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Financial Repression - Smart Investor

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Hintergrund<br />

Zug um Zug<br />

Wie die geostrategische Politik der USA sehenden<br />

Auges auf den nächsten großen Krieg zusteuert –<br />

mit Syrien und dem Iran im Fokus.<br />

20 <strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> 7/2012<br />

GEOPOLITIK<br />

Im Jahr 2007 gab der ehemalige Bewerber um die demokratische<br />

Präsidentschaftskandidatur, der Viersternegeneral und<br />

NATO-Oberbefehlshaber a.D. Wesley Clark, ein bemerkenswertes<br />

Interview. Er sprach von einer sonderbaren Begegnung mit<br />

einem seiner früheren Mitarbeiter. Dieser berichtete ihm nur<br />

wenige Wochen nach den Anschlägen des 11. Septembers von<br />

einem Memo aus dem Verteidigungsministerium. Darin wurde<br />

festgehalten, dass die USA planten, nach dem Angriff auf Afghanistan<br />

innerhalb der kommenden fünf Jahre weitere sieben Länder<br />

im Nahen und Mittleren Osten anzugreifen: Irak, Libanon,<br />

Somalia, Sudan, Libyen, Syrien und schlussendlich Iran.<br />

Ein neues Jahrhundert<br />

Bemerkenswert ist die Aussage in mehrfacher Hinsicht. Zum einen<br />

ist Wesley Clark eben nicht irgendwer, sondern als ehemaliger<br />

hochrangiger Militär eine ernstzunehmende Stimme. Zum<br />

anderen aber zeigt es klar, dass zahlreiche Ereignisse der vergangenen<br />

zehn Jahre im Nahen und Mittleren Osten eben nicht<br />

plötzlich auftraten, sondern von langer Hand geplant gewesen<br />

sind. Dies beweist auch die mittlerweile recht bekannt gewordene<br />

Studie des Think Tanks „Project for a new American Century“<br />

(PNAC) namens „Rebuilding America’s Defenses – Strategy, Forces<br />

and Resources for a new Century“. Zahlreiche Mitglieder der<br />

späteren Bush-Administration wie beispielsweise Dick Cheney,<br />

Donald Rumsfeld oder Paul Wolfowitz waren Mitglieder dieser<br />

im Jahr 2006 aufgelösten Denkfabrik. In der Studie selbst wurde<br />

gefordert, dass die USA das Machtvakuum, welches nach dem<br />

Ende des Kalten Krieges entstanden war, auffüllen und nach globaler<br />

Vorherrschaft streben sollten. Dies sei nur zu erreichen,<br />

wenn das US-Militär gegenüber jedem Gegner eine „Full-Spectrum-Dominance“<br />

(zu Deutsch etwa: Überlegenheit auf allen Ebe-<br />

Wesley Clark im Interview, in welchem er die sonderbare Begegnung wenige<br />

Tage nach dem 11. September im Verteidigungsministerium schildert.<br />

Quelle: Youtube<br />

nen) herstellen könne. Dabei bezog sich die Studie nicht nur auf<br />

die drei klassischen Bereiche (Boden, See und Luft), sondern<br />

schloss ausdrücklich den Weltraum, die Telekommunikation<br />

und den Cyberspace mit ein. Natürlich lässt sich ein Krieg nicht<br />

ohne Energie führen, und somit lag ebenfalls ein besonderes Augenmerk<br />

der Studie auf dem Nahen Osten und den ihn umgebenden<br />

energiereichen Regionen. Über diese müssten die USA besonders<br />

wachen – vor allem der Irak wurde immer wieder genannt.<br />

Dieser wurde dann auch dementsprechend als zweites<br />

Land nach Afghanistan besetzt – unter dem fadenscheinigen Argument,<br />

Saddam Hussein verfüge über Massenvernichtungswaffen<br />

und plane deren Einsatz. Außerdem wurde das irakische Regime<br />

mit Al-Qaida in Verbindung gebracht. Das war natürlich Unsinn,<br />

wurde aber von der US-Bevölkerung geschluckt.<br />

Fünf von sieben<br />

Inzwischen sind fünf der sieben genannten Länder im Sinne der<br />

US-amerikanischen Doktrin angegangen worden: Der Irak wurde<br />

besetzt, die somalischen Gewässer rund um das Horn von Afrika<br />

werden von internationalen Flottenverbänden kontrolliert,<br />

während das Land selbst vom Bürgerkrieg zerrissen ist und weite<br />

Teile inzwischen von Kenia besetzt wurden. Der Sudan, in welchem<br />

sich China sehr stark engagierte, wurde nach dem Bürgerkrieg<br />

und den (vermeintlichen) Massakern um Darfur auf Druck<br />

der UNO in zwei Teile geteilt. Der ölreiche (und christliche) Süden<br />

hat somit zurück in das Lager des Westens gefunden. Libyen<br />

wurde mittels NATO-Bombern von Diktator Gaddafi „befreit“,<br />

Hauptargument hierbei war die Verhinderung einer „humanitären<br />

Katastrophe“. Das Mandat des UN-Sicherheitsrates beschränkte<br />

sich zwar auf die Einrichtung einer Flugverbotszone,<br />

was die NATO-Truppen allerdings nicht weiter kümmerte. Das<br />

Land droht inzwischen in einzelne Stammesgebiete zu zerfallen.<br />

Ein neuerlicher Bürgerkrieg erscheint nicht unwahrscheinlich.<br />

Da aber der westliche Einfluss auf die ölreichen Gebiete der Cyrenaika<br />

gesichert wurde, stört dieses kleine Detail nicht weiter.

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