Forschung . Begleitung . Entwicklung - Deutsches Institut für ...
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5. Zur Relevanz der Untersuchung <strong>für</strong> die Erwachsenenbildung<br />
Wer heute die Relevanz der <strong>Forschung</strong> <strong>für</strong> die Praxis anspricht, sieht sich<br />
Mißverständnissen ausgesetzt. Allzu oft ist in letzter Zeit von der möglichen<br />
Verwendbarkeit der <strong>Forschung</strong>, ja ausdrücklich von Verwendungsforschung die<br />
Rede gewesen. Bei der publizistischen Grobheit, mit der dies vielfach geschieht,<br />
ist in Vergessenheit geraten, daß Verwendungsforschung genau genommen<br />
heißt, Verwendungsprozesse zu erforschen. Das könnte von allzu kurzschlüssigen<br />
Transfervorstellungen befreien. Dann sind mit Relevanz nicht Handlungskonsequenzen<br />
gemeint. Die Frage danach ist zwar durchaus verständlich, und<br />
es kann auch Situationen geben, in denen eine solche Dienstleistung der <strong>Forschung</strong><br />
erbracht wird. Unabhängig vom Handlungsbezug kann <strong>Forschung</strong> aber<br />
schon eine Bedeutung <strong>für</strong> die Erwachsenenbildungspraxis haben. Insofern sie<br />
daran interessiert sein muß, die Bedingungen der Tätigkeit so gut wie möglich zu<br />
kennen, stellt sich die Frage, welche Erkenntnishilfen <strong>Forschung</strong> geben kann.<br />
Dabei geht es dann nicht so sehr um gesicherte quantitative Daten als vielmehr<br />
um die Erschließung der Zusammenhänge des Wirkungsfeldes, um die Sensibilisierung<br />
<strong>für</strong> diese Zusammenhänge zu erhöhen. In diesem Sinne ist es zu verstehen,<br />
wenn hier von Relevanz gesprochen wird. Mit ihr sollte der Auslegungshorizont<br />
<strong>für</strong> das Situationsverstehen erweitert werden. Damit sind dann keine Handlungsvorschriften<br />
verbunden, aber es ist doch ein Rückhalt <strong>für</strong> didaktische Erprobungen<br />
gegeben. Diese Vorläufigkeit des Erkenntnisertrags ist gar nicht zu<br />
unterschätzen, weil Erwachsenenbildung und so auch die Bildung Älterer immer<br />
in ein unbekanntes Feld anderer Erfahrung hineinzuwirken unternimmt.<br />
Unabhängig von dieser spezifischen Sensibilisierungsfunktion kann <strong>Forschung</strong><br />
natürlich zuerst einmal zur Selbstvergewisserung der praktischen Arbeit genutzt<br />
werden. Sie kann den Argumentationszusammenhang der professionellen Tätigkeit,<br />
der in der Erwachsenenbildung immer auch Legitimationszusammenhang<br />
ist, bestätigen oder in Frage stellen. Die hier rekapitulierte Studie bietet eine<br />
Vergewisserung, um nicht zu sagen Rechtfertigung <strong>für</strong> eine bestimmte Form der<br />
Planungsaktivität, die in den letzten Jahren entfaltet worden ist: die zur Förderung<br />
der Bildung älterer Menschen. Die früher ihr gegenüber negative Geste<br />
politisch Verantwortlicher ist seltener geworden. Statt dessen war in jüngster Zeit<br />
die These in Umlauf geraten, in den über 50- oder 60jährigen stecke ein höheres<br />
Maß an Entfaltungspotential als früher angenommen, das durch Bildungsangebote<br />
gefördert werden könne und solle. Daß eine solche Annahme berechtigt ist,<br />
wird durch die vorliegende Studie gestützt, insbesondere aber auch die Einsicht,<br />
daß pauschale Aufforderungen oder Zurückweisungen unangebracht sind und<br />
nur eine differenzierte Sichtweise realitätsgerecht ist. Es will begriffen sein, daß<br />
die Individualisierungsprozesse heute bis ins hohe Alter reichen.<br />
Es ist dies zuerst einmal eine generalisierende Feststellung zugunsten einer<br />
Differenzierung. Sie ist also mit einiger Vorsicht zur Kenntnis zu nehmen. Allerdings<br />
ist hier nicht der Ort, Einzelergebnisse der Studie forschungsmethodisch<br />
unter die Lupe zu nehmen und ausfindig zu machen, wo etwa eine Relativierung<br />
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