Erfinderaktivitäten 2011 - DPMA
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<strong>DPMA</strong> – <strong>Erfinderaktivitäten</strong> <strong>2011</strong> 49<br />
Elektrische Kraftfahrzeugantriebstechnik<br />
Dipl.Ing. Martin Czech, Dr. Andreas Meixner, Dipl.Ing. Johannes Öttl, Patentabteilung 1.32<br />
Chemische Reaktionen haben die absolut höchsten Energiedichten, wenn man einmal von den Kernreaktionen<br />
absieht. Der auf die Masse bezogene Kennwert von Benzin liegt bei etwa 40 Megajoule pro Kilogramm. Die besten<br />
elektrochemischen Akkumulatoren erreichen noch nicht einmal ein Zehntel dessen und elektrische Konden-<br />
satoren weniger als ein Tausendstel. Aber elektrische Antriebe haben gegenüber allen Wärmekraftmaschinen<br />
einen um das Doppelte höher liegenden Wirkungsgrad und mit der Reversibilität ein Alleinstellungsmerkmal.<br />
Sie können Wärmekraftmaschinen im Kraftfahrzeugbereich durchaus Konkurrenz machen, allerdings sind dazu<br />
erhebliche Entwicklungsanstrengungen nötig.<br />
1 Die steigende Attraktivität elektrischer<br />
Fahrantriebe<br />
Der absehbare Rückgang der weltweit geförderten<br />
Menge an Rohöl nach Überschreiten des „peak-oil“,<br />
sowie der ungebrochene Trend zur individuellen Mo-<br />
bilität veranlassen die Hersteller von Kraftfahrzeugen<br />
vermehrt zur Entwicklung elektrischer Fahrzeugan-<br />
triebe. Schätzungen gehen davon aus, dass bis zum<br />
Jahr 2035 mindestens 70 % der Personenkraftwagen<br />
ganz oder teilweise elektrisch angetrieben sein werden<br />
[1]. Dabei ist das Prinzip elektrisch angetriebener<br />
Automobile keineswegs neu. Am Beginn der Entwick-<br />
lungsgeschichte spielte der elektrische Antrieb sogar<br />
eine weit größere Rolle als der Verbrennungsmotor.<br />
So wird dem US-Amerikaner Thomas Davenport der<br />
Bau des ersten elektrisch angetriebenen Vehikels<br />
im Jahr 1834 zugeschrieben. Um 1899 entwickelten<br />
Ferdinand Porsche und Ludwig Lohner gemeinsam<br />
Elektromobile, welche bereits mit Radnabenmotoren<br />
angetrieben waren. In den USA verbreiteten sich die<br />
elektrisch angetriebenen Fahrzeuge relativ schnell.<br />
1912 waren dort bereits über 34 000 Elektrofahrzeuge<br />
registriert. Paradoxerweise trieb ein Fortschritt auf<br />
dem Gebiet der elektrodynamischen Maschinen, die<br />
Erfindung des elektrischen Anlassers, den Einsatz<br />
des Verbrennungsmotors als Antrieb für Kraftfahr-<br />
zeuge voran. Solche Fahrzeuge konnten bald auch<br />
kostengünstiger hergestellt werden und erreichten<br />
bessere Reichweiten. Zusätzlich trugen das vor allem<br />
in den ländlichen Gebieten noch wenig ausgebaute<br />
elektrische Versorgungsnetz sowie die vergleichswei-<br />
se niedrigen Preise für fossile Brennstoffe zur Verbrei-<br />
tung des Verbrennungsmotors in Fahrzeugen bei [2].<br />
Die chemische Energiedichte eines Brennstoffs wie<br />
Benzin ist immer noch der Energiedichte von elek-<br />
trischen Energiespeichern weit überlegen. Befrie-<br />
digende Aktionsradien von Elektrofahrzeugen sind<br />
daher nur durch aufwendige Maßnahmen wie der<br />
Energierückgewinnung aus Bremsvorgängen mög-<br />
lich. Während bei gewöhnlichen Verbrennungs-<br />
motorfahrzeugen die kinetische Energie des Fahr-<br />
zeugs beim Bremsvorgang mittels Reibungsbremsen<br />
irreversibel in nutzlose Wärme umgewandelt wird,<br />
können elektrische Antriebsmotoren zum Zweck der<br />
Verzögerung generatorisch betrieben werden. Diese<br />
Energie wird dann zunächst zwischengespeichert<br />
und bei künftigen Beschleunigungsvorgängen wieder<br />
verwendet. Die Energiebilanz neuerer Elektrofahr-<br />
zeuge ist daher herkömmlichen Kraftfahrzeugen<br />
deutlich überlegen.<br />
Die bekannten Fortschritte auf dem Gebiet der Mikro-<br />
elektronik und auch der Leistungselektronik, wo<br />
Transistoren mit isoliertem Steuertor (IGBT) ohne<br />
Weiteres Kiloampere bei Sperrspannungen von Kilo-<br />
volt schalten, haben es in den letzten Dekaden ermög-<br />
licht, Stator-Drehfelder mit fast beliebiger Kurven-<br />
form, Stärke und Frequenz robust und mit geringen<br />
Verlusten immer kostengünstiger zu erzeugen. Auch<br />
hat sich die Sensorik so entwickelt, dass eine Rotor-