Financial Repression - Smart Investor
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Instrumente<br />
„Wir glauben, dass die Gesundheits re form<br />
in den USA ihren Weg machen wird“<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> im Gespräch mit Dieter Robl, Vorstandsvorsitzender der CAPITAL-<br />
FORUM AG und Fondsmanager, über die Zukunft der Pharmabranche und Stockpicking<br />
im Gesundheits-Sektor<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Herr Robl, Healthcare-Aktien gelten oft als<br />
sicherer Hafen. Das ist aber nicht die ganze Wahrheit. Gerade<br />
Pharmafirmen können heftig schwanken, wenn Patente auslaufen<br />
und keine attraktiven Produkte in der Pipeline sind. Wo sehen<br />
Sie positive und negative Impulse für die Branche?<br />
Robl: Die großen Pharmafirmen weisen sehr solide Bilanzen<br />
auf und haben in den letzten 30 Jahren gut verdient. Allerdings<br />
mangelt es an neuen Produkten in der Pipeline, weil die Forschung<br />
sehr teuer geworden ist. Das schmälert die Aussichten.<br />
Die Politik achtet sehr auf die Begrenzung der Kosten im Gesundheitswesen.<br />
Aus diesem Grund werden Generika-Firmen<br />
übernommen. Das ist ein Trend, der weltweit zu beobachten ist<br />
und der sich fortsetzen wird. Dabei werden durchaus auch hohe<br />
Aufgelder bezahlt. Pharmafirmen werden künftig noch mehr<br />
gemeinsam forschen, um die Chancen zu erhöhen und Risiken<br />
zu minimieren. Bei Regressfällen wird in solchen Fällen auch<br />
das Risiko geteilt. Viele Biotechfirmen, die schon Grundlagenforschung<br />
betrieben haben, sind attraktive Übernahmeziele.<br />
Generell gilt für die Pharmabranche, dass sie von der demografischen<br />
Entwicklung in den Industrieländern profitiert. Auch in<br />
den Emerging Markets besteht ein Bedarf an besserer medizinischer<br />
Versorgung. Darüber hinaus nehmen in diesen Ländern<br />
durch den Wohlstand auch die Zivilisationskrankheiten zu. Daher<br />
denken wir, dass sich die Branche relativ unabhängig von<br />
der Konjunktur entwickeln wird.<br />
Foto: PantherMedia / James Barber<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Gibt es ein bestimmtes Verhältnis zwischen<br />
Large Caps und Small Caps im CF Equities HAIG Pharma-Fonds?<br />
Wie begrenzen Sie Risiken?<br />
Robl: Die Kerninvestments mit Large Caps machen circa 50%<br />
des Fondsvolumens aus. Sie sind international ausgerichtet. Im<br />
Hinblick auf die Eurokrise legen wir auch Wert auf Währungsstreuungen.<br />
Novartis und Roche aus der Schweiz zählen beispielsweise<br />
zu den Basisinvestments. Viele Innovationen kommen<br />
aus Nordamerika. Deshalb muss man auch in der Region<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> 7/2012<br />
FONDS: INTERVIEW<br />
Dipl.-Volkswirt Dieter Robl (Jahrgang<br />
1962) ist seit 2004 Vorstandsvorsitzender<br />
der CAPITAL-FORUM AG und seit<br />
1996 Manager des CF Equities HAIG<br />
Pharma-Fonds. Vor der Gründung der<br />
CAPITAL-FORUM AG 1995 war Robl<br />
Portfoliomanager bei der Dresdner Bank.<br />
investiert sein. Wir haben aber<br />
auch jordanische Generikahersteller<br />
im Portfolio. Eine internationale<br />
Ausrichtung, auch zur Risikostreuung,<br />
ist für ein erfolgreiches<br />
Investment im Pharmabereich unabdingbar.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Der Fonds umfasst die Bereiche Basischemie,<br />
Gesundheitswesen und Biotechnologie. Wie findet der Selektionsprozess<br />
der Einzeltitel statt?<br />
Robl: Eine Verbindung zur Pharmaindustrie muss auch bei den<br />
Basischemie-Unternehmen vorhanden sein. Wir greifen bei der<br />
Aktienauswahl auf Subadvisors zurück, die aus der Pharma -<br />
branche kommen. Ohne Leute, die aus dem Geschäft kommen,<br />
kann man Chancen und Risiken kaum einschätzen. Bei den Biotech-<br />
und Generika-Firmen achten wir darauf, dass ein größeres<br />
Produktportfolio vorhanden ist. Wir investieren nicht in<br />
Biotechfirmen, die noch Basisforschung betreiben. Die Beurteilung<br />
der Managementqualität nimmt bei der Auswahl einen hohen<br />
Stellenwert ein. Wenn das Portfolio passt, schreckt uns<br />
auch der Finanzbedarf der Unternehmen nicht ab. In Neugründungen<br />
investieren wir allerdings nicht. Aktien, die unseren Anforderungen<br />
entsprechen, halten wir auch länger. Die durchschnittliche<br />
Haltedauer bei den Biotechs kann drei bis fünf Jahre<br />
betragen.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Sehen Sie durch die bevorstehende Entscheidung<br />
des Supreme Court über „Obamacare“ oder durch die<br />
Präsidentenwahlen Auswirkungen auf die US-amerikanische<br />
Pharmaindustrie?<br />
Robl: Wir glauben, dass die Gesundheitsreform in den USA<br />
ihren Weg machen wird. Die Situation wird sicher nicht wieder<br />
auf null zurückgesetzt, selbst wenn es einen republikanischen<br />
Präsidenten gibt oder bestimmte Aspekte durch das Gericht in<br />
Frage gestellt werden.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Herr Robl, vielen Dank für das Gespräch.<br />
Interview: Christian Bayer