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KANZLEI & PERSÖNLICHES Unternehmensberatung
» Wichtige Punkte beachten
Im Vorfeld eines Forderungsverkaufs an Factoring-Anbieter
sollten Steuerberater folgende Aspekte beachten:
1. Nicht von Mindestkonditionen blenden lassen. Mindestpreise sind oft an unrealistische
Voraussetzungen geknüpft. Vor Abschluss des Rahmenvertrags sollte daher
mithilfe des Steuerberaters geprüft werden, welche Sätze für ein Unternehmen
tatsächlich gelten.
2. Auf Mindestrechnungshöhe achten. Factoring-Gesellschaften kaufen ungern viele
Forderungen mit niedriger Rechnungshöhe an, weil die Prüfung und Abwicklung
aufwendig ist.
3. Rahmenvertrag gut justieren. Die Laufzeit sollte ein bis eineinhalb Jahre betragen,
um nicht zu lange gebunden zu sein. Knebelverträge ablehnen, die ohne Auflagen
die Senkung des Rechnungsankaufslimits oder die Erhöhung des Selbstbehalts
erlauben.
4. Auf Kündigungsklauseln und Selbstbehalt achten. Rahmenverträge können unter
bestimmten Voraussetzungen vom Factoring-Dienstleister gekündigt werden –
zum Beispiel wenn Mindest-Bonitätskennziffern verletzt wurden.
5. Abwicklungskompetenz begutachten. Eine schleppende Abwicklung kann hohe
Kosten verursachen. Daher sollten sich Firmen anhand der Erfahrungen von Referenzkunden
der Factoring-Gesellschaft über die Abwicklungsrealität informieren.
Quelle: Ecovis
aber ein Sonderkündigungsrecht zu“, erklärt
der Berater. Was Sabisch mehr ärgert als die
eine oder andere Schikane in Krisenzeiten,
ist der Hickhack im Tagesgeschäft. „Die Factoring-Anbieter
werben immer mit den vielen
Vorteilen des Forderungsverkaufs – wie
Bilanzverkürzung, Verbesserung der Liquiditätssituation,
Erhöhung der Eigenkapitalquote
und einem besseren Rating“, kritisiert
er. Doch der Teufel stecke im Detail. So würden
Firmen mit Mindestkonditionen gelockt,
später heiße es dann: Wegen eines höheren
Prüfungs- und/oder Abwicklungsaufwands
müsse ein Aufschlag berechnet werden.
Auch der Forderungseinzug geht meist nicht
glatt über die Bühne. Die Probleme bei der
Schnittstellenanbindung der EDV-Systeme
hätten die Factoring-Gesellschaften inzwischen
gut im Griff, sagt StB Sabisch. Doch eingereichte
Rechnungen würden oft verspätet
gutgeschrieben. „Es gab Fälle, da wurde der
Gegenwert nicht wie versprochen spätestens
nach 48 Stunden überwiesen, sondern erst
einige Tage später“, klagt er. Bei Mahnungen
fehle mitunter das Fingerspitzengefühl, da
alle Schuldner über einen Kamm geschert
und Stammkunden der Forderungsverkäufer
durch das hartnäckige Pochen auf Zahlungsziele
vergrault würden.
Ob sich das Factoring tatsächlich auszahlt,
sollte der Steuerberater mit dem Mandanten
daher im Vorfeld genau prüfen. Komme man
zum Ergebnis, dass es sinnvoll sei, „überlassen
wir ihm die Partnerwahl aber selbst“, so
Sabisch. „Wir wollen uns nicht dem Vorwurf
aussetzen, von Empfehlungen in irgendeiner
Form profitiert zu haben. Daher müsse der
Mandant die Anbahnung des Kontakts in
Eigenregie bewerkstelligen. Erste Informationen
sind zum Beispiel über die Verbände BFM
und DFV erhältlich. Eine andere Möglichkeit,
um einen geeigneten Factoring-Anbieter zu
finden, ist das Online-Portal www.factoringbroker.de
der beiden Finanzierungsexperten
Manfred Gerold aus dem baden-württembergischen
Nürtingen und Klaus-Dieter Sauter
aus dem bayerischen Zangberg.
WP/StB Gerber und StB Sabisch raten, bei
der Auswahl der Factoring-Gesellschaft die
Hausbank einzubinden. Sie verfüge oft über
eine konzerneigene Factoring-Tochter oder
kooperiere mit einem unabhängigen Forde-
rungskäufer. Dieser Weg führt dann zwar
meist nicht zur kostengünstigsten Lösung,
dafür können rechtliche Stolpersteine leichter
beiseite geräumt werden. „Banken lassen sich
häufig einen Teil des Forderungsbestands als
Zusatzsicherheit für Kredite abtreten, der
dann nicht verkauft werden kann“, gibt BFM-
Chef Ernst zu bedenken. „Wird eine bankeigene
Gesellschaft als Forderungskäufer
eingeschaltet, sind die Institute eher bereit zu
prüfen, ob sie die Zusatzsicherheit tatsächlich
noch brauchen“, hat Sabisch festgestellt.
Geldhäuser mit eigenen
Forderungsfinanzierern
Bruch von Opta Data kontert: „Wir haben es
oft mit Geldhäusern zu tun, die über einen
konzerneigenen Forderungsfinanzierer verfügen.“
Der Anbieter aus Essen habe die
Erfahrung gemacht, dass das Loseisen von
Forderungen aus einem bereits abgetretenen
Bestand nicht nur von der Beantwortung der
Frage abhänge, an wen die Forderung verkauft
werden solle. „Kann der Bank dargelegt
werden, dass sich durch die Nutzung des
Factorings die Situation eines Unternehmens
grundlegend verbessert, weil zum Beispiel
gravierende Mängel im Forderungsmanagement
abgestellt werden, wird sie sich gegen
die Freigabe einzelner Forderungen nicht
sperren.“
Unternehmen sollten sich bei der Finanzierung
möglichst breit aufstellen, rät Gerber.
Die Krise habe zwar deutlich gemacht, dass
auch das Factoring kein Allheilmittel sei. Aber
es könne gerade kleineren Firmen helfen,
Schwachstellen im Forderungsmanagement
zu erkennen, so der Berater. „Das schnelle
Schreiben der Rechnung ist für Firmen der
erste Schritt, um sich und ihre Kunden zu
disziplinieren und Forderungen rascher zu
Geld zu machen.“
Norbert
Jumpertz
ist gelernter Bank-
sowie Diplom-Kaufmann
und hat mehrere
Jahre als Analyst und
Redakteur für Wirtschafts-
und Finanzmagazine
gearbeitet.
Derzeit ist er als Autor im Bereich Geldanlage
(Aktien, Immobilien, Investment fonds)
für zahlreiche Fachmagazine tätig.
E-Mail: jumnor@web.de
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