbraucherverbands
Bund der Versicherten mit
Sitz im schleswig-holsteinischen Henstedt-
Ulzburg, erlebt immer wieder Fälle, bei denen
die Kürzungen Versicherte böse erwischen.
Wer in seine leicht vergilbten Beispielrechnungen
schaut, die der Versicherungsmakler
damals beim Abschluss vorgelegt hat, sieht
noch Verzinsungen von sieben Prozent.
Klar, dass die entsprechenden Hochrechnungen
für die Ablaufleistungen heute
astronomisch anmuten. Wer seine Altersvorsorge
mit diesen Beträgen kalkuliert hat,
blickt heute auf eine immer größer werdende
Lücke. Bei Verträgen mit einer Versicherungssumme
von 200.000 Euro können am Ende
zwischen 40.000 und 50.000 Euro fehlen.
Schlecht für alle, die sich ein sorgloses Pensionärsleben
erhofft haben, dramatisch für
diejenigen, die ihre Firmen- oder Immobilienkredite
mit solchen Lebensversicherungen
abgesichert haben. „Für diese Versicherten
ist es unwahrscheinlich wichtig, rechtzeitig
gegenzusteuern“, rät Rudnik.
Doch auch bei den Rentenversicherungen drohen
böse Überraschungen, so der Geschäftsführer.
Viele Versicherte würden nur die in
den Verträgen garantierte Rente überwiesen
bekommen. Der Versicherungsexperte nennt
einen Fall bei dem sich ein Versicherter auf
die versprochene Rentenzahlung von 1.200
Euro im Monat verlassen hat. Heute kann er
kaum noch ruhig schlafen. Denn die Versicherung
garantierte nur 600 Euro im Monat.
Die andere Hälfte waren Überschussanteile
die, so steht es im Kleingedruckten, nicht
garantiert werden können. Und diese hat die
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