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Financial Repression - Smart Investor

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der Regel ein hohes Interesse daran, die großen „Storys“ nicht<br />

zu verpassen – auch wenn das bedeutet, verspätet auf den Zug<br />

aufzuspringen. Er handelt also aus seiner Sicht rational, selbst<br />

dann, wenn er es „eigentlich besser weiß“ und lieber nicht jedem<br />

Trend nachlaufen würde. Der Grund: Das Herdenverhalten<br />

ist für ihn sinnvoll, weil er dadurch sein Karriererisiko minimiert<br />

– also die Gefahr, eine deutliche Underperformance abzuliefern.<br />

Zugleich sind bei einem solchen Herdenverhalten auch<br />

die Chancen auf eine deutliche Outperformance minimal.<br />

Merkmale des Herdenverhaltens<br />

Ein starkes Herdenverhalten lässt sich häufig leicht erkennen.<br />

Allerdings stellt sich dann die Frage, ob es nicht dennoch sinnvoll<br />

sein kann, auf den Zug aufzuspringen, um von weiteren Extrembewegungen<br />

zu profitieren. Die Studie „Hedge Funds and<br />

the Technology Bubble“ von Brunnermeier/Nagel (2004) kommt<br />

zu dem Schluss, dass Hedgefonds während der Internetblase<br />

bis zum Jahr 2000 genau dies taten: Sie setzten trotz der bereits<br />

hohen Bewertungen auf weiter steigende Kurse, da dies unter<br />

Berücksichtigung des extremen Herdenverhaltens zu dieser<br />

Zeit zu erwarten war.<br />

In Zeitreihen lassen sich Herding-Effekte gut anhand hoher<br />

Werte bei der Autokorrelation der Kurse erkennen, da sich häufig<br />

über längere Zeiträume einseitige Bewegungen herausbilden.<br />

Visuell sind starke Herdeneffekte anhand parabolisch verlaufender<br />

Kurse zu erkennen, wie dies zuletzt bei der Aktie von<br />

Apple offensichtlich war (Abb. 1). Im letzten Jahr platzte die<br />

Blase bei Netflix, nachdem die Aktie zuvor immer steiler anstieg<br />

(Abb. 2). Solche Bewegungen führen früher oder später zu<br />

einem sogenannten „crowded trade“, in dem sehr viele Akteure<br />

um jeden Preis dabei sein möchten.<br />

Herdentrieb überall<br />

Begleitet werden die genannten Kursbewegungen häufig von<br />

weiteren Herdeneffekten, die sich letztlich gegenseitig begüns -<br />

tigen. Offensichtlich ist der Herdentrieb vor allem in den Medien,<br />

die in ihrer Berichterstattung oft dem Sentiment sowie dem<br />

Kursverlauf der Weltmärkte folgen. Weiterhin zeigte die Studie<br />

Hintergrund<br />

Abb. 2: Herdentrieb in beide Richtungen (Netflix)<br />

Oft enden sogenannte „crowded trades“ in einer Blase, die früher oder später platzen<br />

muss. Dies war bei der Netflix-Aktie der Fall, die bis zum Juli 2011 eine unglaubliche<br />

Rally hinlegte. Im Anschluss kippte das Sentiment und der Herdeneffekt drehte von<br />

Euphorie in Panik. Von Hoch zu Tief gerechnet fünftelte sich die Aktie in vier Monaten.<br />

„Do Analysts Herd?“ von Jegadeesh (2007), dass Analysten in<br />

ihren Einschätzungen einem Herdentrieb unterliegen. Zudem<br />

gibt es gemäß der Studie „Herd Behavior and Cascading in<br />

Capital Markets“ von Hirshleifer et al. (2001) Herdeneffekte unter<br />

anderem bei Investitionsentscheidungen von Unternehmen<br />

und bei der Ausgabe neuer Aktien bzw. bei Börsengängen.<br />

Ein ganz anderer Aspekt des menschlichen Herdenverhaltens<br />

wird deutlich, wenn wir uns einen Bank Run vor Augen halten.<br />

Letztlich ist dies nichts anderes als ein massives Herdenverhalten,<br />

das im Extremfall sogar eine gesunde Bank gefährden kann, wenn<br />

entsprechend unwahre, aber für die Kunden zunächst glaubwürdige<br />

und sensible Nachrichten über Zahlungsschwierigkeiten bekannt<br />

werden. Ebenso sind viele soziale Massenphänomene wie<br />

zum Beispiel eine Panik im Fußballstadion letztlich eine Form des<br />

Herdenverhaltens. Aufgrund der Tatsache, dass der Herdentrieb<br />

insbesondere in Extremsituationen so fest in den Menschen verankert<br />

ist, kann es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch an den<br />

Märkten wieder große Herdeneffekte zu beobachten sind.<br />

Marko Gränitz<br />

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