Erfinderaktivitäten 2011 - DPMA
Erfinderaktivitäten 2011 - DPMA
Erfinderaktivitäten 2011 - DPMA
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
56<br />
meterbereich auf der Aluminiumfolie aus, so dass ein<br />
Dielektrikum einstellbarer Stärke entsteht. Zur Ober-<br />
flächenvergrößerung ist die Aluminiumoberfläche<br />
chemisch aufgeraut, man geht dadurch schon etwas<br />
in Richtung Dreidimensionalität. Typische Baugrößen<br />
haben 10 Millifarad bei 100 Volt Maximalspannung. Ein<br />
damit aufgebautes Kondensatormodul würde für die<br />
obige Anforderung jedoch immer noch etwa 100 000 €<br />
kosten, so dass eine weitere Steigerung der Kapazitäts-<br />
dichte unabdingbar ist. Diese wird mit sogenannten<br />
Doppelschichtkondensatoren erreicht. Dabei entsteht<br />
an einer schwammförmigen Aktivkohleelektrode eine<br />
Isolationsschicht von nur molekularer Schichtdicke.<br />
Der Elektrolyt ist echt dreidimensional in der Elek-<br />
trode gebunden und eine dünne Folie zwischen den<br />
Elektroden verhindert nur deren direkte Berührung.<br />
Man erhält so eine enorme Oberfläche bei kleinem Vo-<br />
lumen und dünnstem Dielektrikum. Teilweise finden<br />
dabei doch RedoxReaktionen statt, so dass je nach<br />
Konstruktion ein fließender Übergang zu den elek-<br />
trochemischen Sekundärelementen besteht. Typische<br />
Baugrößen haben eine Kapazität von 1 Farad. Während<br />
die Leistungsdichte hoch genug ist, so werden für<br />
die Energiedichte immer noch zusätzliche elektro-<br />
chemische Akkumulatoren benötigt, wenn nicht, wie<br />
etwa bei einem Elektro-Linienbus, alle fünf Minuten<br />
eine Nachladung erfolgen kann [9].<br />
Der konstruktionsbedingte Preis für die hohe Kapa-<br />
zität dieser Kondensatoren ist eine relativ geringe<br />
Maximalspannung von etwa 2,5 Volt. Mit höherer<br />
Temperatur und Spannung sinkt die Lebensdauer nach<br />
der bekannten ArrheniusGleichung exponentiell [12].<br />
Während elektrochemische Sekundärelemente unter<br />
normalen Bedingungen ihre Spannung von einigen<br />
Volt nur wenig ändern, so ist bei Kondensatoren eine<br />
regelmäßige Änderung von 0 Volt bis zur zulässigen<br />
Höchstspannung anzusetzen. Die geringe Spannung<br />
pro Kondensator macht bei üblichen Gleichstrom-<br />
zwischenkreisspannungen der Wechselrichter von<br />
1 Kilovolt eine massive Serienschaltung von etwa 400<br />
Kondensatoren notwendig. Dabei ist der Strom für<br />
alle notwendig gleich, jedoch nicht die Spannung. Die<br />
Kapazitätstoleranzen liegen bei typisch 20 % und die<br />
Alterung führt zu weiteren Unterschieden. Der Lade-<br />
zustand der einzelnen Kondensatoren und damit auch<br />
deren Spannung wird daher verschieden sein. Es kann<br />
<strong>DPMA</strong> – <strong>Erfinderaktivitäten</strong> <strong>2011</strong><br />
zu Überspannungen und sogar zur lokalen Spannungs-<br />
umkehr kommen. Während übliche Akkumulatoren<br />
eine Überlastung für kurze Zeit tolerieren, so sind Kon-<br />
densatoren sehr schnell irreversibel geschädigt. Ist nur<br />
ein Kondensator defekt, so kann die gesamte Serien-<br />
schaltung ausfallen. Der Energiespeicher eines solchen<br />
Elektroautos wird also zu einem empfindlichen Inves-<br />
titionsobjekt im Bereich von 10 000 €.<br />
Es besteht daher ein dringender Bedarf für Ladungs-<br />
ausgleichs- und Überwachungsschaltungen hinsicht-<br />
lich der Zellspannung, der Zelltemperatur und der<br />
Parameterhistorie, um der Alterung möglichst vorzu-<br />
beugen und bereits stärker gealterte Kondensatoren zu<br />
schonen. Die Steuerung dazu basiert selbstverständlich<br />
meist auf Mikroprozessoren. Ältere Vorschläge nutzen<br />
Widerstände, die pro Kondensator oder pro Konden-<br />
sator-Reihenmodul überschüssige Energie verheizen.<br />
Dagegen werden heute zumeist induktive Zellaus-<br />
gleichsschaltungen favorisiert. Es sind Schaltungen<br />
nach dem Sperrwandlerprinzip (Figur 14) sowie nach<br />
dem Flusswandlerprinzip (Figur 15) bekannt.<br />
Figur 14: Ladungsausgleichsschaltung mit Sperrwandler (DE<br />
10 2008 021 090 A1).