Financial Repression - Smart Investor
Financial Repression - Smart Investor
Financial Repression - Smart Investor
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
76<br />
„Alle anderen Vorgehensweisen<br />
um Längen geschlagen“<br />
Interview mit Thomas Gebert, der seit vielen Jahren mit seinem Börsenindikator gute<br />
Signale für den DAX liefert.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Herr Gebert, Sie haben vor fast 20 Jahren einen<br />
DAX-Börsenindikator entwickelt, der seither eine sehr beachtliche<br />
Trefferquote zeigt. Wie kamen Sie denn überhaupt auf die<br />
Idee dafür?<br />
Gebert: Als Anfang der Neunzigerjahre die ersten Heimcomputer<br />
auf den Markt kamen, habe ich die rückgerechneten DAX-<br />
Notierungen von 1962 bis 1992 in eine Excel-Datei getippt. Mit<br />
diesen 8.000 Tageskursen habe ich alle bekannten Modelle, Indikatoren<br />
und Strategien und Hunderte selbst ausgedachte<br />
noch dazu getestet. Ich wollte wissen, welche Verhaltensweise<br />
mir in den 30 vorangegangenen Jahren den höchsten Gewinn<br />
beschert hätte. Herausgekommen ist der Börsenindikator. Er<br />
hätte in dem betrachteten Zeitraum alle anderen Vorgehensweisen<br />
um Längen geschlagen.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Basiert Ihr Modell auf den DAX-Kursen selbst<br />
oder auf anderen Daten?<br />
Gebert: Bei meinen Analysen hat sich ergeben, dass man mit<br />
Indikatoren, deren einzige Informationsquelle die Kurse selbst<br />
oder mathematische Ableitungen der Kurse sind, auf Dauer keinen<br />
Vorteil erzielen kann. Anders ausgedrückt: Der DAX kennt<br />
sein weiteres Schicksal nicht. Die eigene Zukunft liegt in seinem<br />
Kursverlauf nicht verborgen. Alles andere wäre auch ein mathematisches<br />
Wunder. Den DAX konnte man nur mit externen<br />
Informationen schlagen.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Hat jede einzelne der in das Modell einfließenden<br />
Datenreihen bereits eine gute Aussagekraft oder nur kombiniert?<br />
Gebert: Jeder einzelne Punkt des Indikators hätte bereits für<br />
sich alleine genommen bei Beachtung im untersuchten Zeitraum<br />
das Anlageergebnis mehr als<br />
verdoppelt. Und das bei dem nur<br />
halben Risiko, denn der <strong>Investor</strong><br />
war ja bei jedem der Indikatoren<br />
nur etwa die Hälfte der Zeit inves -<br />
tiert.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> 7/2012<br />
Potpourri INTERVIEW MIT EINEM INVESTOR<br />
Warum der DAX auf 10.000 Punkte<br />
steigt“, Thomas Gebert, Börsen -<br />
buch verlag, 112 Seiten; 7,50 EUR<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Wie funktioniert<br />
denn der Indikator genau?<br />
Gebert: Es gibt einen Punkt, wenn<br />
wir uns in der günstigen Jahreszeit<br />
von November bis April befinden,<br />
und einen, falls die letzte Zinsänderung<br />
der EZB eine Senkung war.<br />
Liegt die Inflationsrate aktuell unter<br />
dem Wert von vor zwölf Monaten,<br />
wird ein Punkt gutgeschrie-<br />
Der studierte Physiker Thomas Gebert<br />
hat bereits Anfang der 90er Jahre den<br />
Börsenindikator entwickelt, welcher seither<br />
ziemlich zuverlässig Signale für die<br />
Hausse- und Baisse-Phasen des deutschen<br />
Aktienindex gibt. Mehr Infos dazu<br />
und die aktuellen Signale sind seiner<br />
Website www.gebert-börsenindikator.de<br />
zu entnehmen. Gebert hat zudem bisher<br />
fünf Bücher zu Börsenthemen verfasst.<br />
ben, und einen gibt es, wenn der<br />
Dollar gegen den Euro höher als<br />
vor einem Jahr notiert. Ergibt die Summe der Punkte drei oder<br />
vier, ist dies ein Kaufsignal, null oder ein Punkt wird als Verkaufssignal<br />
gewertet und zwei Punkte sind neutral und ändern<br />
das zuletzt generierte Signal nicht.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Im Augenblick steht Ihr Indikator 3 zu 1, steht<br />
also auf Hausse. Was müsste bei den vier Einzelindikatoren passieren,<br />
damit das Pendel in Richtung Baisse umschwenkt?<br />
Wann rechnen Sie frühestens damit?<br />
Gebert: Im Moment müsste die Inflationsrate (HCPI im Euroraum)<br />
auf oder über den Vorjahreswert von 2,8% und der Euro gegen den<br />
Dollar auf oder über den Vorjahreswert von 1,42 steigen. Beides ist<br />
im Moment wenig wahrscheinlich. Vor dem Mai des nächsten Jahres<br />
wird daher vermutlich kein Verkaufssignal auftreten.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Wir beobachten immer wieder, dass Modelle,<br />
die auf fundamentalen oder Intermarketdaten aufgebaut sind,<br />
von Zeit zu Zeit von ihren Schöpfern geändert werden, da sie offensichtlich<br />
ab einem gewissen Punkt nicht mehr funktionieren.<br />
Haben Sie denn Ihr Modell schon einmal ändern müssen?<br />
Gebert: Nur in Kleinigkeiten. Zum Beispiel musste beim Wechsel<br />
von DM in den Euro der Anstieg des Konsumentenpreisindex<br />
für Deutschland durch den harmonisierten Verbraucherpreis -<br />
index ersetzt werden. Der beachtete Zins war dann nicht mehr<br />
der Diskontsatz der Bundesbank, sondern der Hauptrefinanzierungssatz<br />
der EZB, und der Dollar-DM-Wechselkurs wurde durch<br />
den Euro-Dollar-Wechselkurs ersetzt. Ansonsten bestand nicht<br />
die Notwendigkeit, etwas zu ändern. Sowohl in den 31 Jahren<br />
von 1962 bis 1992 als auch von 1992 bis heute unter realen Bedingungen<br />
hat der Indikator sensationelle Ergebnisse geliefert.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Haben Sie irgendwelche Exit- oder Stopp-Loss-<br />
Regeln, falls das System long von einem Crash erwischt wird?<br />
Gebert: Nein. Das System hat bisher alle Crashs umschifft.