Financial Repression - Smart Investor
Financial Repression - Smart Investor
Financial Repression - Smart Investor
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
66<br />
Research – Aktien MONEYTALK<br />
„Wir befinden uns in einem<br />
Transformationsprozess“<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> sprach mit Dr. Alexander Blum, CFO der Gigaset AG (IK), über die Folgen<br />
der Euro-Krise, neue Geschäftsfelder und die zuletzt enttäuschende Kursentwicklung.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Dr. Blum, der überwiegende Teil Ihres Geschäfts<br />
entfällt auf Europa. Wie sehr beunruhigt Sie vor diesem Hintergrund<br />
die Eurokrise?<br />
Blum: Wir machen knapp 80% unserer Umsätze in Europa. Da ist<br />
nur logisch, dass wir die Situation mit großer Sorge verfolgen.<br />
Als Unternehmen stellen wir uns auf mindestens zwei äußerst<br />
harte Jahre ein, wobei neben den grundsätzlichen Konjunktur -<br />
risiken für uns auch die rückläufige Entwicklung des Cordless-<br />
Voice-Marktes eine Herausforderung darstellt.<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Was spüren Sie bislang von den konjunkturellen<br />
Verwerfungen in Ländern wie Spanien, Italien oder Griechenland?<br />
Blum: Das Konsumentenverhalten ist in den meisten Ländern<br />
merklich angeschlagen, hinzu kommt eine vielerorts hohe Arbeitslosigkeit.<br />
Allerdings ist Griechenland für uns kaum von Bedeutung.<br />
Dafür stellt sich auch in Deutschland die Situation inzwischen<br />
schwieriger dar als noch vor einem Jahr. Gleichwohl<br />
betrachten wir das aktuelle Umfeld auch als Chance. So möchten<br />
wir die Konsolidierung nutzen und Marktanteile hinzugewinnen.<br />
Wir glauben an unsere Wettbewerbsvorteile gegenüber den<br />
vielen B-Brands. Diesen fehlt es zumeist an der kritischen Größe<br />
und einer bei Verbrauchern hinreichend bekannten Marke.<br />
Gigaset<br />
Ende 2010 beschloss der Vorstand der Arques Industries AG, aus dem<br />
Geschäft mit Firmensanierungen, Restrukturierungen und Übernahmen<br />
auszusteigen und sich fortan ganz auf die Weiterentwicklung der<br />
seinerzeit wertvollsten Beteiligung Gigaset zu konzentrieren. Hierzu<br />
war es zunächst notwendig, den lange schwelenden Streit mit dem<br />
Miteigentümer Siemens beizulegen und in einem nächsten Schritt den<br />
bei Siemens verbliebenen Anteil zu übernehmen. Damit wurde<br />
Gigaset (515 600) EUR<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong> 7/2012<br />
<strong>Smart</strong> <strong>Investor</strong>: Sie wollen Ihr<br />
Stammgeschäft „Cordless Voice“<br />
um neue Angebote erweitern.<br />
Können Sie hier schon etwas<br />
konkreter werden?<br />
Blum: Uns war schon länger bewusst,<br />
dass wir allein mit der<br />
Schnurlostelefonie nicht wachsen<br />
können. Daher soll das Geschäft<br />
um zwei Säulen ergänzt<br />
werden. Da wäre zum einen das<br />
Geschäftskundengeschäft, kurz<br />
B2B. Dort sind wir schon heute<br />
als Zulieferer unterwegs. In Zukunft<br />
sollen hier Endgeräte und Dr. Alexander Blum<br />
Kommunikationslösungen unter<br />
dem Namen „Gigaset Pro“ vermarktet werden. Dabei konzentrieren<br />
wir uns auf kleinere Unternehmen, Arztpraxen und Kanzleien,<br />
wo wir nicht auf die Ciscos dieser Welt treffen. Der andere Bereich<br />
nennt sich „Home Networks“ und wurde von unserem neuen CEO<br />
Charles Fränkl maßgeblich forciert. Unser Fokus liegt hier auf<br />
dem Massenmarkt. Mit DECT-Chips ausgestattete Sensoren –<br />
Gigaset eine 100%ige Tochter der Arques, die sich daraufhin in<br />
„Gigaset“ umbenannte. 2011 schloss der Konzern die Bereinigung<br />
seines früheren Beteiligungsportfolios mit dem Verkauf der Van<br />
Netten-Gruppe ab. Gigaset ist nach eigenen Angaben europäischer<br />
Markt- und Technologieführer bei schnurlosen Telefonen. Weltweit sei<br />
man die Nummer zwei im Bereich der DECT-Telefonie. DECT ist die<br />
gebräuchliche Abkürzung für „Digital Enhanced Cordless Tele -<br />
communi cations“.<br />
Mit den Zahlen zum ersten Quartal wiederholte Gigaset seine bereits<br />
zuvor kommunizierten Ziele. Demnach erwartet der Vorstand für 2012<br />
einen Umsatz auf Höhe des Vorjahres (aus fortgeführtem Geschäft:<br />
458,6 Mio. EUR 2011). Gleichzeitig dürfte das operative Ergebnis<br />
zurückgehen – wie stark, wollte das Unternehmen bislang nicht sagen.<br />
Seit Januar verstärkt der Schweizer Charles Fränkl zudem als CEO die<br />
Führungsspitze des Konzerns. Fränkl war zuvor Vorstandschef beim<br />
Internetbezahldienst Click&Buy. Auf der Hauptversammlung Mitte<br />
Juni stellte er die Eckpunkte seiner neuen Wachstumsstrategie vor. Mit<br />
einem Börsenwert von zuletzt 72 Mio. EUR zählt die Gigaset-Aktie zu<br />
den kleinsten Titeln im TecDAX-30. Es wird erwartet, dass der Wert den<br />
Index schon im Herbst wieder verlassen muss.<br />
Marcus Wessel