Financial Repression - Smart Investor
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Abb. 3: Staatspapiere als Ladenhüter (am Bsp. Grossbritannien)<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
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5<br />
Bank of England<br />
Bank of England plus domestic banks<br />
0<br />
1998 2002 2006 2010<br />
Staatspapiere sind am freien Markt immer weniger gefragt. Wesentliche Abnehmer sind<br />
die Notenbank und heimische Institutionen (v.a. Banken), die zum Kauf genötigt werden.<br />
Die Graphik zeigt den Anteil an den gesamten Staatsschulden in UK, die von der<br />
Bank of Eng land oder aber von den Geschäftsbanken gehalten werden.<br />
Quelle: Bank of England, Kirke gaard and Reinhart (2012), IMF, World Economic Outlook<br />
betroffen ist. Da eine Immobilie also buchstäblich nicht weglaufen<br />
kann (also „immobil“ ist), ist sie eines der attraktivsten Betätigungsfelder<br />
der „<strong>Financial</strong> <strong>Repression</strong>“: Jegliche Steuer, die eine als<br />
finanziell besser gestellt wahrgenommene Minderheit trifft, ist im<br />
demokratischen Staat ohnehin mehrheitsfähig. Neben Abschöpfungssteuern<br />
für „Krisengewinnler“ sind der Kreativität bei neuen<br />
Sondersteuern und -abgaben keine Grenzen gesetzt: „Notopfer<br />
EU“, „Euro-Soli“, „Klimahilfswerk“ etc. Aber nicht nur die Gewinne,<br />
auch die Vermögen selbst sind bereits als lohnendes Ziel erfasst.<br />
Auch vor Zwangshypotheken auf Immobilien als „Lastenausgleich“<br />
wird der Staat in einem solchen Umfeld nicht zurückschrecken. Ein<br />
Wiederaufleben der Vermögenssteuer darf ohnehin als sicher gelten,<br />
aber selbst Gedankenspiele über eine echte Enteignung („Vermögensabgabe“)<br />
wurden bereits angestellt – etwa in der Studie der<br />
Boston Consulting Group (BCG) „Back to Mesopotamia“ aus dem<br />
Jahre 2011 (diese Studie wird in Ausgabe 8/2012 ausführlich vorgestellt.<br />
Durch differenzierte Steuersätze wird der Staat zudem besonders<br />
jene Anlagen unattraktiv machen, in die das Sparvermögen<br />
bevorzugt flüchtet. Es ist ein Spiel mit ungleichen Waffen.<br />
Wenn der Staat den Preis setzt<br />
An Immobilien lässt sich noch ein weiteres Maßnahmenfeld<br />
illustrieren – das der Preiskontrollen. Mieten etwa, deren Anstieg<br />
schon heute und im Gegensatz zu den Immobilienpreisen<br />
selbst gesetzlich gedeckelt ist, könnten künftig gänzlich eingefroren<br />
werden. Auch bei Energie und Nahrungsmitteln könnte<br />
es zu solchen Reglementierungen kommen. Was dem Publikum<br />
als starke Maßnahme gegen Preistreiberei verkauft wird, ist<br />
nichts anderes als die dauerhafte Festschreibung eines Markt -<br />
ungleichgewichts mit Angebotsknappheit und Rationierungen.<br />
Wer derart tiefe Eingriffe für unwahrscheinlich hält, der rufe<br />
sich in Erinnerung, dass der Staat schon jetzt mit dem Zins den<br />
zentralen Preis einer Volkswirtschaft einseitig setzt.<br />
Kontrollen und Beschränkungen<br />
Als letztes großes Maßnahmenbündel sollen hier Besitz- und<br />
Verfügungsverbote bzw. Beschränkungen angesprochen werden.<br />
Wenn der Staat schon die Flucht in alternative heimische<br />
Märkte<br />
Anlageklassen durch Abgaben unattraktiv macht, erschwert oder<br />
gänzlich unterbindet, dann wird er dies erst recht bei möglichen<br />
Abflüssen der Mittel aus seinem Einflussbereich versuchen. Ein<br />
relativ unattraktiver Kapitalmarkt muss zwangsläufig abgeschottet<br />
werden, um nicht auszubluten. Die logische Folge der<br />
Niedrigzinspolitik sind auf Sicht Kapitalverkehrskontrollen und<br />
-beschränkungen. Eine besondere Stellung nehmen vor diesem<br />
Hintergrund Edelmetalle ein. Diese Sachwerte sind im Gegensatz<br />
zu Immobilien weltweit von Nutzen und lassen sich nicht<br />
ganz so leicht strafbesteuern wie Immobilien. Man kann sich<br />
leicht ausmalen, dass dieses Schlupfloch aus dem Papiergeldsys -<br />
tem, das Alan Greenspan schon 1966 zutreffend identifiziert hat,<br />
dem Staat ein besonderer Dorn im Auge ist. Neben der üblichen<br />
Anti-Gold-Propaganda, die allerdings bereits deutliche Abnutzungsspuren<br />
zeigt, kann es auch hier im weiteren Krisenverlauf<br />
zu härteren Maßnahmen kommen: Meldepflichten, Verfügungsbeschränkungen<br />
und schließlich ein Besitzverbot. Maßnahmen,<br />
die sich übrigens wesentlich<br />
müheloser auch auf Bargeld anwenden<br />
lassen und zum Teil<br />
auch schon angewendet werden,<br />
wie z.B. in Spanien, wo kürz -<br />
lich eine Obergrenze von 2.500<br />
EUR für Bargeldzahlungen eingeführt<br />
wurde.<br />
„Im Würgegriff des Staates“: In Aus -<br />
gabe 7/2010 erläuterte <strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong><br />
bereits vor zwei Jahren Investment-<br />
Verbote, -Zwänge und -Kontrollen<br />
Fazit<br />
Im Umfeld der <strong>Financial</strong> <strong>Repression</strong><br />
ist das reale(!) Sparvermögen<br />
der Bürger in akuter Gefahr.<br />
Ohne genau sagen zu können,<br />
welche Maßnahmen letztlich<br />
konkret umgesetzt werden, ist<br />
eines doch sicher: Der Staat versucht<br />
seine Schuldenquoten zulasten<br />
der Sparvermögen seiner<br />
Bürger zurückzuführen. Wer diese schleichende Enteignung<br />
nicht klaglos hinnehmen will, der wird bei der Suche nach realem<br />
Kapitalerhalt mit allerlei Steuern und Zwangsmaßnahmen<br />
traktiert. Das A und O in einem derart ungleichen Spiel besteht<br />
darin, sich seine Flexibilität zu bewahren.<br />
Ralph Malisch<br />
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<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> 7/2012 17